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Emmerich verabschiedet sich. "Bitte was?", werden jetzt sicherlich einige denken. Aber es ist, zumindest nach aktuellem Stand, wahr. Roland Emmerich hat auf Katastrophen-Filme irgendwie keinen Bock mehr, hat er zumindest behauptet und erst vor kurzem, in einer großen deutschen Unterhaltungsshow, angekündigt, dass sein nächstes Projekt ein eher ruhiger Streifen werden soll. Wie also, so fragt man sich, wird Emmerich seinen Abschied aus dem Katastrophen-Genre bewerkstelligen? Er hat schon das weiße Haus in Schutt und Asche gelegt, ein Riesenmonster auf New York losgelassen und die Stadt danach unter einer tiefen Eisschicht begraben. Nur selten in sonderlich guten Filmen, aber zumindest immer mit ordentlichem Krach und Peng und Zerstörungen am laufenden Band. Was wäre da passender, nun endlich die ganze Welt untergehen zu lassen? Gesagt, getan und mit "2012", dem Film zur Vorhersage der Mayas, dass in diesem Jahr die Welt ihr Ende findet, muss nun wirklich der Erdball dran glauben. Und heraus gekommen ist dabei noch einmal ein typischer Emmerich-Film, mit seinen positiven, aber auch negativen Seiten.

Die Story bzw. das Drehbuch kann man dabei sicher noch irgendwo zwischen die beiden Seiten quetschen. Die Geschichte selbst ist schnell erzählt: Die Mayas haben es voraus gesehen, die Welt soll 2012 untergehen. Die Regierung bereitet schon seit Jahren alles für den Ernstfall vor, so dass pünktlich zum Weltuntergang die Artenerhaltung der Menschheit gesichert werden kann. Die Bevölkerung soll davon jedoch nichts wissen, schließlich sollen nur die Schwerverdiener, Politiker und Wissenschaftler die Rettung erhalten. Als jedoch der Kleinbürger Jackson Curtis durch Zufall davon Wind bekommt, setzt er alles daran, sich und seine (Ex-)Familie auch in eines der Rettungsschiffe zu bekommen... Auch wenn die Prophezeiung des Weltuntergangs nicht als totaler Blödsinn hingestellt werden kann, schließlich haben die Mayas mit ihren Voraussagungen nicht gerade selten Recht gehabt, so ist doch schnell zu erkennen, dass es, so wie Emmerich hier den Weltuntergang prognostiziert, mit Sicherheit nicht laufen wird. Schnell wird klar, dass das Drehbuch zu nichts anderem, als zur reinen Unterhaltung gedacht ist, vermischt mit ein wenig Mythologie und den üblichen politischen Verschwörungen, die unser Leben schon immer begleiten. Sprich wer wirklich der Meinung ist, in Emmerichs Film zu sehen, was 2012 vielleicht wirklich abgehen könnte, der dürfte den Regisseur noch nicht kennen oder müsste arg leichtgläubig sein. Doch für 2 1/2 Stunden solide Unterhaltung reicht die Geschichte aus.

Vor allem ist es schön zu sehen, dass Emmerich dieses mal auf die sonst so üblichen Skeptiker verzichtet, genauso wie auf irgendwelche scheinheilligen Erklärungen. Die Mayas haben es vorausgesagt und deshalb ist es so. Was letztendlich wirklich der Grund für den völligen Zusammenbruch der Erde ist, lässt Emmerich eiskalt unerklärt, was aber eher als positiv zu werten ist, denn solch eine totale Zerstörung kann man einfach nicht logisch erklären, ohne das man sich in unglaubwürdigen Versuchen verheddert. Ebenfalls positiv ist zudem auch die Tatsache, dass ein moralischer Zeigefinger ebenfalls so gut wie gar nicht vorhanden ist, sieht man vielleicht mal von ein paar Momenten zum Ende des Films hin ab. Niemand sagt uns, dass wir das Szenario verhindern können, wenn wir so oder so agieren und dabei auch noch das und das beachten. Kurzum, das Zerstören jeglicher Filmsets, sowie das Kollabieren der Erde, in perfekt geränderten Spezial Effekten aus dem Computer, dass ist es, was zählt.

