Review

Es ist Zahltag.

Die Welt geht vor die Hunde und die Unterschicht muss dran glauben!

Endzeitepos? Katastrophenfilm mit tiefsitzender Gesellschaftskritik oder doch bloss seelenloser Effektefilm für die Popcornliga?

Alles trifft wohl irgendwie zu, denn Roland "Godzillaverhunzer" Emmerich bietet alles irgendwie in Ansätzen, ohne dabei, bekanntlichermaßen die Tiefe in jeweiliger Dramaturgie zu erreichen. Es klingt ohnehin reichlich weltfremd und unfreiwillig komisch, wenn man dort lauthals und panisch unter Politikern verkündet, dass in 3 Jahren, also 2012 die Welt unter gehen soll. Schliesslich beruht das auf den Recherchen eines angesehenen Professors und den Voraussagungen der Majasekte, die ja auch bekanntlichermaßen die Geburt Jesu voraussagten. Aha. Fernab dieser ganzen Panikmacherei ist diese Grundidee im Kopf, diese apokalyptische Vorstellung des Weltuntergangs ja schon gut, dabei sollte man als Regisseur nur darauf achten, die Inszenierung als solches und die Mahnung auf Hintergründe und  die Faustschläge ins Gesicht des Menschens, glaubhaft zu verpacken, damit er danach noch nachdenklich über die mögliche Ausschreitung menschlicher Eingriffe in die Natur und die gleichgültige Machtbesessenheit der Priviligierten ohne jeden Sinn für Weltenlogik überdenkt.

Und so schreitet dabei auch dann der weitere Verlauf des Filmes an, denn Emmerich führt unzählige Charaktere ein, ohne jeglichen Bezug oder wahrnehmbaren Hauptaugenmerkmalen auf einen Protagonist, verliert man als Zuschauer schnell die Interesse, auch wenn dort scheinbar der scheinbar gescheiterte Schriftsteller Jackson, seine Kinder und seine Ex - Frau mit seinem neuen Freund im Mittelpunkt zu stehen scheinen. Klischee? Ja, denn Emmerich verstand es schon immer eher unsagbar normalsterbliche, aber immerhin ambitionierte Menschen in den Startlöchern ihrer Karriere als Held ins Treiben zu schicken und auch diese Umstände dieser familiären Lage zeugt von innovationsloser Filmcharakterschneiderei, weiss man als Zuschauer, in einem solchen Film ohnehin, dass jeweilige getrennte Leute wieder zueinander finden. Geht das, geht das? Wer weiss, aber bei Hollywood sollte mans doch wissen!

Die notwendige Dramaturgie entsteht dabei leider selten, denn der Bezug oder jegliche Symphatie gegenüber der Charaktere fehlt. Warum? Keine Ahnung, aber wie immer und das ist reichlich schade, liegt der Fokus auf den donnermäßig hypergeilen Effekten, da kann man sich schon blenden lassen, doch reicht es nicht um diesen Film als Meisterwerk zu katapultieren, wenn einfach das notwendige fesselnde Leben darin nicht zu überzeugen oder zu fesseln mag.

Das Leben darin, die zwischenmenschlichen Beziehungen beginnen mit der Reise des einsamen Schriftstellers, der mit seinen Kindern, Sohn und Tochter, beide unter 10 in den Yellowstonepark fahren, um an der Stelle zu campen wo sich Jackson und Ex - Frau kennenlernten. Doch diese Stelle ist von der Us Army gesperrt, was Jackson nicht daran hindert über den Zaun zu klettern und durch die öde Landschaft mit Heissluftquellen zu latschen. Scheiss egal wenn dort ein Sicherheitszaun von der Army ist und die Landschaft aussieht, als hätte dort die Schlacht von Helms Klamm stattgefunden. Man muss ja dorthin, schliesslich würden sich dann Wissenschaftler der US Army und scheinbarer Fanboy von Jacksons wenig verkauften Buch "Irgendwie was mit Der Weg über Atlantis" gar nicht erst treffen, um den ersten Knackpunkt in der Story zu propagieren. Muss ja schliesslich von höchster Bedeutung sein, dass Jackson sein Buch erst 431 mal verkaufen konnte. Das mag dann wohl der weitere Versuch sein, dem Charakter an Tiefe zu verleihen, oder ihn als aufkeimender Phoenix aus der Asche im Laufe des Filmes zu präsentieren.

Back to camping und nach dem Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten befindet man sich wieder im Yellowstonepark, worauf Sohnemann und Tochter das gar nicht gut finden, widmet sich Papa wieder seiner Schreiberarbeit am PC und befasst sich lieber mit dem recht wahnsinnig wirkenden Yellowstoneradiomann, der im Radio den Weltuntergang verkündet. Klischee? Ähm, ja, aber scheinbar braucht ein Katastrophenfilm wohl einen hinweisenden Verrückten mit reichlich Hintergrundwissen über jene Zukunftsgeschehen. Vergeben und vergessen passiert dann auch endlich mal weit entfernt in irgendeinem Supermarkt die erste Katastrophe, denn während Jacksons Ex - Frau mit neuem Freund einkaufen geht und dieser mit seiner Frau über diverse Gräben und unüberwindbare Kluften in ihrer Beziehung zueinander lallert, teilt sich der Markt zwischen ihnen in der Mitte. Solch absurde unschlaue Zufälle wirken reichlich lächerlich, sieht aber so in seiner Darstellung doch noch recht klasse aus.

