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Er ist wieder da: Jigsaw, der moralische Killer, welcher durch seine Folterspielchen schon so manchen bekehrt, aber auch unendlich viele ins Verderben getrieben hat. Er wird einfach nicht müde und das obwohl er nun schon seit einigen Filmen tot ist. Aber Jahr für Jahr für Jahr buddeln ihn die Produzenten noch einmal aus, um mit ihm einen Film zu drehen, der das nimmermüde Folterporno-Publikum in die Kinos lockt. Pünktlich zu Halloween wars also auch dieses Jahr wieder soweit, John und seinen momentanen Nachfolger Detective Hoffman bei fröhlich blutrünstigen Spielchen mit unschuldigen (?) Opfern zuzusehen. Aber nachdem die beiden Vorgänger eher im mittelmäßigen Feld auf der Stelle traten, ist Teil 6 der, bis dato auf neun Teile angelegten, Reihe endlich mal wieder etwas besser.

Und das liegt nicht unbedingt an der (Grund-)Story, denn die bietet nun wirklich nicht viel mehr, als das Übliche. Wieder einmal geht der Jigsaw-Killer um, welcher nun seit dem letzten Film definitiv in Detective Hoffman vorzufinden ist, und spielt ein blutrünstiges Spiel, mit jemanden, der sich etwas zu Schulden hat kommen lassen. Diesesmal ist es William Easton, der Leiter einer dubiosen Krankenversicherung, welcher nicht selten die Leistungsgesuche seiner Versicherten ablehnt, weil z. Bsp. angeblich eine Krankheit verschwiegen wurde oder ähnliches. Auch John war einst ein Opfer von ihm und nun muss er dafür büsen. Jedoch kommt ein Ermittlerteam dem guten Detective Hoffman langsam auf die Fersen und auch Johns Frau pfuscht in seinen Angelegenheiten herum. Es gibt also viel zu tun, um die Identität nicht auffliegen zu lassen und nebenbei Johns Auftrag zu erfüllen... Es ist wahr! Wirklich viel Neues gibt es im Saw-Universum auch hier nicht zu finden, dafür ist das zwei- und dreigleisige Handeln von Jigsaw und Co. doch schon zu ausgetreten, um da wirklich noch irgendwie fündig zu werden. Eher geht es darum, das Altbekannte einmal mehr so umzusetzen, dass es dem Publikum perverse Laune bereitet dabei zuzusehen und vielleicht auch noch so manches Rätsel zu lösen und Neue aufzufahren. Und das funktioniert dieses mal besser als erwartet.

Denn Regisseur Kevin Greutert hat es geschafft, das Treiben, trotz relativer Innovationslosigkeit, einigermaßen spannend zu gestalten. Es gibt immer wieder Aha-Momente und Szenen, die man so nicht wirklich vorhergesehen hätte. Vor allem durch den erneuten Einsatz von Rückblenden wird der Zuschauer ein ums andere Mal an der Nase herumgeführt, so fern er dieses zulässt. Das hängt vor allem auch damit zusammen, weil die Rückblenden durchaus interessant gestaltet sind und relativ perfekt in den Handlungsverlauf eingebaut wurden. Und auch die Tatsache, dass es endlich wieder John ist, der den größten Teil dieser Flashbacks bedient, kommt dem Ganzen zu Gute. Wo in den beiden Vorgängern kaum eine Rückblende wirklich für Überraschungen sorgen konnte, da einem die gezeigten Rückblenden zu Figuren, die einem eh kaum interessieren, meist eh am Allerwertesten vorbeigingen, ist man hier, aufgrund so mancher Neuheit zu John, doch relativ aufmerksam bei der Sache dabei und freut sich, wenn man den ein oder anderen Charakterzug entdeckt, den man an John zuvor nicht gesehen hat. Tobin Bell bekommt jedenfalls dieses Mal wesentlich bessere Chancen seine Figur weiter auszubauen, als in den direkten Vorgängern, was ihn fast schon wieder zu einer der Hauptfiguren macht, während er letztens doch eher Beiwerk war. Gut so.

