Review

Nachdem es ein geheimnisvoller schwarzer Monolith war, der die Entwicklung des Menschen erheblich beeinflusste, wird im Jahr 2001 ein eben solcher auf dem Mond entdeckt, der Funksignale in Richtung des Jupiter versendet und auf die Existenz von Leben im All hinweist. 18 Monate später wird ein Raumschiff, die Discovery, auf eine Reise zum Jupiter geschickt, wo sie genauere Untersuchungen anstellen soll. An Bord befinden sich die Crew und der vermeintlich unfehlbare Bordcomputer HAL 9000, der sich schließlich gegen die Besatzung richtet.

Wer auch nur eines seiner Werke gesehen hat, weiß, dass Stanley Kubrick einer der außergewöhnlichsten und vielseitigsten Regisseure war, die Hollywood jemals hervorbrachte. Angefangen beim schonungslosen Kriegs-Drama "Wege zum Ruhm", über die bizarre Satire "Uhrwerk Orange", Kubricks Abrechnung mit dem Kalten Krieg "Dr. Seltsam", seiner Aufarbeitung von Vietnam "Full Metal Jacket", bis hin zu seinem Psycho-Horror "Shining": Alle seine Filme sind einzigartig und polarisieren. Aber einzigartig, revolutionär, polarisierend, sind Attribute, die nicht unbedingt aussagen, dass ein Film gut ist, zumal die Meinungen bei Kubricks Filmen immer weit voneinander abweichen und in meinen Augen ist "2001: Odyssee im Weltraum" der am meisten überschätzte und überbewertete Kubrickfilm.

Optisch mag sein Film ja gut gelungen sein, die Bildgewalt des Films ist praktisch spürbar, die Bilder der Weiten des Weltraums, die gigantischen Aufnahmen, die teilweise enorm lang andauern, die in ihrer Größe und Faszination an riesige Ölgemälde erinnern, sind einfach grandios inszeniert und zeugen von dem enormen handwerklichen Könnens Kubricks, das er zweifelsohne hatte. Diese Bilder und die damit verbunden Effekte können sich auch heute noch sehen lassen, fesseln auch heute noch teilweise und das, obwohl der Film mittlerweile über 40 Jahre alt ist. Auch akustisch bekommt man als Zuschauer den Eindruck der monumentalen Gewalt von "Odyssee im Weltraum" zu spüren, die klassische Musik von Richard Strauss und Johann Strauß, dessen Donau-Walzer den gewaltigen Eindruck des Films besonders erhöht, deren Einsatz allein schon von Kubricks Können und Ideenreichtum zeugt, könnten den Film kaum besser unterlegen. Das, was an Kubricks Film seinerzeit neue Maßstäbe setzte, ist auch noch gänzlich überzeugend.

Was Kubrick seinen Zuschauern darüber hinaus bietet, ist jedoch eine Zumutung. Der eigentliche Plot des Films reicht nämlich im Grunde gerade einmal aus, um dreißig Minuten zu füllen. Kubrick hat einen einzigen Handlungsfaden konzipiert, der zumindest auf einer hervorragenden Grundidee aufbaut, und der reicht einfach nicht, um die Laufzeit zu füllen. Ähnliches gilt für die, alles andere als wirklich vielschichtig gelungene Charakterkonstruktion, die keine Identifikation mit den Figuren zulässt und den Zuschauer das Geschehen noch unbeteiligter verfolgen lässt. Gegen Ende seines Werkes versucht Kubrick dann mit ein paar merkwürdigen, rätselhaften Bildern in philosophische Tiefen vorzustoßen und, wie das mit Filmen, die keine rational erklärbare Lösung bieten nun einmal so ist: jeder deutet die Auflösung anders. Ich persönlich sehe in der letzten halben Stunde des Films, in den schrillen, nervigen Aufnahmen eines psychedelischen Trips und den vollkommen aus dem Zusammenhang gerissenen Aufnahmen am Ende des Films nicht mehr als den Versuch Kubricks alles bisher da gewesene in allen Belangen um Längen zu schlagen, womit er dem Zuschauer, der zu keiner Lösung kommen kann, einfach zu viel zumutet. Und der Bereich, in dem Kubrick durchaus in intellektuelle Tiefen hätte gehen können, bei den Dialogen zwischen Mensch und Maschine, die ebenfalls enorm minimalistisch ausfallen, wird von Kubrick kaum weiter genutzt. Schade!