Danach versinkt der Film reihenweise in Effektefeuer von unvorstellbar überzeugenden Ausmaßen, denn nach Jacksons Rückfahrt zu Ex - Frau mit seinen Kindern scheint sich die Welt aufzulösen und die Welt scheint einfach alles gehbare nur zu erschlingen. Dinge explodieren, Feuerbälle wie zur Dinosaurierzeit fallen auf die Erde hinab, Hochhäuser fallen um, Autos fliegen durch die Luft, die Strassen versinken im Nichts, die Erde spaltet sich und darunter nun der mittlerweile aufkeimende Obervater Jackson, der mit Mercedes mitsamt Kindern, Freund und Exfrau dem ganzen Geschehen entkommen zu versucht. Während alles um ihn in Versenkung verschwindet ist er der Mittelpunkt, der einzig Grosse, denn mit seiner Schleuderbonzenkarre entkommt er Allem, springt durch einstürzende Hochäuser damit die Glasscheibenwände nur so klirren, übersrpingt riesengrosse Löcher und treibt das Filmtempo ordentlich voran. Klar, das sieht bombastisch aus, hat aber leider den übertriebenen Charakter eines Need for Speed Intros, wie es einer meiner Kollegen verkündete. Und damit hat er wohl Recht.

Die Mitte des Filmes dominiert der Untergang, der Fokus liegt auf den Effekten, Allem was die Apokalypse betrifft, doch darunter der notwendige Arschlochcharakter eines fettleibigen Russens, der wohl gerade irgendwie heiser zu sein scheint. Was sollte diese grässliche Synchronstimme. Wahrhaft ekelhaft, aber schliesslich verstärkt das den fiesen Charakters dieses Mannes, mit dem man bezüglich auf den Kontext irgendwie gar nichts anfangen kann, weil man sich nur allzu sehr den ganzen Donnereffekten gewidmet hat. Der ist halt mit seinen fetten und arroganten Bonzenenkeln da, stellt wohl irgendwie den notwendigen Charakterkontrast dar und nervt ohne weiteres, sodass man ihm einfach bloss den Tod wünscht. Weiteres Hollywoodklischee? Ja, gerne bitte, denn schliesslich, ja als hättest ihr es nicht gewusst stirbt der Fettwanst wirklich, während die kleinen Kinderlein nicht sterben dürfen, auch wenn sie missratene Ekelpakete sind.

Am Ende angelangt, wahrhaftig, die Welt ist zunichte, machen sich die Priviligierten dieser Welt, die vermeintlichen "wichtigen Menschen" gen neue Welt auf, lassen sie mit ihrer übergrossen, technisch beeindruckenden Titanarche alles hinter sich, was sie verschuldet. Ohne jede Rücksicht schliesst man vorzeitig die Pforten, denn Platz hat nur die Oberklasse der Gesellschaft. Die Reichen, die Schönen, die Starken und und und. Klischee nummer unzählig und vermeintlich tiefsitzende Aussage des Filmes: die Pforten werden wieder geöffnet, jeder kann rein, schliesslich bedarf es in solchem Momenten der Solidarität, die Rücksicht, die wir in all jenen Jahren der Menscheit vor der Apokalypse vemisst haben. Denn wenn die Welt schon zugrunde geht, dann sollte man sich schon an den Händen packen. Also allesamt in Richtung Untergang. Yieeeha. Wollt ihr ein weiteres Klischee? Klar, gerne doch, schliesslich muss sich Jackson als Held etablieren, beseitigt er mit Sohn den Störfaktor in den antreibenden Zahnrädern der Maschine, damit ist die Vater - Sohnbeziehung wieder hergestellt und die Liebe zur Ex - Frau wieder da. Doch dann, taucht Papa Jackson nicht wieder auf - der tragische Moment ist das wohl, in dem man weinen soll. Doch was wäre so ein Film ohne Happy - End?

Es ist Zahltag.

Fazit:
Reichlich Effekteüberladener Popcornfilm der überzeugenden Art. Dabei vermisst er aber neben dem Effektefeuer überzeugendes Leben mit interessanten Charakteren in die Story einzubauen, die fernab jeglicher Hollywoodklischees zu überzeugen wissen. Reichlich banale Beziehungen und dramaturgische hervorsehbare Storyaufbaus versalten da die eigentlich blendhaft optisch leckere Hülle, von der man sich doch irgendwie überrumpeln lassen kann, schliesslich erwischt man sich stellenweise dabei mit offenem Mund starrend, sofern man mal nicht damit beschäftigt ist den Kopf zu schütteln. Eine pompöse kinoreife Inszenierung der es an Feinschliff und Seele fehlt.

Also: Blendender Effektefilm mit aufgesetzter Botschaft. Kann man sehen, muss man aber nicht.

50%

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