Obwohl Maschinen ja eigentlich super effizient sein müssten, schaffte es der Terminator in "The Terminator" nicht, seine Mission, Sarah Connor zu töten, abzuschließen. Und weil ein zweiter Versuch auch den Produzenten nicht ungelegen kommt, wird einfach nochmal eine Killermaschine in die Vergangenheit geschickt, diesmal aber weitaus gefährlicher, da es sich um den Terminatortypus T-1000 (Robert Patrick) handelt, der als Gestaltenwandler sein Unwesen treiben kann. Darüber hinaus wird er direkt auf das eigentliche Übel John Connor (Edward Furlong) gehetzt, welches im zarten Alter von 10 Jahren eigentlich wenig wehrhaft erscheinen sollte. Doch die Menschen der Zukunft riechen den Braten schon wieder, kapern einen veralteten T-800 (Arnold Schwarzenegger), der dem Roboter aus Teil 1 ähnelt, und schicken ihn als Johns Beschützer ebenfalls durch die Zeit.
Der Film überzeugt vor allem durch seinen perfekten Aufbau. Er orientiert sich dabei grundlegend beim Erstling, birgt aber ausreichend eigenes Potenzial. Die Story wird anfangs auf nicht weniger als 5 Ebenen verteilt, die exquisit miteinander verwoben werden. So betrachtet man Sarah Connor (Linda Hamilton) in ihrer Anstalt, ganz kurz mal den Wissenschaftler Dr. Miles Bennet Dyson (Joe Morton), dessen Plot erst später wieder aufgegriffen wird, und natürlich den Weg des T-1000, des T-800 und von John Connor. Die Storystränge führen früher oder später zusammen und behandeln im Groben eigentlich die Hauptcharaktere, wobei Dyson selbstverständlich im Film etwas kurz kommt, seine Rolle im tatsächlich Filmuniversum aber umso wichtiger ist, jedenfalls vor "Terminator 3". Als dann die ersten beiden Phasen des Films vorrüber sind, die davon handeln, wie zuerst John Connor und dann auch seine Mutter gerettet werden. Wird der Film vorrübergehend spürbar ruhiger. Dabei wird auch klar, dass der Film unter anderen Motiven steht als sein Vorgänger, der seine ruhigen Phasen eher der Charakterentwicklung des damaligen Beschützers Kyle Reese zu Gute kommen ließ. "Terminator 2" kommt weitaus sozialkritischer daher, bemängelt die Menschheit im Allgemeinen und beschreibt darüber hinaus auch die Situation einer Mutter, die sich von ihrem Sohn wegentwickelt hat, und wie sie ihren Albträumen versucht, zu entfliehen. Obwohl Sarah Connor nicht gänzlich als Hauptcharakter durchgeht - dafür spielen John Connor und der T-800 einfach zu wichtige Rollen -, ist ihre Persönlichkeit doch am vielschichtigsten und entwickelt eine gewisse Eigendynamik.
James Cameron setzt jedoch den eigentlich perfekten Aufbau einer durchaus nennenswerten Gefahr aus: Zu dem Hauptinhalt des Films, nämlich der Flucht vor dem T-1000, gesellt sich noch der zweite Storystrang um die Veränderung der Zukunft, in der zusammen mit dem Wissenschaftler Dyson dessen gesamte Forschung "terminiert" wird, um sich mal sprachlich in der Darstellungsebene zu bewegen. Der T-1000 wird dafür auf die Wartebank gesetzt, was auf Grund der von ihm ausgehenden Spannung den Film hier durchaus langsamer erscheinen lässt (da Dyson ja erst noch als Charakter erklärt und sinnvoll ins Storygefüge eingebettet werden muss, bevor es an seinem Arbeitsplatz zur Sache geht). Doch Camerons Rechnung geht auf, denn der Suplot wird sehr geschickt integriert. Nicht nur, dass die Figuren von dieser "Intermission", wie ich es jetzt mal nenne, profitieren, sondern dessen Ende mündet quasi direkt in den Hauptshowdown; das Spannungshoch wird enorm lange aufrecht gehalten.
