Special Edition / Director's Cut
*** SPOILERWARNUNG ***
Der zweite Teil der Terminator-Reihe war bei Erscheinen einer dieser Megablockbuster, ein popkulturelles Phänomen. Größer und teurer war er, im Vergleich zu seinem Vorgänger aus dem Jahre 1984 sowieso. Dabei beginnt er wie der Erstling, eröffnet mit einem Ausblick in die bevorstehende Zukunft, den Kampf der Menschen gegen die Maschinen. Aus dem Off gibt Sarah Connor einen Abriss über das, was da kommt und dass Skynet erneut versucht, den Konflikt zu seinen Gunsten zu entscheiden. Hierzu sendet es dieses Mal einen Terminator Modell T-1000 zurück durch die Zeit, um John Connor als Kind zu töten. Ein vom Anführer des Widerstands der Menschen zurückgesandter, umprogrammierter T-800 soll dies verhindern.
So ist es hier, irgendwann in den 1990er Jahren (die Hinweise im Film widersprechen sich da gegenseitig bei der Jahresfindung) also nicht nur Mensch gegen Maschine, sondern auch Terminator gegen Terminator, altes gegen neues Modell.
Wieder inszeniert Regisseur und Autor James Cameron die Ankunft der beiden Gegenspieler zu Beginn nacheinander und lässt dabei noch offen, wer hier welche Absichten hat. Das ist clever und wird auch eine Weile so beibehalten, zumindest bei der Erstsichtung funktioniert das ziemlich gut. Schwarzenegger ist immer noch der Hüne, kommt von Haus aus schon recht bedrohlich rüber, Neuzugang Robert Patrick wirkt zuerst eher weniger so. Und so spielt Cameron eine Weile damit, bis dann die Verhältnisse klargestellt werden. Ein netter Schachzug des Skripts, dem so auch immer wieder Gelegenheit gegeben wird, den Neuen, also Patrick als flüssigmetallischen T-1000, in Szene zu setzen und seine Fähigkeiten en passant dem Publikum näher zu bringen. Show, don't tell – so verdeutlicht man die von ihm ausgehende Gefahr effektiv.
Auf der anderen Seite das alte Modell, das man aus dem Vorgänger kennt. Immer noch schlagkräftig und zielstrebig, was Schwarzenegger charismatisch verkörpert und hier also den Guten mimen darf. Seine stoische Art bricht immer wieder mal etwas auf, denn anders als der ernste Vorgänger erlaubt Cameron hier und da mal etwas Humor. Nicht immer ist dieser passend integriert, letztlich wirkt es eben wie ein Zugeständnis an die Blockbustermentalität. Überhaupt ist „Judgment Day“ weniger finster und dreckig geraten, das kostet ihn auch ein Stück Atmosphäre. Diese Lücke füllt er dafür mit Bombast aus, gerade in den Actionsequenzen oder eben mit mehr Zeit für die Figuren.
Wobei das Skript dadurch den T-1000 für eine ganze Weile mal verschwinden lässt. Das gibt dann eben mehr Raum für die anderen Charaktere, für die Entwicklung einer Geschichte um diese herum, den bevorstehenden Tag des Jüngsten Gerichts oder die Interaktion der Figuren selbst. Aber es nimmt eben auch den direkten Opponenten aus dem Spiel, der titelgebende Terminator ist dieses Mal nicht der Schurke. Da hat sich der Erstling noch ausgiebiger mit dem Antagonisten auseinandergesetzt, hier ist dieser mehr ein (wenn auch eindrucksvolles) Gimmick. Der Mittelpunkt bleibt eben auf Schwarzenegger – einem Terminator, der nicht mehr terminieren darf. Bei all den waffenstarrenden Gefecht kommt somit kaum jemand zu Schaden, das wirkt auffallend harmlos. Dennoch füllt Schwarzenegger die Rolle wieder gekonnt aus, seine Präsenz reißt jede Szene an sich.
