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Oft wirken italienische Filme mit exotischen Kulissen wie Abschreibungsprojekte, bei denen eine Filmcrew einen verlängerten Urlaub mit dem Dreh von ein bis drei Filmen verknüpft hat. Inferno unter heißer Sonne tut sich darunter zumindest als kaum faßbarer Genrebastard hervor, der von Fans tendenziell eher in der Giallo-Ecke gesehen wird. Dennoch hätte er im Prinzip an jedem beliebigen Ort gedreht werden können. Lediglich die mit etwas Voodoo-Zauber gewürzten Sequenzen mit teilweise leichtem Mondoflair (barbusige Schwarze räkeln sich auf just ausgeblutetem Rindvieh) versuchen statistisches Lokalkolorit zu erreichen. Den Karibikfilmen von D'Amato gegenüber hat der Streifen den Vorteil, daß in der Tat immer etwas passiert und das sogar mit einer gewissen Abwechslung. Einen Sinn ergeben die Szenen jedoch mit jedem Gedanken weniger, weshalb Inferno unter heißer Sonne unglaubliches Potential für viele Sichtungen zu haben scheint, um sich noch einmal klar darüber zu werden, was man da eigentlich gesehen und warum man sich nicht gelangweilt hat.

Der Hauptplot dreht sich um einen waschechten MacGuffin, ein Serum, dessen Funktion bis zum Schluß nie genauer erläutert wird. Verschiedene Parteien belatschern den Erdenker, ein weißer Arzt auf Haiti. Unter den Figuren fällt da unter anderem die brühwarm angehauchte Schillerlocke Peacock auf, da hat man sich schon klischeetriefend Mühe gegeben, unterschiedlichste Facetten zu zeigen. In einem wirren Geflecht aus Standardsituationen beginnen Menschen zu sterben. Bis auf wenige explizite Szenen war hierzu bereits das Konzept blutleer, so nämlich wie die Leichen, denen ohne sichtbare Wunde auf mysteriöse Weise die roten Blutkörperchen entfernt wurden. Dafür hängt auch mal ein kalkweißer Toter zwischen den Rinderhälften eines Schlachthauses.

Man schafft es dennoch, Inferno unter heißer Sonne einen Hauch von Menschen- wie Tierverachtung anzuhängen. Nicht nur wirkt eine Szene, in der ein Opfer blutüberströmt mit einer Stange direkt vor die Stirn gestoßen zurück in eine Grube gedrängt wird recht brutal, auch die Darstellung der einheimischen Schwarzen wirkt den Weißen untergeordnet, wird durch die sich abfälligen Tönen bedienende deutsche Synchronisation auch nicht milde. Nahezu durchweg mit vertrauten Sprechern besetzt, bleibt da besonders ein Tommi Piper durch den Gebrauch des N-Wortes im Gedächnis. Der Einsatz von Tieren in Ritualszenen ist sicherlich mindestens Geschmackssache.

Darüberhinaus bietet Inferno unter heißer Sonne Bilder unterschiedlicher Ausrichtung, die von einer durchaus ansprechenden surrealen Halluzination um Anita Strindberg bis zu einem zum Himmel schreienden Trashszene mit einem Vogelspinnenbiß reichen. Bei letzterem ist glücklicherweise der Tausendsassa von Doktor vor Ort, der nicht nur das mysteriöse Serum entwickelt hat, sondern auch ohne weiteres in der Lage ist, vor Ort ein Gegengift für eine nicht heimische Spinnenart unter fragwürdigen Methoden herzustellen.

In der Kombination der gesamten Elemente liegt nun vermutlich auch das Geheimnis dieses Films, der eigentlich weder als Trash noch Kunst wirklich taugen dürfte, von hinten bis vorn als stümperhaft zusammengeschustert entlarvbar ist. Inferno unter heißer Sonne bietet alles und nichts, plätschert wunderbar dahin und wenn schon die exotische Kulisse sträflich vernachlässigt wird, so läßt doch der Score von Piero Umiliani ab und an Urlaubsfeeling aufkommen. Italo-affine Schundfilmfans freuen sich auf ein strahlend unwichtiges Sammlerstück, um welches stringenzsuchende Cineasten lieber einen Bogen machen, so sie ein unschlüssiges Puzzle nicht in eine rauschartige Tiltsituation versetzt.

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