Review

Na klar, auch die böse Versicherung muss dran glauben

"Saw 6" erfindet das Rad sicher nicht neu, ist aber weitaus besser, als man einem sechsten Teil je das Recht eingeräumt hätte. Das Jigsaw bzw. sein Nachfolger & gleichzeitig scheinbar Opfer, Detective Hoffman, nun die ach so böse Krankenversicherung bzw. deren Mitarbeiter, auf ein Spielfeld des Todes schicken & nebenbei das FBI Hoffman immer näher kommt, liest sich absolut bescheuert & ist auf dem Papier ein hirnloser Quatsch-Schachzug, nur um noch einen Saw-Ableger produzieren zu können - und das sage ich nicht (nur) weil ich bei einer Versicherung arbeite oder das wirklich grottige, unfaire Gesundheitssystem der Staaten verteidigen will. Umso überraschter & erfreuter war ich, als ich feststellen durfte, dass Teil 6 wieder ein gelungener Vertreter der Reihe ist & sogar seine beiden direkten Vorgänger hinter sich lässt. Wunder gibt es also auch in Jigsaws blutigem Puzzletheater immer wieder...

Klar tun niedrige Erwartungen einen Film immer gut & dass Regisseur Greutert aus Fehlern seiner Vorgänger lernen würde, war zumindest zu erhoffen. Aber woran liegt es sonst noch, dass Teil 6 mehr als genießbar ist? An dem fast gänzlich fehlenden Tobin Bell sicher nicht... der fehlt mir immer noch sehr. Vielleicht an der eingestreuten Sozial-/Systemkritik durch die unmenschliche Versicherung & die "Auswahlmöglichkeiten" bei den Fallen? Eher nicht, das wirkt meist aufgesetzt & zu plump. Ein neuer Look? Nein, alles beim Alten. Grandiose Darsteller? Nichts in Erinnerung geblieben, maximal stets bemüht. Herausragende, goory Fallen? Schon eher, aber hat man auch schon besser gesehen. Das Shotgun-Glücksrad ist trotzdem ein Spaß gewesen & psychologisch nicht unbedeutend. Es ist eher das Gesamtpaket, das enorme Tempo & die durchaus aufkommende Spannung, die man so schon nicht mehr erwartet hat.

Was Saw allgemein zu einer der besten Horrorreihen aller Zeiten macht, ist für mich die oft Filme überspringende, eng verzahnte Geschichte & die Wiedersehen mit alten Bekannten. Während bei Jason, Freddy & Co. früher höchstens noch das Final Girl weitere Auftritte neben dem Killer spendiert bekam & alles ausrechenbar war, schlägt John Kramers Gesamtplan doch erheblich mehr Haken & spornte (Verschwörungs-)Theorien an. Und ein durchgehend ikonischer Look ist natürlich auch Markenzeichen. Da waren die Erwartungen an einen unumgänglichen 7. & letzten Teil hoch & es galt Vieles aufzuklären. Das gerade der wieder etwas zu alter Stärke gefundene sechste Teil für Saw-Verhältnisse an der Kinokasse floppte, ist ironisch & schade. Um ein Ende der Saga tat es mir aber nur bedingt leid, erst recht wenn man es mit Stil & gelungen abschließen würde... Hätte, wäre, wenn... :/. Jigsaws große Liebe & Frau bekommt (endlich) eine nicht unwichtige Rolle & sticht heraus, die Beziehung der beiden bekommt unerwartet mehr Tiefe. Ein weiterer Pluspunkt, der nicht nur Fans ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. Endgültiger Absturz verhindert & gekonnt am Abgrund getänzelt!

Fazit: überraschend gelungener sechster Teil, der viel fesselnder & besser ist, als sich die Synopsis liest. Trotzdem pfeift die Serie nun aus dem letzten Folterloch & geht auf der Stelle, fast schon rückwärts... Die Zeit für ein Finale war gekommen!

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