Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen Kinofassung!
Mit "SAW VI" von Regisseur Kevin Greutert, Cutter aller fünf bisherigen Filme der Reihe, liegt der Abschluß der zweiten "SAW"-Trilogie vor, die in den Teilen 4 - 6 das Fortführen von Jigsaws Erbe nach dessen Tod beinhaltet und seit Teil 5 vielmehr auch die Ermittlungsarbeiten von Polizei und FBI in den Vordergrund stellt.
Wie alle bisherigen Fortsetzungen hält sich auch Teil 6 sklavisch an den bewährten Gesetzen des Franchise, vor allem aber die polizeilichen Ermittlungen verleihen seit "SAW V" der Reihe zusätzlichen Reiz, wobei die Plott-Twists am Ende des sechsten Films zum Besten zählen, was bisher nach Teil 1 die komplette Reihe aller Fortsetzungen zu bieten hatte.
Teil 5 enttäuschte vor allem in dieser Hinsicht, auch wenn er ein recht packendes Katz- und Mausspiel zwischen Jigsaws Erben - Detective Hoffman - und seinem Gegenspieler, FBI-Special Agent Peter Strahm, zum Thema hatte.
Was die finalen Auflösungen anbelangt so war seit Teil 3 keine mehr so packend und auch nicht so überraschend wie bei "SAW VI", so dass erstmals nach langer Zeit der Zuschauer wieder einen Aha-Effekt verspürte und ihm nicht nur Lösungen aller Rätsel des sechsten Teils präsentiert wurden, sondern als krönenden Abschluss alle Rätsel der zweiten Trilogie erläutert wurden.
Wie es das Gesetz des unerschöpflichen Franchise verlangt, bauten die beiden Drehbuchautoren Patrick Melton und Marcus Dunstan jedoch wieder einige offene Fragen ein und ließen auch das Schicksal von Detective Hoffman unbeantwortet, um Stoff für eine erneute Fortsetzung zu haben.
Bis jedoch das spannende Finale dieser Episode eingeläutet wird, nimmt der Verlauf der eigentlichen Handlung seinen gewohnten Gang. Dabei läßt sich Regisseur Greutert nach der einleitenden "Ein Pfund Fleisch"-Sequenz etwas Zeit um seinem Hauptcharakter etwas Tiefe zu verleihen. Dieser entpuppt sich als Abteilungsleiter eines Versicherungskonzerns, der mit Hilfe einer Formel entscheidet, welcher Kunde für den Gewinn des Konzerns finanziell tragbar ist oder nicht. Wer es nicht mehr wert ist, dass die Versicherung seine Arztkosten übernimmt, verliert seinen Versicherungsschutz. Krebspatient John Kramer alias Jigsaw musste auch diese Erfahrung machen, was zur Folge hat, dass Abteilungsleiter William Jigsaws Nachfolger in die tödliche Falle geht.
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, außer, dass Teil 6 der Reihe neben den üblichen Rückblenden und den teils mehr, teils weniger spektakulären Fallen nicht nur einige überraschende Wendungen vorzuweisen hat, sondern in Bezug auf die Thematik rund um den Versicherungskonzern auch Kritik am amerikanischen Gesundheitssystem übt. Das verleiht dem blutigen Werk natürlich weder Anspruch noch Tiefe, macht es aber zumindest in dieser Hinsicht realistisch.
Denn was Realismus und Logik anbelangt so weist auch dieser Teil wieder einige schwerwiegende Lücken auf, die besonders angesichts der etwas zähen ersten Hälfte stark ins Gewicht fallen.
Spätestens aber kurz vor Hoffmans Enttarnung zieht Regisseur Greutert ordentlich Tempo und Spannung an und steuert unaufhaltsam auf ein doppelbödiges Finale zu, mit dem ich nicht mehr gerechnet hätte. Nach anfänglicher Durchschnittlichkeit lässt "SAW VI" in der zweiten Hälfte das Mittelmaß weit hinter sich und entwickelt sich wieder zu einem raffiniert erzählten Horror-Thriller mit einigen unappetitlichen Einlagen.
Konnte man nach dem eher faden fünften Teil zu der Erkenntnis gelangen, der "SAW"-Reihe würde langsam aber sicher die Luft ausgehen, so macht Nr. 6 der Reihe wieder Lust auf den Beginn einer neuen Ära.
7 von 10 Punkte!