Doch auch die anderen Figuren kommen nicht zu kurz. Sarah Connor (Linda Hamilton) ist die Zeitspanne zwischen den Filmen anzusehen. Aus ihr ist eine Besessene geworden, eine trainierte Kämpferin, die nur ein Ziel kennt. Ihren Sohn zu beschützen, dabei aber in einer psychiatrischen Anstalt festsitzt. Earl Boen als Dr. Silberman hat hier wieder in paar Auftritte und sieht auch, dass Sarahs Geschichten nicht aus der Luft gegriffen sind.
Und dann ist da noch Edward Furlong als Sarahs Sohn John. Dieser ist hier zehn Jahre alt (laut Polizeicomputer) und vor allem ein kriminelles Arschlochkind, dem die Fransen ins Gesicht hängen. Ich werde mit der Figur einfach nicht richtig warm, Furlong ist allerdings auch nicht gerade ein darstellerisches Naturtalent. Zwar ist die Notwendigkeit von John für die Geschichte offensichtlich, eine emotionale Bindung will sich aber nicht einstellen.
Da begeistert ein Robert Patrick mit seinen Auftritten als T-1000 schon mehr, er hat eine wunderbar ruhige Ausstrahlung, die seine Gefährlichkeit nur noch mehr durchscheinen lässt. Neben Arnie ist sein Terminator das Aushängeschild, erinnerungswürdig und an Charisma ebenbürtig. Joe Morton als Miles Dyson verkörpert den Mitarbeiter von Cyberdyne recht zittrig, gibt der als mögliche Ursache für das Verderben angelegten Figur aber noch ein paar menschliche Regungen mit auf den Weg.
Visuell ist „Judgment Day“ überaus gelungen. Strebte man auch nicht mehr das düstere Setting des Erstlings an, blies man dafür die Actionsequenzen auf. So gibt es einige erinnerungswürdige Szenen wie die Verfolgungsjagd durch den Überlaufkanal bis hin zum ausufernden Showdown bei Cyberdyne und im Stahlwerk. Wie zuvor also in einer Industrieanlage, aber das passt ja auch zu der ganzen Chose. Gerade der Showdown brennt sich mit seiner Ausleuchtung und Farbgebung ins Gedächtnis, sieht in seiner heißen und doch kalten Erscheinung einfach auf seine Art wunderschön aus.
Auch die für die Entstehungszeit revolutionären Effekte per CGI sehen eindrucksvoll aus, ebenso gelungen sind die praktischen FX und Masken. Hier überzeugt Teil zwei ebenso wie erneut beim Soundtrack, wieder erschaffen von Brad Fiedel. Neben dem kultigen Hauptthema und den immer wieder eingestreuten Industrialsounds gibt sich die musikalische Untermalung hier insgesamt wärmer, Fiedel nutzte mehr reale Instrumente. Dennoch wird auch immer wieder verfremdet. Insgesamt ein gelungenes Werk, das die Bilder passend untermalt.
Alles ein paar Nummern größer und fetter, die Geschichte und das Worldbuilding werden ausgebaut, ebenso mehr Zeit auf die Figuren verwandt. Dadurch wirkt die Fortsetzung aber auch polierter und gefälliger, dazu noch einen Tick zu lang (je nach Schnittfassung). Und eigentlich ist die Geschichte hier auch auserzählt, der Teil hätte gut als Schlusspunkt funktioniert. Aber es ging ja noch weiter.
„Judgment Day“ ist Bombastkino mit einem interessanten Plot, tollen Effekten und einem spannenden neuen Gegenspieler. Dafür hat man Schwarzenegger auf die Seite der Guten gestellt und lässt ihn hier und da mal einen Spruch bringen. Mit John werde ich aber nicht warm. Dennoch ist die Fortsetzung ein moderner Klassiker, der unterhält und nicht viel falsch macht, visuell beeindruckt und viele denkwürdige Szenen bietet. Trotzdem ist der Erstling für mich der bessere Film.