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"Edward sieht aus wie eine Mischung aus Pinnochio und Michael Jackson", so steht es tatsächlich auf der Rückseite der DVD und besser hätte man es wohl nicht sagen können. "Edward mit den Scherenhänden" ist ein TIm Burton Film wie man ihn sich wünscht, und die Tatsache dass Johnny Depp auch noch die Hauptrolle spielt ist wie ein Segen.

Die Story kommt daher wie eine zuerst freundliche Variante des Frankenstein-Themas. Eine Vertreterin findet einen merkwürdigen Menschen auf dem Dach eines Schlosses vor; anstatt Hände hat er riesige Scheren. Die Vertreterin nimmt diese Kunstgestalt mit nach Hause, um ihm ein schönes Leben zu machen. Fortan wird Edward trotz seiner unleugbaren "Merkwürdigkeit" mit viel Herz behandelt. Das ist nun ein interessanter, wenn auch zuerst etwas ungläubiger Kniff. Das nur eine gottesgläubige Person vor Edward warnt, ist auch eher typisch als originell.

Die komplette erste Stunde des Films ist auch eher etwas für den ruhigen Zuschauer, der nicht allzu sehr auf Action steht. Schrittweise wird uns Edward als sympathisch-naive Person vorgestellt - und das zieht sich doch etwas erstaunlich hin. Die erste Stunde bietet neben der ruhigen Erzwählweise auch eine bunte Ansammlung verschiedener kleiner Gags: Wenn Edward zum Beispiel unschöne Erfahrungen mit einem Wasserbett macht oder er von einer reiferen Frau verführt wird. Tim Burton wollte den Film lustig machen und das íst ihm zum Glück auch größenteils gelungen.

Erst später, wenn Edward mit dem Gesetz in Konflikt kommt und schließlich gejagd wird, entwickelt sich der Film zu einem beeindruckenden Werk, wo sich alles findet, sei es nun Spannung, Horror oder Romantik. Und genau hier wird Edward langsam auch zu einer schreckenerregenden Figur, die mit ihren wilden schwarzen Haaren und dem zwar lieben, aber dennoch irgendwie leeren Blick die ein oder andere Gänsehaut am Körper entstehen lässt. Und spätenstens wenn er jemanden mit eine seiner Scheren durchsticht und man eindeutig Blut sehen kann, hinterfragt man zweifelnd die FSK 6 Freigabe des Films, wo die Kontrolleure mehr als zwei Augen zugedrückt haben müssen.

Das Verhältnis des Zuschauers zu Edward ist grundlegend in Sympathie und Mitleid gegliedert. Der Charakter an sich ist einfach wunderbar von Johnny Depp dargestellt, ein anderer Schauspieler hätte der skurilen Hauptperson nur halb so viel Charme schenken können. Dagegen wirken dann auch die restlichen, mehr oder weniger normalen Personen im Film etwas blass, aber Burton hat trotzdem versucht ihnen so viel Farbe wie möglich zu schenken. Auch wenn er auch hier nicht um das ein oder andere Klischee rumgekommen ist, sei es nun der gewaltbereite Ex-Freund oder die notgeile Frau Mitte 40.

Letzendlich ist es aber die traumhafte Optik des Werks, was das Herz höher schlagen lässt. Tim Burtons lebhafte Regie mit all seinen dunklen und bunten Farben hat selten besser gepasst. Und als modernes Märchen eignet sich "Edward" perfekt - ein einziger Genuss für das Auge.

Fazit

Traumhaft und skuril, präsentiert sich auch dieser Tim Burton Film in einer kunterbunt-dunklen Welt, die den Zuschauer mit der Zeit immer tiefer in seinen Bann zieht. Johnny Depp agiert mit einer selten übertroffenen Spielfreude und verleiht seiner Figur viel Herz und Seele. Ein Neo-Märchen, was man als Zuschauer sehen sollte und als Burton-Fan sogar sehen muss.

8/10

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