Und auch die Fallen können wieder gefallen. Auch wenn sie natürlich, vor allem aufgrund ihrer Größe, immer mehr und mehr unrealistischer werden, so ist der Kreativität dieses Mal keine Grenze gesetzt worden und man bekommt Fallen geboten, die, trotz oder gar wegen aller Perversität, einfach Laune machen. Sei es der fiese Gang durch ein Labyrinth, bei dem nur Teamwork helfen kann, da ansonsten jemandem gewisse Verbrennungen wiederfahren. Oder die harte Entscheidung über Leben und Tod, wenn es darum geht wer überleben soll: Die kranke alte Mutter einer Familie oder der kerngesunde Single-Jüngling, der sein ganzes Leben noch vor sich hat. Höhepunkt ist aber ein Karussell, auf welchem sechs Menschen sich im Kreis drehen und nur zwei von ihnen überleben dürfen. Wer darf bleiben und wer wird von der angebundenen Shot-Gun ins Jenseits gefördert? Hart und mit ordentlich Gesuppe umgesetzt, ist auch dieser Saw-Teil nichts für schwache Nerven, wenngleich man aber ehrlich zugeben muss, dass allzu ausgewalzte Folterarien hier nicht mehr sonderlich vorhanden sind, weshalb die ungekürzte Kinofreigabe durch die FSK nicht unbedingt verwundert (sieht man vielleicht einmal vom Intro ab). Und unterm Strich tut diese leichte, wohlgemerkt leichte, Rückschraubung der Gewaltspirale auch ganz gut.

Dazu versucht sich dieser Saw-Teil übrigens auch ein wenig als sozialkritischer Film zu geben, was ebenfalls nicht ganz nach hinten los geht. Denn in Zeiten, wo es in Amerika eine neue Gesundheitsreform geben soll, gibt der Film sich arg kritisch, was der Umgang mit den Versichungsnehmern von Krankenversicherungen angeht. Denn schließlich ist das Hauptopfer hier der Chef eines solchen Konzerns und seine Taten werden nicht selten als Hauptgrund für seine Tortur erwähnt. Ob das Unterbringen solch einer Kritik jedoch in einem Film wie diesen wirklich brauchbar ist sei mal dahingestellt. Doch wenn man sich an frühere Horrorfilme erinnert, so wurde dieses Genre schon öfters dafür genutzt, um Kritik an der Gesellschaft zu üben. Warum also nicht auch mal in einem Saw-Film. Und wem das zu profan ist, der darf sich wenigstens an der knackigen Wendung zum Ende hin erfreuen, sowie so mancher Rätsellösung (wir erfahren u.a. endlich was in der Kiste ist, welche John seiner Frau vermacht hat) und dem Aufstellen neuer Fragezeichen für die Zukunft.

Was die Darsteller angeht, leistet natürlich vor allem Tobin Bell eine wunderbare Leistung ab. Auch wenn er hier größtenteils eher im Rollstuhl sitzt und dadurch, auf den ersten Blick, nicht wirklich bedrohlich wirkt, so nimmt man ihm den Spielmeister mit dem kranken Gehirn immer noch vollkommen ab und er spielt damit seinen Schüler immer noch locker an die Wand. Auch wenn sich Costas Mandylor redlich bemüht und seiner Figur des Dt. Hoffman mittlerweile eine Dunkelheit und Kälte verabreichen kann, die man noch im Vorgänger vermisst hat, so kann er gegen Tobin Bells Spiel einfach nicht ankommen. Mag sein, dass seine Figur unterm Strich mittlerweile die Gefährlichere, da Gewissenlosere ist, in Punkto Schauspiel ist Bell einfach der Bessere. Die restlichen Darsteller sind dagegen nicht der Rede wert.

Fazit: Gleiches Spiel und doch spannender als noch kurz zuvor. Nachdem "Saw IV und V" zwar immer noch unterhalten konnten, aber in Sachen Spannung, Kreativität, Figurenzeichnung und Überraschungseffekten nicht mehr ganz so viel zu bieten hatten, wie die Originaltrilogie, so kann sich "Saw VI" endlich mal wieder dort einreihen, wo nach Teil III Schluss war: Im Reigen der gelungenen Sequels. Der neue Saw überzeugt mit Spannung, kreativen Fallen, einigen neuen Charakterinhalten von John, sowie manch illustrer Wendung inkl. des Rätsels Lösung, was in der Kiste steckt. Dazu der Versuch an eingebauter Sozialkritik, über den man diskutieren kann. Logik sollte man natürlich nicht erwarten und wirkliche Innovationen auch nicht. Doch wer immer noch am Saw-Franchise interessiert ist, der bekommt einen Saw-Film geboten, der endlich wieder an die Original-Trilogie heranreicht und die beiden direkten Vorgänger locker hinter sich lässt.

Wertung: 7,5/10 Punkte

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