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Der junge Jamie (Jim Sturgess) hat es nicht leicht: Das Leben in einem heruntergekommenen Ghetto von London ist hart und gefährlich, und ein riesiges Feuermal in seinem Gesicht macht ihn zum verspotteten Außenseiter. Doch als wäre dies alles noch nicht genug, radikalisieren sich die Dinge eines Tages noch mehr - eine Gang mit Dämonenmasken zieht durch die Straßen und verbrennt Menschen bei lebendigem Leibe. Auch Jamies Mutter fällt ihnen zum Opfer. Aber sind es wirklich nur Masken? Oder wüten hier höllische Kräfte?

Der Beitrag zum Fantasy Filmfest 2009 glänzt mit düsterer Optik und einer dichten, bedrohlichen Atmosphäre. Die dreckigen Londoner Straßen, die vor allem nachts richtig gefährlich werden, geben ein gelungenes Setting für die Geschichte eines sensiblen Außenseiters, der mehr oder weniger gegen seinen Willen in die Gewaltspirale seiner Umgebung hineingezogen wird. Die übernatürlichen Elemente der Geschichte - ein unheimlicher Papa B, der verdächtig nach Teufel aussieht, gruselige Dämonenbanden und Jamies eigene diabolische Verwandlung - nehmen dabei eine durchaus metaphorisch zu verstehende Dimension an: Einmal mehr, wie so oft in den Jahren um 2010 herum, dreht sich ein britischer Film um die enthemmte Brutalität der britischen Ghetto-Jugend, die offensichtlich nicht einmal vor Mord zurückschreckt. Betrachtet man Filme aus etwa diesem Zeitraum, wie „Eden Lake" oder „Harry Brown", kommt man um den Eindruck nicht herum, dass es diesbezüglich ein enormes Problem in Großbritannien gab.

Dieser Aspekt der Story bleibt allerdings eher hintergründig. Hauptsächlich geht es hier um das Hineingleiten in persönliche Schuld und den Umgang mit höllischen Verlockungen. Der Preis, den Jamie für sein gewöhnliches Aussehen zahlen soll, fällt viel höher aus als erwartet. Und das glückliche Leben, das er bereits zum Greifen nahe sieht, entpuppt sich schnell als pure Illusion, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Zugegeben, die Story wird besonders im letzten Drittel ein wenig unausgegoren: So geht Jamie doch etwas zu schnell auf den Pakt mit Papa B ein, und die grausamen Ereignisse, die darauf folgen, bleiben seltsam konsequenzlos. Auch versandet im Zuge dieser Entwicklung die geplante Rache an den Dämonen im Nichts. Und was soll eigentlich die ganze Sache mit der Wunschtochter?

Diese etwas wirre Handlungskonstruktion wird vom emotionalen Finale aber wieder eingefangen, und die düsteren Bilder, die von einer beherrschten, aber durchaus dynamischen Kamera geliefert werden, verleihen „Heartless" durchgehend eine packende Atmosphäre. Auch der in manchen Szenen einen Hauch zu melodramatische Score kann großteils überzeugen. So wird der Film letztlich doch ein faszinierender Genre-Hybrid - ein Fantasy-Psycho-Drama mit Horrorelementen - der geneigten Fans eine gelungene Unterhaltung bieten dürfte.

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