Review

„It’s The End Of The World As We Know It and I Feel Fine…!”

Im Jahre 2012 geht die Welt unter. Viele Wissenschaftler und religiöse Fanatiker haben dies schon prophezeit. Wer gelegentlich mal bei „YouTube“ reinschaut, weiß das auch. Und die Maya wussten es schon vor über 2000 Jahren. Roland Emmerich dreht nun einen Film über das, was uns bevorsteht. Ja, schon wieder. Und er ist dabei ebenso prophetisch wie pathetisch und ersäuft nicht nur die Welt in gigantischen Flutwellen, sondern auch den Zuschauer in Pathos.

Doch woran geht die Menschheit denn nun letztendlich zu Grunde? Ist es Umweltverschmutzung? Der Treibhauseffekt? Oder sind es Pandemien, Seuchen und Krankheiten? …Ach, Sonnenwinde! Aufgrund einer seltenen Planetenkonstellation? Ach ja klar, scheiß auf CO²-Emissionen und verpestet ruhig weiter unseren Planeten, der wahre Feind ist nämlich die Sonne! Da sieht man’s wieder: Alles ist vorbestimmt, wir haben unser Schicksal nicht selbst in der Hand und den ganzen Rotz, den dieser doofe Kant geschwafelt hat, kannst du doch eh in der Pfeife rauchen.
Kalifornien versinkt also im Pazifik wegen Natrinos…, Natrinen…, nein, Neutronen… ach zum Kuckuck, wegen dieser kleinen Teilchen eben, die von der Sonne ausgestrahlt werden und den Erdkern zum Kochen bringen, was zur Folge hat, dass die Erdplatten instabil werden, was wieder zur Folge hat, dass sich diese verschieben und dabei gewaltige Erdbeben, Zunamis und Vulkanausbrüche verursachen.

Der Emmerich schildert uns den Niedergang der Menschheit mitsamt ihrer Kultur in wahrhaft atemberaubenden Bildern. Ganz Los Angeles lässt er in sich zusammenfallen, Washington D.C. spült er mittels Superzunami vom Angesicht der Erde, ebenso ganz Indien, aus dem Yellowstone-Nationalpark macht er einen atomaren Supervulkan, den Vatikan lässt er einstürzen und selbst der Himalaja ist vor der Flut nicht sicher.
Das Ausmaß der Zerstörung ist wahrlich unfassbar. Schätze mal ein 11. September mal 100 000. Ihr wisst, was das bedeutet, oder? Ganz genau: 11 900 000 ! ! ! Und wie knapp unsere Protagonisten immer dem Untergang entgehen. Hinter ihnen bricht gerade der Boden weg oder das blanke Hölleninferno aus, vor ihnen zerfällt alles zu Schutt und Asche, doch sie schaffen es stets dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und kommen mit einem blauen Auge davon, meist sogar ohne jenes. Die erste Hälfte des Films ist geprägt von dererlei Ereignissen, die zweite fällt dann leider erheblich unereignisreicher und langweiliger aus. Gegen Ende setzt nämlich das „Arche-Noah-Prinzip“ in Kraft und die Mächtigen und Superreichen des Planeten Erde, sowie unsere Hauptdarsteller, retten sich auf mehrere gigantische Schiffe, um der Flut zu entgehen.
Der Schluss kommt dann fast schon einem schlechten Scherz gleich. Die Archen öffnen ihre Schotten, die Insassen strömen an Deck und was erblicken sie: Strahlend blauen Himmel, die Sonne scheint, Vögel zwitschern… So nach dem Motto: Die Welt geht unter, aber alles ist gut!
Darüber, ob der Untergang der Welt hier nun unrealistisch dargestellt wird oder nicht, will ich aber gar nicht groß diskutieren – ER WIRD ES NICHT! Ich meine, weder nukleares Waffenarsenal, noch Kernkraftwerke könnten den hier dargestellten Naturgewalten standhalten und würden den Planeten entweder zerstören oder zumindest für was weiß ich wie lange unbewohnbar machen, aber ist ja egal. Es handelt sich hierbei ja schließlich nicht um Bildungsfernsehen á la „Wissen mach Ah!“, sondern um dulles Popcorn-Kino.

In den Hauptrollen finden sich Größen wie John Cusack, Danny Glover als Präsident der Vereinigten Staaten, Woody Harrelson als fanatischer Weltuntergangsprediger, Oliver Platt und viele andere.
Die Story kommt natürlich nicht ohne ordentlich Schmalz und Schleim aus, dem einen oder anderen rutscht im Angesicht des Todes schon mal ein verheultes „Ich liebe dich auch, mein Junge. *schluchz* “ heraus und die allgemeine Heroisierung des Mittelstandes, der kleine Mann als großer Held, könnte wohl kaum Hollywood-typischer sein. All dies sind freilich Peitschenhiebe für das Hirn des mitdenkenden Zuschauers. In Anbetracht des brachialen Weltuntergangsszenarios und des übertrieben Bodycounts (ca. 5 Mio.!!!) kann man diese aber gerade noch so verschmerzen.

Zerstörung: (+)(+)(+)(+)(+)[(+)(+)(+)(+)(+)]
Rest:            (+)(+)(-)(-)(-)

Fazit:
Opulentes Katastrophen- und Weltuntergangsspektakel, im Vergleich zu „The Day After Tomorrow“ deutlich bildhafter, actionlastiger und mehr auf Popcorn-Kino getrimmt. Daran gemessen, was hier alles kaputt geht, ein "Transformers" hoch 2, wenn man so will, zur anderen Hälfte aber schon übelster Hollywood-Kitsch.
Ihr könnt ja sagen, was ihr wollt, aber für mich ist der Film ein reines Ablenkungsmanöver von der wahren Problematik. Nicht von der systematischen Zerstörung durch den Menschen, sondern von der viel realeren, unmittelbaren Bedrohung. Nibiru kommt – 21.12.2012. Ihr werdet schon seh’n.

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