Und in dieser Hinsicht muss man Emmerich schon fast eine gewisse Bewunderung aussprechen, dass er es, nach all seinen Zerstörungsorgien, noch einmal geschafft hat, einen drauf zusetzen. War schon "The Day after Tomorow" aller erste Sahne, was Zerstörung und Special Effekts angeht, so sieht die Zerstörungswut in diesem Film noch einmal um einiges besser aus. Pompös ist gar kein Ausdruck mehr, wenn Emmerich gigantische Wellen auf das Festland treffen lässt, wenn er aus einem Gebirge einen Vulkan macht, der bei seinem Ausbruch einem Atompilz gleicht, und der Schauer von Gesteinsbrocken einem riesigen Meteoritenschauer locker das Wasser abklemmen kann. Dazu die Explosion ganzer Großstädte, die Spaltung enormer Erdflächen in zwei Hälften und vieles mehr. Emmerich versteht es die Erwartungen, in einen Film, der die ganze Welt zerstören will, noch zu übertreffen und bietet wirklich ein Effekte-Feuerwerk, der absoluten Oberklasse. Wer ein IMAX oder ein ähnlich großes Kino in seiner Nähe hat, der darf sich glücklich schätzen. Da stört der genauso pompöse Unrealismus in so mancher Szene eigentlich niemanden mehr.

Eher störend dürften da die letzten 40 Minuten sein. Denn nach dem Emmerich nun gut 2 Stunden lang die Sau raus gelassen hat, will er sein Kinopublikum nun nicht ohne Hoffnung aus dem Saal entlassen und tackert an seine Sause nun noch eine gute 3/4-Stunde von dem dran, was man hier eigentlich gar nicht haben will: Friede, Freude, Eierkuchen der klebrigen Art. Natürlich darf am Schluss nicht wirklich alles vorbei sein, natürlich müssen sich alle Hauptakteure noch ganz fix vertragen und das nur Politiker und Wissenschaftler eine Chance zum Überleben haben dürfen, ist auch nicht gerne gesehen. Sprich, auch hier muss zum Schluss irgendwie wieder alles in trockenen Tüchern sein. Nun gut, dass ein völlig hoffnungsloses Ende wirklich nicht unbedingt sein muss, ist dabei ja noch einsehbar. Doch in der Breite, wie die Hoffnung und das "Alle haben sich Lieb"-Gedünkel hier plötzlich ausgewalzt wird, ist dann eben doch irgendwann wieder zu viel des Guten. Auch wenn es einen vielleicht nicht so sehr stört wie bei manch anderem Streifen, dafür ist der Film dann doch schon von Anfang an zu banal und oberflächlich gestaltet, so wäre wenigstens ein Quäntchen mehr Mut zum Schluss passender gewesen. Aber na ja, das ist halt Hollywood!

Richtig gut hingegen schlagen sich dafür die Schauspieler. Auch wenn John Cusack, mit seiner Hochlobung auf Emmerich, im Vorfeld des Films, ein wenig unglaubwürdig wirkte, um so besser ist er hier, wenn es zur Sache geht. Er ist einfach übermäßig sympathisch und macht selbst in den blödsinnigsten Szenen noch eine gute Figur. Und alleine das beweist schon, was für ein guter Schauspieler er ist. Dazu kriegt er erneut Amanda Peet zur Seite, die schon in "Mein Kind vom Mars" gezeigt hat, wie gut sie mit Cusack zusammenpasst. Aber auch Danny Glover macht seine Sache nicht schlecht, genauso wie Oliver Plaat, der nach seinem "Year One"-Debakel wieder weiß, wo er hin gehört. Gut so!

Fazit: Erst das weiße Haus, dann New York und jetzt die Erde. Mit "2012" zeigt Emmerich noch einmal, wie ein Blockbuster-Katastrophenfilm auszusehen hat, bevor er sich dann in Zukunft eher ruhigeren Filmen widmen möchte. "2012" fährt alles auf, was man an blinder Zerstörungswut in einem Film auffahren kann, ohne dass man sich sonderlich in fadenscheinigen Erklärungen oder schwingenden Moralkeulen verheddern muss. Auch wenn die Geschichte maximal in ihrem Gerüst ein wenig Sinn macht und von Realismus hier nicht die geringste Spur auszumachen ist, so macht das gigantische Spektakel einfach ordentlich Laune. Das Emmerich zum Ende hin noch einmal 40 Minuten lang den üblichen Hollywood-Schmonses auffahren muss, mag einem dann zwar als absolut überflüssig erscheinen, so richtig stören tuts aber irgendwie auch nicht. Wer als noch einmal sehen will, wie Emmerich alles kaputt macht und dies in visuell- und akustisch berauschenden Bildern erleben will, der kommt an "2012" nicht vorbei. Wer aber einen anspruchsvollen Emmerich sucht (gibts das überhaupt?), der ist mit "The Day after Tomorrow" immer noch besser bedient!

Wertung: 6,5+/10 Punkte

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