Wegweisend in dem Film sind natürlich auch die tollen Actionsequenzen, die sich durch den Film ziehen. Von der Verfolgunsjagd am Anfang, in der John Connor vom eifrigen T-1000 gehetzt wird, bis zum Höhepunkt am Ende, der dramaturgisch bis aufs äußerste ausgereitzt wird und dem Schluss von "Terminator" durchaus die Schau stiehlt, wirkt alles toll durchdacht und auch die Budget verschwendende Aufmachung kitzelt noch das letzte bisschen Adrenalin heraus. Im Vergleich zum Vorgänger gibt es deutlich weniger Szenen bei Nacht, was man durchaus kritisieren kann, ich aber als eine Art visuelle Metapher auf den aalglatten Charakter des T-1000 verstehe, der subtiler vorgeht als sein Vorgänger, indem er Leute befragt und Nachforschungen betreibt. Seine Gefahr ist quasi allgegenwärtig, ob nun bei Nacht oder eben am Tage.
Ein weiteres tragendes Element des Films ist die gesteigerte Coolness und der damit einhergehende Humor, was hauptsächlich vom T-800 ausgeht. Mit seiner trockenen, rationellen Art nimmt er einige Sachen einfach zu wörtlich. Darüber hinaus fängt er an, Zeugs dazu zu lernen, nachdem er seinen CPU-Regulierer modifizieren lässt. Das Resultat sind zitierungswürdige One-liner und selten komische Sequenzen, die dem Film mehr Alternanz abgewinnen. Der Lernprozess ist dabei stellenweise erstaunlich subtil und ähnlich geschickt integriert, wie die Entwickling John Connors hin zum Anführertyp, was im dritten Teil ziemlich hirnrissig aber wenigstens begründet wieder verworfen wird.
Wie gesagt, ist die Inszenierung wirklich toll. Neben den kostspieligen Explosionen und wegweisenden Computereffekten gibt es tolle Kamerafahrten am laufenden Band und trickreiche Einstellungen. Es sind viele Details, die man schon mal leicht übersieht, die dem Film diese Perfektion geben. So gefällt zum Beispiel eine Veränderung der Tiefenschärfe, die in einer Szene erst John Connor durchs Bild fahren lässt und dann den Fokus in den Vordergrund verlagert, um den nach ihm suchenden T-800 zu präsentieren. Eben das meinte ich auch mit der perfekten verquickung der Handlungsebenen. Darüber hinaus überzeugt auch der Score wie seinerzeit in Teil 1, gewinnt dem Thema aber sogar noch mehr Variationen ab.
Zu den Darstellern braucht man eigentlich nicht viel zu sagen: Arnold Schwarzenegger ist wieder genauso optimal gewählt wie im ersten Teil und fügt sich perfekt den Veränderungen des Terminators. Edward Furlong macht einen etwas zu erwachsenen Eindruck für einen 10 Jährigen, erstaunt aber mit einer sehr überzeugenden Darstellung. Robert Patrick widerum macht sich sehr schön in der Rolle des T-1000 mit seiner geschniegelten Art und dem trotzdem eiskalten Verhalten. Mit seinen helleren Haaren und den blauen Augen wird die Kälte des metallenen Killers perfekt untermauert und kontrastiert Arnold mit seinen dunklen Haaren und seinen kastanienbraunen Augen. Zuletzt ist noch Linda Hamilton zu erwähnen, die dem emotional gewachsenen Charakter der Linda Hamilton nicht nur in den Actionszenen Authentizität verleiht. Im Endeffekt fällt im Vergleich zu Teil 1 zwar noch auf, dass man Nebencharakteren nur ganz wenig Aufmerksamkeit schenkt, dem Film schadet das aber nicht.
"Terminator 2: Tag der Abrechnung" hat über seinen schönen Titel hinaus noch einiges mehr zu bieten und fügt dem tollen Thema des ersten Teils noch viele weitere Facetten hinzu. Er mag die eine oder andere kleine Länge besitzen, insgesamt ist er aber in vielen Bereichen derart ausgefeilt, dass man ihn objektiv gesehen als Steigerung des schon tollen Vorgängers sehen muss.