Dieser inhaltlich überaus dünne Plot, die flache Charakterkonstruktion und das undurchschaubare Ende zieht Kubrick bei seiner Inszenierung leider enorm in die Länge. Anfangs, bei dem wohl besten Intro der Filmgeschichte, unterhält die Bildgewalt allein, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die optischen und akustischen Leckerbissen, die Kubrick bereithält beim besten Willen nicht mehr unterhalten und Verschleißerscheinungen zeigen. Das Geschehen wird aufgrund dieses unglaublich schleppenden Erzähltempos zu keinem Zeitpunkt spannend, zumal Kubrick trotz seiner, mitunter alptraumhaften Bilder, keine gespannte Atmosphäre erzeugen kann, unter Anderem, weil keine Identifikation mit dem Geschehen und den Charakteren stattfinden kann und darüber hinaus, weil keine echten Schockmomente eingebaut werden. Mitunter sind Bild und Ton auch zu schrill und teilweise wirklich anstrengend. Das Finale, das ich als vollkommen misslungen ansehe, ist dann die Krönung dieses durch und durch langweiligen Geschehens, das genauso gut auf eine Laufzeit von einer Stunde hätte komprimiert werden können. Zu viele Szenen dauern einfach viel zu lang, manche Einstellungen sind nahezu unerträglich einschläfernd, die Mischung aus Farben und Kompositionen erfordert vom Zuschauer ein Durchhaltevermögen, das zumindest bei mir definitiv irgendwann nicht mehr vorhanden war, bei manchen Einstellungen, die viel zu lange dauern wünscht man sich mehr oder weniger einen Schnitt herbei, der die alte Szene durch eine neue, nur unwesentlich spannendere ablöst. Ein paar Dialoge mehr, ein umfangreicherer Plot, all dies hätte das Werk vorangetrieben, so bleibt es nur eine leere zur Schaustellung von Kubricks handwerklichen Fähigkeiten. Mit "Shining" zeigte Kubrick später, dass er wesentlich effektivere und spannendere Alpträume konzipieren kann.

Zu den Darstellern kann eigentlich nicht sonderlich viel gesagt werden, da den futuristischen Kulissen und den gewaltigen Bildern der meiste Raum im Film zugestanden wird und diese über weite Strecke in diversen Raumanzügen zu sehen sind. Das, was von Hauptdarsteller Keir Dullea zu sehen ist, ist durchaus ordentlich und auch an den Nebendarstellern gibt es nichts auszusetzen, aber diese sind sowieso nur Randerscheinungen.

Fazit:
Optisch und akustisch ist "2001: Odyssee im Weltraum" auch heute noch einer der besten Filme, die man sich ansehen kann und von derart erdrückender, monumentaler Größe, dass er zu Recht zu den besten Filmen aller Zeiten gezählt wird. Aufgrund der ebenso monumentalen Laufzeit, die mit einem absolut minimalistischen Plot gefüllt wird, entsteht jedoch ab einem gewissen Zeitpunkt, nämlich ab dem Moment, an dem Kubricks Machart erste Verschleißerscheinungen zeigt, gähnende Langeweile, die sich bis zum wirren und vollkommen spannungslosen Finale immer weiter steigert. Die Meinungen über das Werk gehen weit auseinander: In meinen Augen ist das Werk trotz der grandiosen Bebilderung eine Tortur für den Zuschauer, die man jedoch mal gesehen haben sollte, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.

27%

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