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Wenn mancherorts mal wieder ein ordentlicher Hype betrieben und vereinzelt vom Nachfolger der Zombiekomödie „Shaun of the Dead“ gesprochen wird, ist Vorsicht geboten, denn kaum etwas ist so heiß, wie es vorher hoch gekocht wird (oder so ähnlich).
„Zombieland“ versteht es hingegen, von Beginn an Gas zu geben und sogleich das Interesse des unvoreingenommenen Zuschauers auf sich zu ziehen, auch wenn er im Mittelteil derbe absackt.

Diesmal ist Rinderwahnsinn in Form eines Hamburgers Schuld, dass lediglich sechs Menschen (fünf sieht man nur) in einer von Zombies überfluteten Welt leben.
Der schüchterne und von Phobien geplagte Nerd Columbus, der schießwütige Tallahassee (Woody Harrelson) und die Trickbetrügerschwestern Wichita und Little Rock.
Von Gemeinsamkeiten ist zunächst keine Spur, außer dass man sich kollektiv zum Überleben zusammenraufen muss…

Wer mit einem so hammermäßigen Einstieg daherkommt, genießt natürlich sogleich die volle Aufmerksamkeit. Denn im Voice-over erzählt Columbus ganz nebenbei von seinen aufgestellten Regeln zum Überleben, die quasi plastisch, anhand einer Fußnute im Bild oder besser, mitten im Geschehen erscheinen. Dazu gehört auch der immer wiederkehrende „Double Tap“, was bedeutet: Wenn du den Zombie augenscheinlich erledigt hast, verpasse im zur Sicherheit gleich noch einen Kopfschuss. Körperliche Fitness und dringendes Anschnallen im Auto gehören ebenso dazu wie „Enjoy the little things“.
Der Running Gag mit jenen Regeln gehört zweifelsohne zu den humorvollen Höhepunkten.

Aber auch sonst gibt sich die Handlung locker und spielfreudig seitens der Darsteller, denn allen voran Woody Harrelson darf sich als Redneck-Cowboy auf der unermüdlichen Suche nach Twinkies (typisch amerikanische Süßspeise) mal wieder so richtig austoben und einige gelungene One-Liner von sich geben.
Zwar verfolgt die Story keinen wirklich roten Faden und wird eher episodenhaft aufgedröselt, doch in manch kleiner Anekdote oder netten Flashback stecken zündende Pointen (Zombie-Kill of the week, Abzocktour der Schwestern an Tankstellen).

Das Episodenhafte bindet allerdings auch Nachteile ein, was darauf schließen lässt, dass der Film offensichtlich als Auftakt einer Serie konzipiert ist, da er sich klar in drei Abschnitte aufteilt. Daraus ergibt sich im Grundton fast so etwas wie ein heiteres Sozialdrama, ein Coming-of-Age im leichten Horror-Gewand. Denn besonders im Mittelteil wird das Geschehen deutlich zu dialoglastig, auch wenn Bill Murray einen überaus gelungenen Cameo bietet und den mit selbstreflektierender Ironie ausgestatteten Auftritt zum schauspielerischen Höhepunkt hievt. Denn nach dem temporeichen Einstieg und den Gags am laufenden Band will man eigentlich im Fluss bleiben und sich keine als unnötig empfundene Ruhephase gönnen.

Glücklicherweise ist man fürs letzte Drittel wieder bestens gewappnet und bietet erneut ein paar irrwitzige Ideen bei Auseinandersetzungen im Vergnügungspark Pacific Playland, in dem eine Achterbahn ebenso rasant eingebunden wird, wie ein Space Tower und die Kabine eines Karussells, - denn bei alledem muss man bedenken, dass die Zombies mächtig flink auf den Beinen sind und in Ansätzen auch ein wenig klettern können.
Zwar ist das Geschehen nicht direkt auf Splatter und viel Blut ausgerichtet, doch niedergestreckte Untote gibt es zu Genüge, was technisch recht effektiv auf den Punkt gebracht wird.

Zum ganz großen Wurf fehlt „Zombieland“ das gewisse Etwas, der Clou innerhalb der Story, die Pointe am Ende der Geschichte.
Dennoch bietet er annähernd durchgehend Kurzweil, eine charmante Atmosphäre, toll eingebundene „Regeln“ und gut aufgelegte Darsteller.
Mal gut, dass hier Regel Sieben („Don´t be a hero“) so gut wie nie Beachtung findet…
7 von 10

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