Angela Mao gehörte Anfang de 70’er zu einer neuen aufsteigenden Schauspielerelite, die dem bis dahin dominierenden Platzhirsch Shaw Brothers zunehmend Konkurrenz machte. Mao gehört zu den wenigen Frauen die sich in der Männerdomäne des Eastern nachhaltig durchsetzen konnte und bis heute treue Fans hat. Gegen Ende dieser Dekade verblasste allerdings ihr Rum allmählig und eine neue Generation von Kampfkünstlern wie Jackie Chan sicherte den Studios volle Kassen. „Broken Oath“ aus dem Jahre 1977 gehört daher wohl zu den letzten großen Erfolgen die Angela Mao verbuchen konnte, bis sie Anfang der 80’er der Filmindustrie ganz den Rücken kehrte.
„Broken Oath“ ist in gewisser Weise Hongkongs Antwort auf den japanischen Swordsplay-Klassiker Lady Snowblood. Bei genauer Betrachtung drängt sich gar der Verdacht ab, es handelt sich bei der chinesischen Variante um eine schamlose Kopie, denn die Handlung in beiden Filmen ist in der Grundidee nahezu identisch. Hier wie da handelt es sich um eine typische Revenge-Story, in dem die Tochter an den Peinigern ihrer geschändeten Mutter Vergeltung übt. Was in der japanischen Variante schließlich in einem bluttriefenden Gemetzel mündet, fällt in „Broken Oath“ etwas einfacher aus, denn hier werden die Vergewaltiger von Einst in erster Linie mit Fäusten und Tritten ins Nirvana befördert.
Von Jeong Chang-Hwa, der mit King Boxer einen der wegweisendsten Shaw-Filme drehte, hätte man letzten Endes doch etwas mehr erwarten dürfen, denn die Umsetzung ist insgesamt doch recht gewöhnlich. Dabei beginnt der Film noch recht vielversprechend mit dem leidvollen Schicksal der Mutter und der Ausbildung Lotus Lin (Angela Mao) im buddhistischen Kloster. Später rückt die Jagd nach den drei Vergewaltigern in den Mittelpunkt der Geschichte, die durch zahlreiche Nebenfiguren nur unnötig verkompliziert wird. Viele Handlungselemente erinnern hier schon an die etwas trashigen Eastern der Spät-70’er und sind angereichert mit allerlei Kuriositäten. Die Kompromisslosigkeit wie man sie aus den frühen Angela Mao Filmen kennt, sucht man hingegen vergebens, wohl auch weil ein Regisseur wie Huang Feng fehlt der Mao wohl am treffsichersten in Szene setzen konnte.
Wer sich im Genre auskennt wird obendrein ein Vielzahl bekannter Gesichter entdecken, wobei die meisten allerdings nur in kleineren Rollen zu sehen sind wie Lam Ching-Ying oder Dean Shek. Einen etwas größeren Part hat hingegen der allseits bekannte Sammo Hung, der hier einmal mal als fieser Gegenspieler auftreten darf. Außer einem albernen Kostüm und Perücke bietet Sammos Auftritt letztlich aber eigentlich wenig Nennenswertes.
Was „Broken Oath“ dennoch vom Genredurchschnitt abhebt sind die insgesamt doch recht gut choreographierten Kampfszenen. Kein Wunder, es haben auch einige der bekanntesten Choreographen Hongkongs bei deren Entstehung mitgewirkt, darunter auch Yuen Woo-Ping und Corey Yuen.
Doch auch hier muss gesagt werden dass die bezaubernde Angela gar nicht so oft als berüchtigte Deadly China Doll in Erscheinung treten darf wie dies zu wünschen wäre. Ihre Mitstreiter nehmen ihr bei den Kampfszenen einiges an Arbeit ab - vielleicht etwas zu viel. Auf der anderen Seite gefällt Siu-Lung Leung aka Bruce Leung, denn der kann im Finale mit einer recht ordentlichen Performance punkten. Wenn Angela Mao dann zum Zug kommt geht es fetzig zur Sache, wobei aber auch gesagt werden muss das die Choreographie nur selten an die außergewöhnlichen Leistungen in Hapkido und When Taekwondo Strikes anschließen kann. Das muss aber noch nicht mal Angela Mao selbst angekreidet werden, denn die Machart der Kampfszenen ist schlicht etwas weniger dynamisch und fließend, eben typisch für die Spät-70‘er. Nett anzusehen ist der Einsatz von Skorpionen, deren tödliches Gift Angela im Kampf gegen Bösewichter zu Gute kommt. Auch gut ist die Mischung verschiedener Ebenen des Kampfes, mal ohne Waffen, mal mit Waffen.
Fazit:
Insgesamt ist „Broken Oath“ sicher ein gelungener Eastern, der sich allerdings ankreiden lassen muss das die Geschichte geklaut ist und das noch nicht mal sonderlich gut - in punkto Erzählweise ist Lady Snowblood sicher die bessere Wahl. Im Gegenzug kann dieser Film zweifelsohne durch die Präsenz von Angela Mao punkten, auch wenn deutlich zu sehen ist das ihr etwas die Spritzigkeit früherer Tage abhanden gekommen ist. Aufgrund der souveränen Kampfszenen, der ernsten Inszenierung ohne Klamauk und last but least auch aufgrund der einzigartigen Angela Mao sicher eine Empfehlung wert. Wer Angela Mao auf dem Gipfel ihrer Karriere sehen möchte, der sollte aber lieber zu Hapkido oder When Taekwondo Strikes greifen.