Review

Mein Gott, wie groß nur waren die Erwartungen an T2 - Nachfolger des Genre-Meilensteins "The Terminator". Leider erfüllt der Film sie nur zu einem sehr begrenzten Teil.

Zunächst einmal hatte ich meine ganz eigenen Vorstellungen von einer Fortsetzung: in der düsteren Zukunft, die im Vorgänger in Rückblenden gezeigt wird, sollte sie spielen; die Geschichte John Connors, der zum Anführer der Rebellen aufsteigt und Skynet bekämpft, sollte sie zeigen und diesmal Rückblenden in die Vergangenheit statt in die Zukunft enthalten (in denen man sieht, wie seine Mutter versucht, ihn großzuziehen). Coole Endzeit-Atmosphäre, kultige Robo- und Fahrzeug-Designs, jede Menge Terminatoren, JKs, Waffen und Explosionen - und ein Ende, daß zeigt, wie John Connor den Soldaten Kyle Reese in der Zeit zurückschickt, damit sich der Kreis zum ersten Film schließt - so in etwa stellte ich mir eine Fortsetzung vor. (Außerdem erwartete ich endlich eine Erklärung, wieso es eine Zeitreise-Ausrüstung gab und wer sie gebaut hat).

+AB HIER: SPOILER-WARNUNG+
Aber es kam leider anders. Cameron verwurstete im Grunde die selbe Geschichte noch einmal - nur mit vertauschten Rollen: Arnie als Terminator durfte der Gute sein. Tja, irgendwie orientierte sich T2 sehr an den Sehgewohnheiten der damaligen Zeit, sprich: dem Mainstream.
Zwei "Krieger" werden durch die Zeit zurückgeschickt, einer soll Connor töten, der andere Connor beschützen - und der Beschützer ist dem Killer technisch wieder unterlegen.
Das alles ist zwar tricktechnisch bombastisch in Szene gesetzt und glänzt mit einer sehr guten Dramaturgie, doch irgendwie fehlt es T2 an einem definitiven "Flair" - so ist der Film stellenweise sehr düster (besonders in den Albträumen von Sarah, die darin eine atomare Explosion erlebt). Doch dann wieder gibt es bemühte Szenen um Witz und "coole" Sprüche - oder schlimmer noch: man versucht, dem Terminator - jener gnadenlosen, mechanischen Killermaschine aus dem Original - Gefühle beizubringen... er soll lachen (was nicht richtig klappt) und verstehen, weshalb Menschen weinen (was er am Ende anscheinend kann). Da stellen sich bei mir die Nackenhaare hoch.
Viele Elemente und Abläufe wurden aus dem ersten Film wieder bemüht - allen voran eine Verfolgungsjagd mit einem Tanklaster. Nur daß der diesmal statt Benzin flüssigen Stickstoff enthält. Und so verbrennt der Terminator diesmal nicht, sondern gefriert. Naja.
Auch die innere Logik ist diesmal schwer verdaulich. Wie oft können die Computer der Zukunft eigentlich Maschinen in der Zeit zurücksetzen, um einen einzelnen Menschen umzubringen? Im Grunde können sie das doch so oft machen, bis es endlich klappt...

Doch der Film hat auch seine guten Elemente: die Entwicklung Sarah Connors nach ihren Erlebnissen mit dem ersten Terminator wird bitter, hart und glaubwürdig dargestellt: sie vegetiert in einer Anstalt dahin, gefangen von ihren Ängsten und Albträumen. Genial - und vor allem eine fantastische Leistung von Linda Hamilton, die deutlich über der liegt, die sie in "Terminator" gezeigt hat.
Auch Edward Furlong kann als junger "rebellischer" John Connor überzeugen. Viele extrem coole "Rückblenden" in die atomare Zukunft gefallen nicht nur dem Genre-Freund (wenn man da ein halbes Dutzend gewebelose T-101 über die Schlachtfelder staksen sieht, geht einem das Herz auf).
Der neue "Bösewicht" - der T-1000 - ist sehr böse, was gut ankommt. Die Art und Weise, in der er einige Opfer umbringt, mag schon fast den Eindruck erwecken, er genieße seine Arbeit. Sein Darsteller - Robert Patrick - ist top und überzeugt voll. Doch diese Idee mit dem Flüssigmetall, daß Form und Erscheinung ändern kann, ist für mich etwas "over the top". Irgendwie bekommt man den Eindruck, man wollte einfach nur mal richtig die Effekte-Muskeln spielen lassen und etwas prahlen. Gelingt auch, denn selbst heute - 12 Jahre nach T2 - können die Tricks gefallen.

Letztendlich habe ich bei T2 immer den Eindruck, ich sehe den Film von 1984 in groben Zügen nochmal, nur mit mehr Brimborium und Getöse. Der Terminator ist mir persönlich aber einfach zu "soft" geworden. Auch der kalte, unfreundliche Unterton des originalen "Terminator" ist verschwunden - und wurde am Ende durch eine Portion extradick aufgetragenen Moralismus übertüncht. Irgendwie wohl zeitgeistbedingter Auswuchs der frühen 90er.

FAZIT:
Also, T2 erfüllt nur wenige meiner Erwartungen an einen Nachfolger. Dennoch macht der Film Spaß und garantiert augenfreundlichen Actiongenuß. Rasant, tricktechnisch raffiniert und mit vielen guten Darstellern kann er eigenständig überzeugen, wenn man ihn nicht krampfhaft mit dem übermächtigen Vorgänger vergleicht und einfach mal seine Erwartungen etwas zurück schraubt. (7/10)

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