Review

2009 hatte es ein Geologe, gespielt von Chiwetel Ejiofor, kommen sehen, weswegen der amerikanische Präsident, gespielt von Danny Glover, und einer seiner obersten Berater, gespielt von Oliver Platt, in Kooperation mit den wichtigsten Industriestaaten, einen Notfallplan entwickelten. Da es zur Katastrophe, zum Untergang der Welt, hervorgerufen durch eine Aufheizung des Erdkerns, bereits 2012 kommt, erweist sich die Rettung einiger geistiger, zahlungsfähiger und politischer Größen und damit der Erhalt der menschlichen Spezies dennoch als ausgesprochen schwierig. Zur gleichen Zeit kämpft ein leidlich bekannter Sci-fi-Autor, gespielt von John Cusack, mit seiner Familie ums Überleben, nachdem er im Yellowstone-Nationalpark Kenntnis von der nahenden Katastrophe Kenntnis erlangt hat.

Auch wenn sich seinen beiden besten Werken "Independence Day" und "The Day after Tomorrow" eine gewisse dramaturgische, narrative Stringenz nicht absprechen lässt, ist es doch eine Tatsache, dass es sich beim deutschen Erfolgsregisseur Roland Emmerich nicht gerade um einen begnadeten Geschichtenerzähler handelt. Und auch bei "2012" überrascht es wohl kaum, dass vor allem im Bezug auf die Story und den Aufbau wenig Überraschendes, ja nicht einmal etwas Erwähnenswertes geboten wird.

So könnten die Charaktere, angefangen beim aufopferungsvollen amerikanischen Präsidenten, über seinen kaltherzigen Vertreter, bis hin zum Familienvater, der, um seine Familie zu retten, über sich hinauswachsen muss und letzten Endes zum Helden avanciert, kaum schablonenhafter konstruiert sein. Dass der Plot die bekannten Handlungsbahnen des Genres wohl kaum verlassen würde, war ebenfalls abzusehen und so kommt es dann im Endeffekt auch, wobei man sich nicht einmal so recht die Mühe macht, die zahlreichen Genreklischees etwas zu variieren, um etwas Eigenes zu schaffen. Da bereits im Trailer zu sehen war, dass der Himalaja überflutet wird, ist es darüber hinaus schon beinahe überflüssig zu erwähnen, dass Emmerichs Katastrophenszenario aus naturwissenschaftlicher Sicht wenig glaubhaft konstruiert ist. Aber dies sind Fehler, die man "2012" im Grunde kaum anlasten kann.

Dafür entschädigen nämlich die Bilder, Emmerichs große Stärke. Egal ob gerade zahlreiche Wolkenkratzer in sich zusammenfallen, Wohngegenden im Erdboden versinken, Tsunamies ganze Kontinente überspülen, oder Vulkane, deren Druckwellen ganze Landstriche zerstören, ausbrechen, Emmerich liefert durchgehend einen beeindruckenden Schauwert, sodass man sich dem Geschehen kaum entziehen kann. Dabei sind einige, gigantische Aufnahmen aus der Totalen vertreten, aber auch dynamische Sequenzen, wenn die Protagonisten gerade vor diversen Naturkatastrophen flüchten. Da es weder an Emmerichs in Szene Setzen der grandiosen Effekte, noch an der Quantität der zahlreichen Katastrophen-Sequenzen etwas zu bemängeln gibt, überzeugt "2012" als Zerstörungsorgie auf ganzer Linie, wobei auch die Kulissen und das futuristische Design der Archen visuell einiges hermachen. Dramaturgisch ist die Geschichte derweil zumindest solide genug gestrickt, um den Film nicht im Nichts versanden zu lassen, wenn gerade mal nichts explodiert, zusammenstürzt oder überflutet wird, so ist der Blockbuster durchgehend unterhaltsam und dies auf relativ hohem Niveau.

Und auch darstellerisch wird makellose Arbeit geleistet. So spielt John Cusack, der hier als normaler Mensch mit alltäglichen Problemen einmal mehr eine glaubhafte und souveräne Leistung auf die Leinwand bringt, auch ohne ganz groß aufzuspielen, durchaus überzeugend, was auch für Amanda Peet, Thandie Newton und Chiwetel Ejiofor gilt, die ebenfalls in tragenden Rollen besetzt sind und keinerlei Grund zur Beschwerde bieten. Besonders auffällig sind daneben Oliver Platt, der hier als kaltherziger Pragmatiker eine hervorragende Darstellung auf die Leinwand bringt und Danny Glover, der den amerikanischen Präsidenten bestechend gut verkörpert, während Charakterdarsteller Woody Harrelson in seiner bizarren Nebenrolle mehr oder weniger verheizt wird und eher zur nervigen Karikatur verkommt.

So hätte "2012" trotz Mängel bei der Story durchaus noch der Blockbuster des Jahres werden können, aber dies gelingt Emmerich aufgrund einiger vermeidbarer Fehler im Endeffekt leider nicht. Zum einen lässt "2012" eine auffällige Soundkulisse zu den gewaltigen Bildern leider vermissen, zum anderen zeigt Emmerich erschreckend wenig Eigenironie und überstrapaziert den fast schon peinlich übertriebenen Pathos leider des Öfteren. Und die Anflüge von Humor, die gelegentlich eingestreut werden, sind eher unbeholfen und selten amüsant.

Fazit:
Die grandiosen Bilder heben "2012" deutlich übers Mittelmaß und sind das Ansehen auf jeden Fall wert, zumal Emmerichs Zerstörungsorgie zu keinem Zeitpunkt langweilig wird und auch darstellerisch gute Arbeit geleistet wird. Dabei sind der überzogene Pathos, die Humorlosigkeit und der arg kalkulierbare Plot jedoch eindeutig störend und lassen "2012" deutlich hinter "Independence Day" und "The Day after Tomorrow" zurückfallen.

79%

Details