Review

Es gibt Filme, da wird es einem zum Verhängnis, wenn man sich überdurchschnittlich viel mit diesem Medium beschäftigt. "Edward mit den Scherenhänden" ist einer davon. Von Vielen als unvergessener Klassiker für die ganze Familie auserkoren, kann ich mich einfach nicht damit anfreunden. Beim besten Willen nicht.

Gut, ich muss auch gestehen, ich bin weder großer Fan eines Tim Burtons noch von dessen hauptsächlichem Terrain, dem Fantasyfilm. Auf jeden Fall wollte ich mir dieses vermeintliche Must-See auch einmal zu Gemüte führen und nachdem ich dies in meiner Kindheit schon mal getan habe, ich mich aber logischerweise kaum mehr daran erinnern konnte, fand er erneut den Weg in den Videorecorder. Um knappe 100 Minuten später feststellen zu müssen, dass der gute Edward und seine Scherenhände für mich auf Teufel komm raus keinen guten Film darstellen. Doch wieso ?

Der Film beginnt in Form einer Erzählung. Eine alte Frau sitzt am Bett seiner Enkelin, die sich ein Märchen oder irgendeine Geschichte wünscht. Also beginnt die Oma zu erzählen. Es war eben einst Edward mit den Scherenhänden, der in der hiesigen Burg hauste und von einem in die Jahre gekommenen Wissenschaftler erfunden und konstruiert wurde. Eines Tages findet eine naive und unglaublich nervende Hausiererin Zugang zur Burg, entdeckt das missratene Produkt des Erfinders und nimmt es mit zu sich nach Hause. Als Art Adoptivsohn. Fortan sorgt Edward in der Kleinstadt für eine große Menge an Aufsehen, verdreht den Hausfrauen den Kopf und verändert auch so Einiges.

Gut, die typische Außenseitergeschichte eben. Dagegen hab ich ja prinzipiell Nichts, auch wenn ich nicht sonderlich angetan davon bin. Ein Einsiedler kommt also in eine Stadt, die anscheinend bis zum Rand voll von nervenden Hausfrauen zu sein scheint, die nichts Besseres zu tun haben, als über den armen Edward herzufallen, ihn anzuflirten und ihm unmoralische Angebote zu machen. Klar soll der Film für Kinder bestimmt sein, also dauert es auch nicht lange, bis sich jeder mit Edwards "Behinderung" abgefunden hat. Er wird nicht großartig gemieden oder verarscht, im Gegenteil, er zeigt sein Können beim Hecken schneiden, er formt geschickt romantische Eisskulpturen und auch beim Haare schneiden zeigt er vollen Einsatz. Anders aussehen heißt also nicht unbedingt anders oder schlecht sein. Das ist ja auch schön und gut und von mir aus auch löblich, diese Aussage, aber wie gesagt, kennt man von dieser Sorte einen Film, kennt man mehr oder wenige alle.

"Edward mit den Scherenhänden" ist zwar nicht vollkommen vom Stapel, weil er mit burtonschen Mitteln arbeitet und an Skurrilität kaum zu übertreffen scheint, was mir wiederum auch überhaupt nicht behagt, doch der Verlauf des Films erinnert an x-beliebige Außenseiterstories und von denen gibt es ja wirklich zur Genüge. Auch die Charaktere sind nur allzu klischeehaft. Da hat man die naive, aber von Vorurteilen befreite Mutter, die Edward kurzerhand adoptiert und ihre ebenso hilfsbereite Familie. Darunter die "Schönheit" des Films, die Tochter Kim, die mit einem fiesen Draufgänger und Schläger liiert ist, der meint, der coolste Hengst auf Erden zu sein und seinem unterbemittelten Feind Edward, den er trotz allem stets als Konkurrent sieht, ab und zu eins auswischen zu können. Natürlich distanziert sich Kim von diesem Raufbold und konzentriert sich ganz auf den mittlerweile zum Frauenschwarm aufgestiegenen Integrierten. Das Alles soll jetzt nicht ironisch oder irgendwie gehässig klingen, doch genau das ist das Problem des Films. Es ist wirklich zu jeder Sekunde alles unglaublich vorhersehbar. Nicht dass ich großartige Wendungen erwarte, ich bin mir durchaus bewusst, dass der Film hauptsächlich für kleine Kinder bestimmt ist.

Gut, so eines bin ich nicht mehr. Aber an dem scheitert es ganz sicher nicht. Burtons "Big Fish" hats mir ja auch irgendwie angetan und auch andere "kindlichere" Filme wie "Forrest Gump" oder Ähnliches gefallen mir, doch irgendwie hätte man "Edward mit den Scherenhänden" wenigstens ein kleines Bisschen anders machen können, damit nicht alles so kitschig und klischeehaft daherkommt.

Es tut mir leid, doch für mich, der ich nicht gerade ein Fan von Fantasy-Streifen, geschweige denn von Burton, bin, kann dem Film nicht sonderlich viel abgewinnen, außer dass Johnny Depp seine Rolle wirklich bravourös zum Besten gibt, das Set und vor allem Edwards Gartenkünste zu gefallen wissen und dass die komödiantische Seite des Films, die die ersten gut 30 Minuten dominiert, noch gut unterhält, währenddessen der Rest immer mehr zum Drama verkümmert, das bis zum Hals hin im Kitsch erstickt. Fertig ist eine Tragikomödie, von vielen bewundert, aber zumindest von mir kann diese Begeisterung leider nicht ganz, wenn nicht sogar kaum, geteilt werden.

5/10 Punkte

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