Neben all den vielen Italo-Western, deren Inhalte nahezu nur aus einer Rachestory bestehen und deshalb oftmals nicht wirklich für Abwechslung sorgen, gibt es jedoch Vertreter, die einen anderen Weg versuchen:
Ein solches Exemplar ist sicherlich „Galgenvögel sterben einsam“, auch wenn man hier wieder die genretypischen Zutaten finden wird. Das Spektakel beginnt, fast wie immer, in einem kleinen Kaff irgendwo im Nirgendwo bzw. im Gebiet rund um die mexikanische Grenze. Doch etwas scheint anders zu sein. Oh ja, es fährt ein Automobil durchs Bild. Ein doch recht seltenes Bild, was jedoch auch schon in „Töte Amigo“ verwendet wurde. Nun, nachdem sich die Augen an das Gefährt gewöhnt haben, beginnt auch schon die Handlung. Wir blicken in eine Bank und die Protagonisten werden eingeführt: Peter (Peter Lee Lawrence) als Kassierer mit dem typischen Sunnyboygesicht, Garringo (Antonio De Tèffe) der „Gangsterboss“ und Mangosta, sein einfach strukturierter mexikanischer Kumpel. Die Ganoven sind sicherlich nicht zum Geldeinzahlen dort, sie möchten es doch viel lieber „abheben“. Leider ist das Unternehmen nicht wirklich erfolgreich, da nur ein kleiner Betrag erbeutet wird. Dafür gibt es dann eine wilde Verfolgungsjagd mit dem Auto durchs Dorf, bei der ihnen eine ganze Reiterschar auf den Fersen ist. Endlich in Sicherheit, erfahren unsere Diebe, dass sie wohl vom Kassierer übers Ohr gehauen wurden, da angeblich viel mehr Geld gestohlen worden sei. Jener Mitarbeiter hatte nämlich das Geld zur eigenen Schuldentilgung verwendet, jedoch im gleichen Atemzug wieder alles verspielt, sodass er nun ein Angebot des Kasinobesitzers Garfield annimmt und einen Geldtransport überfällt. Da ist es natürlich sehr praktisch, dass die Banditen ihm, also Peter, einen Besuch abstatten und gleich mit eingespannt werden. Der Transport wird überfallen aber man hält sich nicht an die Garfieldsche‘ Abmachung, sondern flüchtet lieber mit der Kohle. Aus jenem Grunde hat man nun einen ständigen Wadenbeißer an den Hacken, der sich den ganzen Film nicht abschütteln lässt. Neben diesem schießwütigem Problem, scheint der Mexikaner auch kein wirklich vertrauensvoller Mensch zu sein. Dieser würde lieber heute als morgen das Geld ausgeben. Man möchte jedoch abwarten, falls die Geldscheine markiert sein sollten. Als dann auch noch die holde Weiblichkeit ins Spiel kommt, Gerät der tolle Plan gänzlich aus den Fugen...
Man merkt vielleicht schon an meinem Schreibstil, dass sich der Film nicht ganz ernst nimmt und man doch zu Albernheiten geneigt ist. Diese sind jedoch ganz ansehnlich und lockern das Geschehen durchaus auf. Hierbei ist sicherlich die Konfrontation der „Hinterwäldler“ mit dem Automobil hervorzuheben, da es sich vielleicht wirklich so zugetragen hat. „Wie passen denn 20 Pferde da rein?“, und andere solcher Sprüche locken Tränen in die Augen. Ansonsten verläuft der Film linear, die Spannung steigert sich je näher das Ende kommt, da man natürlich weiß, dass jemand, im Angesicht des Mammons, auf dumme Gedanken kommen wird. Eingestreut werden dann einige Actionsequenzen und Schießereien. So gibt es die schon angesprochene Autoverfolgungsjagd und einen kleinen Showdown an einer Mine, wo ordentlich Blei ineinander gepumpt wird. Richtige Finessen kann der Film leider nicht bieten. Der erfahrene Westernfan ahnt sowieso, wie der Film verlaufen wird und so dürfte man von dem Ende sowieso nicht überrascht sein, zumal die Andeutungen, welche davor gemacht wurden, viel zu unglaubwürdig waren. Kein Mensch ändert sich von heute auf morgen. Auch klingt die Schlussbotschaft, wenn es denn nun überhaupt eine darstellen soll, wie eine langweilige Plattitüde. Da wir es hier mit einem italienischem Western zu tun haben, dürfen natürlich auch nicht die geliebten sadistischen Einlagen fehlen. Jene belässt man hier nur auf eine Verhörszene. Ansonsten wird, wie schon angedeutet, ordentlich geschossen und der sog. Bodycount eilt in die Höhe, ohne das der Film wirklich brutal wirkt. Sie kippen einfach nur um, das war’s. Teilweise hat das Budget noch gereicht, wenn einer der Hauptdarsteller eine Schussverletzung hatte. Aber solche Sachen ist man ja aus dem Genre gewöhnt...
Schauspielerisch ist in dem Film alles auf einem genretypischen Niveau. Man darf natürlich keine Glanzleistungen erwarten aber mit dem Gebotenen ist man durchaus zufrieden. Dies liegt natürlich auch daran, dass mit Peter Lee Lawrence und Antonio De Tèffe bekannte Darsteller mitspielen. Von vornherein ist da die Rollenvergabe klar, denn Lawrence ist mit seinen blonden Haaren und dem jugendlichen, reinen Aussehen für die Rolle des Sunnyboys prädestiniert, während De Tèffe einen prima Halunken abgibt. Abgerundet wird das Bild von unserem Mexikaner, wo ich leider den Namen des Schauspielers nicht weiß und Garfield, ebenfalls keinen Namen parat. Letzterer wirkt teilweise mehr hilflos als gemein und kann so als Bösewicht eher weniger überzeugen.
Die Ausstattung ist bei diesem Western schon gehoben. Es gibt ein größere Westernstadt, die große Hacienda und natürlich das Automobil. Trotzdem befindet sich der Film auch in der Hinsicht auf B-Niveau. Daran kann auch die überzeugende Kameraarbeit nichts ändern. Zwar gibt es bei der Verfolgungsjagd sogar eine auf dem Fahrzeug montierte Kamera aber das war es dann auch schon an Einfällen. Auch das Spiel mit der Landschaft wurde hier nicht richtig umgesetzt, sodass die Bildersprache nicht mit der anderer Italos mithalten kann. Abzüge gibt es dann auch bei der Musik, welche mir nicht gefallen hat. In Erinnerung sind mir zwei Stücke geblieben. Nummero Uno ist ein flottes Stück, was ich als typische Kneipenschlägereimusik bezeichne, wasuns einen bei den schnelleren Szenen vordudelt. Jedoch geht einem die Musik nach einiger Zeit gehörig auf die Nerven. Das zweite Stück ist die typische instrumentale Untermalung, die in keinem Western fehlt. Leider wirkt diese etwas lieblos und kann nicht wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Vielleicht haben auch die Bilder dazu gefehlt aber dies gab es in anderen Western schon viel viel besser.
Abschließend kann man sagen, dass „Galgenvögel sterben einsam“ für die Freunde der italienischen Western sicher einen Blick wert ist. Nur sollte man nicht allzuviel erwarten. Auch der Ottonormalbürger könnte seine Freude dran finden. 6.5/10