Review

Es regnet Hamburger, Spaghetti, Pfannkuchen und zum Tanzen geht man in den Wackelpeterpalast - allein diese Vorstellungen genügen als Animationsblaupause für "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen", einem "Ohne Grenzen"-Produkt von "Sony Pictures Animation", die bisher eher durch bemühte Niedlichkeiten wie "Jagdfieber" oder "Könige der Wellen" aufgefallen waren.
Daß es nicht immer der Gral der Animation sein muß, der absolute Figurenhyperrealismus und das Nonplusultra an Charakterentwürfen, um einfach anarchischen Spaß zu verbreiten, beweist Phil Lords und Chris Millers Film, der sich an einem beliebten Kinderbuch orientiert, dieses aber bis zur Unkenntlichkeit umstrickt.
Wer in dem Vehikel Plot herumstochert, entdeckt bekannte Versatzstücke: ein Nerd, der seinen Lebenstraum gegen widrige Umstände und eine schlechte Reputation durchsetzen muß und sich selbst beweist; familiäre Kommunikationsprobleme und eine fragile kleine Liebesgeschichte genügen für dieses Lustspiel an Übertreibung, daß sich erst gar nicht mit verbrämter Nachvollziehbarkeit aufhält und stattdessen voll auf Tempo setzt.

Da braucht man dann auch keine lebensechten Details bei der Figurenzeichnung: stilisierte Illustrationsfiguren mit dehnbaren langen Gliedern, lustigen großen Augen und Mündern, die sich nach Kräften verziehen können, genügen Kindern für einen großen Spaß. So ist Flint Lockwood, seines Zeichens genialer wie unglücklicher Erfinder von Unmöglichkeiten einfach ein hochgeschossenes Kerlchen mit Riesenglubschern und einem wirren Haarschopf, der wie auf 200 Energydrinks durch den Film springt.
Um seiner abgelegenen und auf eklige Sardinen angewiesenen Inselheimat eine kulinarische Perspektive zu bieten, will er aus Wasser Nahrungsmittel herstellen. Das gelingt ihm auch nach kleinen und größeren Katastrophen, bei denen er die gesamte Insel in Schutt und Asche legt, indem er seine Maschine schließlich raketenhaft über die Insel katapultiert, wo sie alle Wolken anzieht und zu leckeren Köstlichkeiten verarbeitet, die in Regenform hernieder gehen. Dazu wird in den Teig noch ein besorgt-enttäuschter Fischer-Vater, eine schnuckelige Nerd-Wettermaus, ein hyperaktiver (farbiger) Polizist, ein freßgeiler Bürgermeister und ein kleiner Hausaffe gemischt, welcher sich mittels einer Gedankenmaschine sogar verbal äußern kann.

Sobald die Story in Gang ist (und das dauert keine drei Minuten), fliegt hier die Kuh und das mit Hyperspeed. Ständig hüpft, springt, flattert etwas durchs Bild und man muß schon flott dabei sein, um die vielen kleinen Ergänzungsgags, die nicht auf Pointenwirksamkeit abgeklopft werden, sondern praktisch durchs Bild schießen, überhaupt alle schätzen zu können.
Tempo ist der Hauptfaktor und deswegen ist der Wissenschaftskram auch reine Märchensache, die mittels skuriler Daniel-Düsentriebszenen in schneller Schnittfolge in Form von Dauerwortspielen auf den Zuschauer zuschießt.
Wie überhaupt der Humor so trocken und verspielt ist, daß man kaum mitkommt - der Witz liegt nicht nur in der Nahrungsgigantomanie, sondern auch in den abgefahrenen Folgen des Leckerbissenregens, der in allen Formen, Farben und Variationen niederprasselt. Damit wiederum kann man herrliche Wortspiele basteln, bei denen man gewisse Einschränkungen (Eiscremschneefall, bei dem so etwas wie Dreck oder Bakterien nie eine Rolle spielen) einfach ignoriert und aufkommende Einwände (wohin mit den Resten?) mit noch größerer Lässigkeit als Extra in den Plot einbaut.

Die Figuren sind alle maßlos übertrieben, überzogen oder stilisiert, Kindlichkeit und Kindischsein gehen Hand in Hand, wenn die kulinarischen Wunder schließlich weltzerstörende Ausmaße annehmen - was wiederum dazu führt, daß die Megalomanie irren Appetit nebenbei macht.
Dazu ein paar nette Sidesteps und Comedyeinfälle (ein Highlight ist der Kameramann von "Love Interest" Sam aus Guatemala, der sich als zu allem fähig erweist, ohne auch nur einmal den Stimmtonfall zu heben) und Filmreferenzen, die mal nicht so eindeutig sind, daß jeder Kinonerd sofort genervt mit den Augen rollt.

Die 90 Minuten ballern so schnell an einem vorbei, daß man gar nicht bemerkt, daß das eher für die Zielgruppe 8-12 gemacht ist, denn der grenzenlose Anarchohumor (Flints Laboreingang ist in einem Dixieklo; die vortäuschenden Sicherheitstürenattrappen, der Jellopalast, den Flint mittels einer gigantischen Tupperware-Form gemacht haben will) läßt kaum Zeit zum Atmen und besticht dazu durch eine wunderbar knackebunte Optik, die in interessanten Kontrast zur Simplizität der Figuren steht. Die Synchro hadert zwar manchmal mit den Nahrungswortspielen, findet aber meistens dann doch noch eine deutsprachige Entsprechung und schafft es sogar, die pubertär-verschämte Annäherung der Hauptfiguren nicht peinlich aussehen zu lassen.
Das heißt: ein infantiler-simpler Spaß, der nicht "wolkig", sondern vorwiegend heiter drauf ist. (8/10)

Details
Ähnliche Filme