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„Zombieland“ ist eine US-Horrorkomödie aus dem Jahre 2009 und nach „Gumball 3000: 6 Days In May“ zweite Regiearbeit in Spielfilmlänge des Regisseurs Ruben Fleischer. In den postapokalyptischen USA trifft der jugendliche, leicht nerdige Columbus (Jesse Eisenberg, „The Social Network“) auf den schießwütigen, durchtrainierten Tallahassee (Woody Harrelson, „Natural Born Killers“), mit dem er eine Zweckgemeinschaft eingeht und durch das von einer Zombie-Epidemie befallene Land zieht. Eines Tages kreuzen sich die Wege mit denen der etwa gleichaltrigen Wichita (Emma Stone, „The Rocker – Voll der (S)Hit“) und ihrer kleinen Schwester Little Rock (die goldige Abigail Breslin, „Little Miss Sunshine“) …

Ein weiterer moderner Zombiereißer also, zudem eine Komödie und mit Starbesetzung. Taugt das was? Grundsätzlich schon, denn die ent- bzw. fast ausschließlich von blutrünstigen Zombies der zeitgenössisch schnellen Sorte bevölkerten USA wurden recht ansehnlich umgesetzt, Masken- und Make-up-Effekte sind auf der Höhe der Zeit und auch, wenn es sich um keinen Splatterfilm handelt, wird bei manch gewalttätigem Konflikt zwischen Mensch und Untotem nicht beschämt abgeblendet, wenn es ans Eingemachte geht. Als Erzähler führt Columbus durch seine eigene Geschichte, in der Road-Movie-Elemente auf Endzeitromantik und eben auf Zombies treffen. Das ist eine durchaus originelle, ansprechende Idee, deren Umsetzung leider daran hapert, dass man unbedingt eine wenn nicht größtenteils, so doch zu zu großen Teilen unlustige Komödie daraus machen musste.

Aufgrund seines Komödienanteils wird die potentiell intensive Wirkung des Films verspielt und ein recht seichtes, vom jugendlichen Popcornkinokonsumenten ohne jede an ihn gerichtete Herausforderung fastfoodartig goutierbares, alles ironisierendes Filmerlebnis geschaffen, das es schwer haben wird, sich in der Flut der Zombiefilmproduktionen dauerhaft zu behaupten. So bekommt man einen hoffnungslos überzeichneten, overactenden Woody Harrelson serviert, der Spaß daran hat, Zombies niederzumetzeln und ständig auf der Suche „Twinkies“, einem US-amerikanischen Süßgebäck, ist. Das ist vieles, nur nicht lustig. Ebenso wenig wie Bill Murrays Gastauftritt, der durch ein Ausmaß an Blödheit das Zeitliche segnet, dass das Drehbuch leichtfertig die Illusion gefährdet, es hier mit vier mittlerweile zumindest zweckmäßig geschulten, zwangsläufig erfahrenen Überlebenden einer Apokalypse zu tun zu haben, die sich erfolgreich ihrer eigenen Haut verteidigen konnten.

Zunächst ebenfalls nicht sonderlich komisch sind die zahlreichen Überlebensregeln, die sich Columbus ständig notiert und immer wieder ins Gedächtnis ruft, doch der aus ihnen resultierende Humor erschließt sich, wenn sie tatsächlich Anwendung finden und sich Columbus beinahe neurotisch-zwanghaft nach ihnen richtet. Generell gefällt dessen Charakterzeichnung und taugt zur Identifikation durch die „Generation Facebook“, während Harrelson als Tallahassee arge Glaubwürdigkeitsprobleme bekommt, wenn man ab einem bestimmten Zeitpunkt versucht, ihm Tiefgang und Ambivalenz zu verleihen. Besser funktioniert dieses bei den Mädels, die zunächst moralisch nur sich selbst verpflichtet sind und sich mit Tricks und Gaunereien durch die Postapokalypse schlagen, wie auch Columbus und Tallahassee am eigenen Leibe erfahren müssen. Die beiden sowie das feminine Duo verkörpern dabei jeweils einen Menschenschlag, denen das Drehbuch das Überleben in einer Endzeithölle zutraut. Mit der Zeit und nach etlichen Zombietötungen entwickeln sich folgerichtig gegenseitiges Verständnis, Respekt und natürlich das Unvermeidliche: Liebe. Columbus bändelt mit Wichita an und die Botschaft ist eindeutig: Auch in dieser kaputten Welt ist Liebe möglich, muss Liebe möglich sein. Hätte der Film eine etwas andere Ausrichtung bekommen, hätte daraus eine herrlich dreckige oder düstere Endzeitromanze entstehen können, so aber ist man mehr dem familientauglichen Kitsch verbunden sowie der Hollywood-Regel, die besagt, dass ein jeder Film eine Liebesgeschichte benötigt.

Der große Showdown dieser eigentlich bis auf eine Rückblende zu Beginn start- und ziellosen Handlung findet in einem Vergnügungspark statt, wodurch der Filmtitel vermutlich Assoziationen zu „Disneyland“ wecken soll. Hier wird erstmals die Spannungsschraube fester gezogen und der Zombieactionanteil in die Höhe getrieben, wenn man sich als Zuschauer auch fast sicher sein kann, dass niemandem der Beteiligten auf menschlicher Seite ernsthaft etwas zustoßen wird. Letztlich schließt „Zombieland“ mit seiner konservativ in einem wenig konservativen Genre anmutenden, aber doch so wahren, wenn auch ziemlich allgemeingehaltenen und nicht sonderlich überraschenden Aussage pro menschlicher Nähe/Wärme und Zusammenhalt und entlässt Columbus und Wichita als Keimzelle einer neuen Generation in eine ungewisse Zukunft. Und den Zuschauer übrigens nicht in eine ursprünglich geplante TV-Serie, stattdessen ist aber wohl eine Fortsetzung geplant, natürlich in 3D.

Starbesetzung, technisches und handwerkliches Geschick, eine interessante Grundidee und eine Handvoll origineller Details (wie z. B. seinen Protagonisten Städtenamen zu verpassen) sind schon einmal die halbe Miete, lassen es aber umso schmerzlicher erscheinen, dass man nicht den Mut hatte, das alles ins Sujet der nicht vollkommen anspruchslosen Erwachsenenunterhaltung zu packen, die aus „Zombieland“ ein nachhaltigeres, atmosphärisches Filmerlebnis hätte machen können. Schade.

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