Jess (Melissa George) ist Mutter eines kleinen, geistig behinderten Jungen, und man spürt den Stress, der ihr der Versuch bereitet, einmal etwas zu unternehmen. An diesem Nachmittag will sie mit Freunden an einem Segeltörn teilnehmen, aber statt sich darauf vorzubereiten, muss sie den Boden aufwischen, auf dem ihr Sohn Farbe verschüttet hat. Während sie noch schimpft, klingelt es an der Tür, aber Niemand steht davor, als sie öffnet...
Die Besonderheit dieser zwar nicht aufgelösten, aber sonst unspektakulär friedlichen Szene liegt darin, dass sie, angesichts der kommenden Ereignisse auf dem Segelschiff, schnell in Vergessenheit gerät. Regisseur und Drehbuchautor Christopher Smith scheint damit der klassischen Eingangssequenz eines Horrorfilms zu widersprechen, die meist die kommende Bedrohung andeutet, doch – wie sich erst viel später herausstellt – ist der Samen des zukünftigen Geschehens auch in dieser Szene schon verborgen. Jess leicht verstörtes Verhalten bei ihrer späten Ankunft am Hafen könnte darauf hindeuten, aber nachdem sie ihrem Freund Greg (Michael Dorman), Besitzer der Yacht, ihre Situation und die Abwesenheit ihres Sohnes kurz erläutert hat, konzentriert sich der Film auf eine typische Personenkonstellation.
Neben Jess und Greg befindet sich noch ein Paar, Downey (Henry Nixon) and Sally (Rachael Carpani), sowie Victor (Liam Hemsworth) und die kesse Heather (Emma Lung) mit an Bord. Smith lässt auch kurz amouröse Interessen zwischen ihnen anklingen, aber letztlich erweist sich ihre Zusammensetzung nur als geschicktes Spiel mit den Erwartungen an einen Horror - Film. Als wie aus dem nichts ein furchtbares Unwetter aufzieht und die Beteiligten in Seenot geraten, entledigt Smith sich ohne großes Aufsehen ausgerechnet der provokativen Heather. Unmittelbar nach dem Ende des Sturms, taucht im Stil eines Geisterschiffs ein Kreuzfahrtschiff auf, auf dem sich Niemand zu befinden scheint. Doch eine geheimnisvolle Figur mit einer Kapuze treibt dort ihr Unwesen und beginnt die Gruppe, die sich auf das Schiff gerettet hatte, langsam zu dezimieren...
Alles in "Triangle" scheint sich nach den Regeln eines Slashers zu entwickeln, aber Smith nutzt hier sein eigenes Image, dass er sich durch Filme wie „Creep“ und „ Severance“ erwarb, für den Aufbau einer typischen Horror - Konstellation, um dieser dann eine überraschende Wende zu geben. Vieles, was in „Triangle“ genre-typisch aufgetischt wird, erweist sich mit der Zeit als nebensächlich, anderes, was fast nebenbei oder unwirklich geschieht, ist dagegen von Bedeutung für einen Zustand der Ausweglosigkeit, der zunehmend auch als Sinnbild für die psychische Verfassung von Jess steht – und Smith nimmt sich entsprechend die Freiheit, nicht jedes Detail erklären und auflösen zu müssen.
Doch diesen Surrealismus, den er dabei zeitweise entwickelt, hält er nicht konsequent durch, denn „Triangle“ gefällt sich zunehmend als Experimentierfeld für eine immer abstruser wirkende Situation, der krampfhaft eine innere Logik aufgestülpt wird. Anstatt einer Szenerie zu vertrauen, die einen Zustand tiefer Verzweiflung und daraus entstehenden Fantasien beinhaltet, versucht der Film seinen Erzählkreis zu schließen und dem Geschehen – entgegen dem vordergründigen Versuch, nicht alles erklären zu wollen – eben doch eine, zumindest grobe, schlüssige Grundlage zu geben. Das erfordert einerseits einen immensen storytechnischen Aufwand, der dazu führt, dass sämtliche Beteiligten außer der Hauptfigur austauschbar bleiben, andererseits nimmt es selbst der fulminant aufspielenden Melissa George die tragische Komponente, da sich der Film hauptsächlich auf das geschickte Verweben von zuvor nicht nachvollziehbaren Szenen konzentriert.
„Triangle“ wird so zu einem Spiel mit dem Horror-Genre, das die Klischees zwar bricht oder bewusst umkehrt, damit aber direkt auf die Freunde und Kenner des Genres abzielt. Echte Tiefe kann der Film nicht entwickeln, obwohl sich das Geschehen erst aus den Emotionen der Protagonistin begründet, sondern wird zu einer Experimentier - Hülle, die nach dem ersten Ansehen viel von ihrer Faszination verliert, da sie nicht gleichzeitig zu berühren vermag.(5/10)