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Joe Dante kehrt ein wenig zurück zu den Wurzeln, zu dem sympathisch Verschrobenen, was einst auch „Gremlins“ oder „Die Reise ins Ich“ ausmachten.
Der Fantasy-Grusel zeichnet eindeutig Dantes Handschrift aus und geht mit seiner Verspieltheit zurück in die Achtziger, als Folter und fiese Fallen noch nicht massenkompatibel waren, sondern fast schon familienfreundlicher Horror wie „Poltergeist“ oder „Gate- Die Unterirdischen“ dominierte.

Mal wieder ein Umzug: Dane und sein junger Bruder Lucas beziehen ein Haus in Bensonville, während Mom eine neue Stelle im Krankenhaus antritt. Nach kurzer Zeit entdecken die Brüder eine verschlossene Luke am Boden und öffnen sie. Gemeinsam mit Nachbarstochter Julie ergründen sie das Loch, welches scheinbar keinen Boden hat und kaum auszuleuchten ist. Doch schon bald werden die drei von ihren eigenen Ängsten verfolgt, was im Fall von Dane lebensgefährliche Formen annimmt…

Der Einstieg verläuft klassisch mit dem Umzug und weiß dabei seine Figuren auf den Punkt einzuführen: Eine stets gestresste Mutter, die aus Furcht vor ihrem prügelnden Ex ständig umzieht, ein genervter Dane, der sogleich ein Auge auf die hübsche Julie geworfen hat und ein leicht vorlauter Lucas, der oft ausspricht, was Beteiligte eher für sich behalten würden.
Bereits nach zehn Minuten wird die Bodenluke entdeckt und es dauert nicht lange, bis die ersten Gruseleffekte in Kraft treten.

Dante versteht die dramaturgische Steigerung aus dem FF und beginnt mit einer grässlichen Clownspuppe, die hier und da wie aus dem Nichts auftaucht, setzt leichte Gänsehauteffekte mit einem sich staksig bewegendem Mädchen, sorgt für abwechslungsreiche Schauplätze wie eine stillgelegte Achterbahn oder einen Pool und bindet einen Nerd in Form von Bruce Dern ein, der den zausseligen Vorbesitzer des Hauses verkörpert.
Zuletzt dringt man gar in surreal anmutende Gefilde ein, als eine Wohnung aus verschobenen Perspektiven wie in einem überdimensionalen Zerrspiegel anmutet.

Die Effekte sind weitgehend handgemacht, was besonders im Fall der später noch recht angriffslustigen Puppe freut. Dante kommt wie gewohnt ohne Blutvergießen aus, sondern setzt auf Atmosphäre und für zeitgenössische Verhältnisse fast altbacken wirkenden Spuk, der dennoch ein ordentliches Timing aufweist und sich im Grundtenor an die Urängste der Protagonisten richtet, - da ist es nur eine Frage der Zeit, bis der verhasste Erzeuger der Brüder ins Spiel kommt.

Darstellerisch werden zwar keine Glanzleistungen vollbracht, doch die drei Hauptakteure agieren glaubhaft genug, um jeweilige Emotionen überzeugend zu transportieren.
Auch die Kamera arbeitet grundsolide, was sich besonders während der Passage bei der stillgelegten Achterbahn auszeichnet, als Julie jene bis fast zum höchsten Punkt erklimmt.
Letztlich klingt auch der Score mit seinen streicherbetonten Passagen eher altmodisch unauffällig, fügt sich aber hervorragend ins Gesamtbild des Streifens ein.

Jener bietet am Ende weniger Innovationen oder storytechnische Kniffe, als dass er mit seiner lockeren und zuweilen charmanten Form ein wenig an frühere Werke von Dante erinnert.
Handgemachter Grusel mit netten Spukeinlagen, sympathische Figuren und ein flottes Tempo bestimmen „The Hole“, der als harmloser Spaß mit ordentlichem Unterhaltungswert vor allem Nostalgie-Freunden empfohlen sei.
6,5 von 10

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