Caprica ist das Prequel zu der Serie Battlestar Galactica (BSG), die ihrerseits eine völlige Neuinterpretation der alten 70er Jahre-Serie „Kampfstern Galactica“ ist.
Caprica spielt etwa 50 Jahre vor den katastrophalen Ereignissen mit denen BSG beginnt, erzählt in einem Familiendrama (!) von der Entstehung der Cylonen und deutet an, wie diese zu ihrer religiösen Motivation kamen.
INHALT (ohne Spoiler)
Dr.Graystone arbeitet an der perfekten künstlichen Intelligenz für Roboter. Als er durch einen Terroranschlag seine Tochter Zoe verliert, sucht er Trost in ihrem virtuellen Avatar. Als er feststellt wie perfekt der Avatar seiner Tochter entspricht, möchte er zuerst dessen Intelligenz für Kampfroboter einsetzen; zumal er hier durch einen Auftrag vom Militär unter Druck steht. Doch dann fragt er sich ob es möglich wäre, die perfekte Kopie seiner Tochter aus der Virtualität ins echte Leben zurück zu holen. Und auch andere haben Interesse an Zoe, die sich zu Lebzeiten einer extremistischen religiösen Gruppierung angeschlossen hatte…
KRITIK:
Nun, aus der Sicht eines BSG-Fans: Die Macher von Caprica sind dieselben wie die von BSG, doch Caprica ist kein weltraumbasiertes Science-Fiction. Wer SF ausschließlich mit Raumschiffen und Schlachten assoziiert, wird hier erst einmal enttäuscht. Doch ich denke den meisten ist klar dass schon BSG weit mehr war als das sporadisch sichtbare Weltraumgeballer, und dies und die gesamte Qualität wird in Caprica beibehalten oder gar übertroffen.
Die Geschichte spielt hauptsächlich auf dem Planeten Caprica, einem von insgesamt Zwölf Planetenkolonien. Die Technik und Gesellschaft auf Caprica ist, mit Ausnahme der Raumfahrt, grob mit unserer vergleichbar; der Grad der Technisiering einer Familie hängt stark vom gesellschaftlichen Status ab und schwankt zwischen oldstyle und futuristisch. Die Parallelen zu unserer Welt sind unübersehbar: Wirtschaftskriminalität, mafiöse Gruppierungen, religiös motivierte Terrorgruppen und die möglichen Probleme von bald möglicherweise perfekten virtuellen Welten.
Es werden viel mehr gesellschaftliche Themen angesprochen als für ein reines BSG-Prequel nötig gewesen wäre und deren Bandbreite ist für eine Serie mit nur 18 Staffeln einfach erstaunlich. Das alleine macht Caprica zu etwas Eigenständigem.
Die Mischung der genannten vertrauten Strukturen und recht ungewöhnlichen Elementen ist grandios.
Beispiel: Einerseits meint man in den Tauronen die Vertreter einer südländischen Mafio zu erkennen, doch dann bekommt man indirekt beigebracht, dass es offensichtlich nicht ungewöhnlich ist hier unter Männern zu heiraten. Man stelle sich das bei der italienischen Mafia vor...
An einer anderen Stelle wird eine Besucherin den mehreren Ehefrauen und Ehemännern der Gastgeberin vorgestellt (Gruppenehe).
Und gerade weil diese Elemente für die Handlung unwichtig sind ist es für mich ein Gund die Serie zu lieben. Sie Serie sprüht auf einer uns vertrauten Basis vor Ideen, aber auch kritischen Parallelen die einen immer wieder nachdenklich zurück lassen.
Die Handlung ist für eine einzige Staffel komplex und lebt durch die verschiedenen Motivationen ihrer vielen Charaktere, selbst wenn diese derselben Interessengruppe angehören.
Es kommt sogar zur Begegnung mit einem BSG-Charakter, allerdings wird man hier zuerst etwas an der Nase herumgeführt. Die Verzahnung im BSG-Universum ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, auch wenn es im Internet diesbezüglich Kritiken zur Kontinuität gibt.
Auch wenn diese Serie nach nur einer Staffel eingestellt wurde, ist sie aus meiner Sicht zum Glück in sich soweit abgeschlossen um die Fragen eines BSG-Fans ausreichend zu beantworten. Es gibt eine Vorschau auf Staffel 2 und hier hätten sicherlich noch interessante und tiefergehende Handlungsstränge weitergeführt werden können, aber meine Befürchtung einer abrupt im Nichts endenden Handlung hat sich zum Glück nicht bestätigt (die hatte ich sogar noch 30 Minuten vor Ende der letzten Folge, das spricht für deren Dramatik).
Caprica ist ebenso philosophisch, dramatisch, gesellschaftskritisch, Charakter- und detailverliebt wie BSG. Dasselbe gilt für die Auswahl der Schauspieler und der Musik, einfach nur grandios. Die einzige Schwäche die wirklich erwähnt werden muss, sind die wirklich schlechten CGI-Animationen, das hat man bei BSG besser gekonnt, aber wenn es eine Serie gibt, der ich das verzeihen kann, dann dieser.