Review

Katastrophen und Zerstörung haben spätestens seit den 70er Jahren ihren festen Platz im Kino. Gerade zu dieser Zeit überschwemmten Streifen wie Airport oder Poseidon Inferno und deren unzählige Ableger die Kinos.

Nachdem die Welle kommerziell und soweit überhaupt möglich künstlerisch dann irgendwo zwischen Italien und Namibia auf Grund gesetzt wurde war vorerst mal Schicht im Schacht bis ausgerechnet unser dt. Spätzle-Export in Hollywood, Roland Emmerich im Jahre 1996 in „Independence Day“ eine außerirdische Invasion auf die Menschheit losließ, die die typischen Wahrzeichen US-amerikanischer Geschichte förmlich atomisierte. Zugegeben war dies eine etwas andere Dimension von Katastrophe und Zerstörung als zuvor, sie erwies sich aber als finanziell mehr als einträglich.

Acht Jahre später gab es dann einen Nachschlag in Form von „The Day After Tomorrow“, in dem das Zerstörungs- und Katastrophenszenario zwar anders, dafür aber umso aktueller mit dem durch den Menschen verursachten Klimawandel begründet wurde.

Getreu dem Motto „Was zweimal funktioniert, bringt auch beim dritten Aufguss Kohle“ folgte dann also 2009 Emmerichs bisher letzter Weltuntergangs-/ Katastrophen- bzw. Zerstörungstrip mit dem Titel „2012“.

Als Forscher feststellen, dass Eruptionen auf der Sonne dazu führen, dass sich der Erdkern immer mehr aufheizt und dadurch die Erdkruste instabil wird, schlagen sie im verborgenen Alarm. Gemäß wissenschaftlicher Berechnungen wird im Jahr 2012 die Erdkruste so instabil sein, dass sich neben unzähligen Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis auch ganze Kontinente geographisch derart verschieben, dass der Menschheit eine unvorstellbare Katastrophe bzw. die Vernichtung droht. Aus diesem Grund werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet, die der Öffentlichkeit gegenüber aber verborgen bleiben.

So geht es auch einigen der Protagonisten dieses Streifens, die mit ihren eigenen persönlichen Problemen in den Tag hineinleben als wäre die Zukunft endlos. Zufällig stößt der erfolglose Romanautor und Chauffeur Jackson Curtis (John Cusack) auf die wahren Hintergründe sich mehrender kleinerer Naturkatastrophen. Mit diesem Wissen ausgestattet versucht er natürlich seine Familie in Sicherheit zu bringen, was ihn in Kontakt mit einem wissenschaftlichen Berater des US-Präsidenten bringt und dazu führt, dass er inklusive Familie unter abenteuerlichen Umständen von den USA bis ins ferne Tibet reist um der Katastrophe zu entkommen...

„2012“ wäre kein echter Emmerich-Film, wenn es nicht auch hier wahre Zerstörungsorgien geben würde, die technisch perfekt umgesetzt den wahren Reiz verkörpern sich den Streifen überhaupt anzuschauen. Sind wir mal ehrlich, wegen einer der eigentlichen Handlung bzw. den darstellerischen Leistungen schaut man sich wohl kaum einen solchen Film an.

Die von Emmerich selbst und Harald Kloser ausgedachte Rahmenhandlung liefert bestenfalls das Gerüst um unseren blauen Planeten mal wieder mit großem Getöse über den Jordan zu schicken. Auslöser war da wohl die alte Maya-Prophezeiung, dass just in diesem Jahr das Leben wie wir es kennen endet; um genau zu sein am 21.12.12. Gründe dafür haben die Maya leider keine genannt, daher schieben Kloser und Emmerich das ganze Chaos auf die Sonneneruptionen usw. Ohne den wissenschaftlichen Background dafür zu haben halte ich die Idee zumindest mal für den besten Teil des ganzen Scripts. Der Rest besteht zwar aus den üblichen Handlungssträngen verschiedener Charaktere wie Curtis, dem schwarzen Wissenschaftler Helmsley, dem US-Präsidenten, dem russischen Milliardär Karpov usw., die erwartungsgemäß auch irgendwie zusammenlaufen, jedoch ohne beim Zuschauer besonderes Interesse für auch nur einen davon aufkommen zu lassen. Der Großteil der Charaktere läuft als bloße Klischeefigur durch den Streifen, quasi als Pausenclown um die Wartezeit bis zum nächsten Erdbeben oder einstürzenden Gebäude irgendwie zu überbrücken.

Im Prinzip ist dies nicht verwerflich, solange es unterhält. In Emmerichs früheren Filmen gelang dies. Doch hier leider nicht mehr. Nebenfiguren wie Karpov oder der von Woody Harrelson dargestellte Weltuntergangs-Freak Charlie nerven in jeder ihrer Szenen. Danny Glover als US-Präsident spielt zwar gut, doch das Script gönnt ihm nur vor Pathos triefende Szenen als verantwortungsvoller Landesvater über die sogar der letzte republikanische Redneck schmunzeln muss. Andere wiederum wie der nominelle Hautdarsteller John Cusack bekommen einen saudämlichen Background als erfolgloser Buchautor eines Weltuntergangsromans (Grins!) verpasst, der sich ausgerechnet als Chauffeur beim russischen Milliardär Karpov durchs Leben schlägt.

OK, Schwamm drüber, Emmerichs Filme haben andere Qualitäten. Kommen wir also zur Abteilung Kaboom! Ja, unbestritten sind hier die Highlights und auch einzigen Gründe zu finden, sich den Streifen in seiner ganzen Länge von ca. 2 ½ Stunden überhaupt anzuschauen.

Ob es sich um die Tsunamis, Vulkanausbrüche oder auch Erdbeben handelt. All das sieht mehr als spektakulär aus und diktiert eindeutig den Rhythmus des ganzen Films. Besonders gelungen finde ich die Flucht der Familie Curtis mit dem Flugzeug aus ihrer Heimatstadt oder auch den Tsunami, der über den Himalaya schwappt.

Die Special-Effects-Crew hat ihre Sache mehr als gut gemacht, als Zuschauer hätte man sich jedoch gewünscht, dass ein paar Leute mehr dies genauso getan hätten, denn dann wäre „2012“ mehr geworden als eine Aneinanderreihung von Special-Effects-Sequenzen welche leider immer wieder durch eine überflüssige und uninteressante Handlung unterbrochen werden.

Fazit: „2012“ ist im Ganzen betrachtet eigentlich bloß als enttäuschend zu bezeichnen. Ein Film ohne wirkliche Handlung oder Charaktere mit denen man sich identifizieren oder mitleiden kann und dabei noch 2,5 Stunden Spielzeit aufweist ist eigentlich eine ziemliche Zumutung. Dafür gibt es bestenfalls vier Punkte. Dass ich für die eindrucksvollen, aber auch teilweise unrealistischen Zerstörungsszenen nochmals zwei Punkte vergebe dürfte über die wahre Qualität dieses Films eigentlich Bände sprechen...

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