Eine Einleitung ohne Sinn und eine Erzählung ohne Verstand.
Female Fugitive, eine der fast ein Dutzend umfassenden Regiearbeiten der ab den Fünfziger Jahren vor der Kamera und ab den Siebzigern auch hinter ihr aktiven Go Bo-shu, wie üblich im Verleih von Pak Man Keis Park Films, stellt sich trotz oder gerade auch wegen mancher soweit gediehener Ansätze nur als das blanke Mittelmaß ohne prachtvolle Bezeichnungen heraus. Die Geschichte selber beginnt rasch, verläuft sich aber in einem uninteressierten Austausch von allerhand Konstellationen, ein loser Zweckverbund an Problemen und scheiternden Lösungen als Stolpersteine einer physischen Einigung.
Dabei leiht man sich die geeigneten Themen für fortschreitende Konfrontationen zwar aus, hält sie in Schlagzeilen [eines immer wieder auftauchenden Zeitungsartikels] fest, bekommt diese aber nicht in die konkrete Ausgestaltung integriert und formuliert. Außerdem werden einige Klöpse aufgefahren, die selbst für das Genre und seinen häufig ungefähren Zufällen und vorhergesehenen Absurditäten schon enorm willkürliche Brechungen jeder Logik sind und noch zusätzlich mit dem Versuch der Anwendung einer moralisch epischen Behandlung reduziert werden. Auf dem Weg durch die fremden Gefilde einer Sittengeschichte:
Nachdem ihr das Pflaster in HK zu heiß geworden ist, verlegt die Drug Queen Subami [ Go Bo-shu ] ihr Hauptquartier nach Thailand, von wo aus sie die Ernte im Goldenen Dreieck und den Vertrieb weiterhin im Auge behält. Als der Zuarbeiter Eddie [ Ngai Kai ] bei Inspector Wu Tung [ Sung Pa ] eine Aussage machen und belastende Beweise übergeben will, lässt sie den Verräter durch ihren Killer Li Yung [ Michael Chan Wai-man ] umbringen. Nur leider wurden die beiden Kinder Baichak [ Ching Bat ] und Hsiao-chu [ Pak Hau-lam ], die kleine Tochter des Cafébesitzers Chang Chen-fung [ Eddy Ko Hung ], Zeuge des Mordes und haben diesen auch auf Fotos festgehalten. Die Sache verkompliziert wird noch dadurch, dass die Touristin Lin [ Tina Chin Fei ] unbewusst in den Besitz der Bilder gelangt, während Changs Schwester Feng [ Woo Gam ] sich von ihrem umtriebigen Freund Tsai Yang [ Choi Yeung ] in die kriminellen Aktivitäten hineinziehen lässt. Als Inspector Wu dennoch gefährlich nahe an die Auflösung kommt, wird die Schlägertype Ngai Lung [ Pei Pok ] auf ihn angesetzt.
Klingt wie immer, ist es auch und auch wieder nicht, im Guten wie im Schlechten. Die Vielzahl der Personen wird gar mit einer eigens für sie bestimmten Bildunterschrift vorgestellt, sogar Changs Schäferhund "Lucky" bekommt diese Ehre der Hoffähigwerdung zuteil, hat allerdings sogar seinen immanenten A Boy and His Dog Part in dem Geschehen. Die Ereignisse finden abseits der Einleitung, die erst lang und breit die zunehmend gefährlichen Verhältnisse im sarkastischer als "Mount Peace" bezeichneten HK aufzeichnet, völlig konträr dazu nur in Thailand und damit fernliegend der Ausgangsdaten statt; sowieso gibt man sich mit westlicher oder japanischer Beteiligung in Kleinstrollen [von Unterweltgrößen aus aller Herren Länder] den auch verbal hervorgerufenen Anschein einer kontinenteumfassenden Machtphantasie, die noch mit einem Globus und einer Weltkarte an der Wand unterstützt wird. Die Lokalisation des detailliert in Augenschein genommenen Landkreises Mueang Chiang Mai im Norden der Nation wird dabei durchaus als Abwechslung zu den urbanen Gefilden sonstiger Handkantenfilme aus der Epoche genutzt, begleitend vom "sawadee krap" bzw. "sawadee ka" an allen Ecken und Enden und manchen kulturellen Einschlägen einheimischer Landesfolkore wie eine Prozession zum Neujahrsfest Songkran, Tanzdarbietungen und den musikalischen Einlagen eines Pi-Phat-Ensembles.
Extra dafür eingereist mit einer komplett chinesischen Belegschaft wird diesen bunten Schaubildern voll Darstellungsweisen allerdings fast mehr Aufmerksamkeit gewidmet als dem Vorantreiben der Aufführung an sich; gerade weil die Differenzen zwischen Polizei und Verbrecher schon von Beginn an unaufhebbar in einer eigentlich asketischen Haltung sind, verdrießt der letztliche multiple staging Umweg zum anvisierten Ziel.
Ein Hauen und Stechen zwischen den beiden Parteien und ihren Untergruppierungen auch ziviler Kräfte erfolgt aller höchstens sporadisch, mit wenig Durchschlag und nur selten in aufwendigen Materialien, wie bspw. von einem Hubschrauber aus kontrollierten, razzienartigen Eingriffen militanter Motorradpatrouillen. Schusswaffen bleiben die meiste Zeit stecken oder werden gar nicht erst mit an die Tatorte geschleppt, zudem erfolgt das Entleeren der Magazine eh nur als warnende Abschreckung in die Luft. Die wenigen gebotenen Kampfkunstdarbietungen sind allesamt recht eckig bis unbeweglich und wie aus dem ersten Take heraus aufgenommen, ein gewissermaßen umständlich und zugleich dilettantisches Gebaren an wilden Arm- und Beinbewegungen fern jeder Ästhetik, Motivation und Erregung.
Offensichtliche Täuschungsmanöver der auch sonst etwas unbeholfen, da leidenschaftslosen und gottergeben Inszenierung sind noch besonders die aufkeimende Liebe zwischen Chang und Lin, deren Unwichtigkeit für die Dramaturgie mit neckischen Wasserspielchen am hoteleigenen Swimmingpool oder Strand aufgeschwemmt wird. Lachhaft wird es besonders bei den Gefahren für die beiden kleinen Kronzeugen, denen ihr Schäferhund wie vormals Kollege "Rin Tin Tin" immer dienstbereit zur Seite steht und in Momenten höchster Bedrängnis gar ein ganzes Rudel Artgenossen zur Verteidigung herbei bellen kann. Dass der ansonsten eher apathisch arbeitsscheue Inspektor auf die letzten Meter der Filmrolle noch zum Hauptdarsteller erwächst und mitsamt langer Rückblende in die vormalige Sucht seinen eigenen gemütlichen Charakter-Hintergrund erhält, verlockt auch nicht gerade zu Befreiungserlebnissen, wird doch da zu guter Letzt noch die Keule von Sitte und Anstand geschwungen und zum ethischen Kampf gegen das Rauschgift gerufen.