Erst mit dem Tod kommt der Ruhm - Teil 2! Auch wenn ein Vergleich zwischen "Verblendung" und "This is it" hinkt ohne Ende, so haben beide Projekte zumindest eine Gemeinsamkeit: Erst nach dem Tod des hauptsächlichen Machers, hier Entertainer Michael Jackson, da Buchschreiber Stieg Larsson, werden die Werke berühmt und bringen die Geldmaschinerie ordentlich in Schwung. Und dabei sollte es eigentlich schon im Juli so richtig groß werden, wenn Michael Jackson in der O2-Arena sein großes Comeback feiert. Doch sein zunächst mysteriöser Tod machte dies zunichte und Millionen Fans auf der ganzen Welt waren zu Tode betrübt. Heute nun, gerade einmal knapp 4 Monate nach Michaels Tod, bringt der Regisseur Kenny Ortega, welcher als Leiter von Michaels neuer Bühnenshow bekannt ist, einen Zusammenschnitt von Behind the Scenes-Material in die Kinos, welcher als Vermächtnis des "King Of Pop" gelten soll. Stellt sich nur die Frage: Schafft er das auch? Sicherlich, aber mehr leider nicht.
Was erwartet also den Zuschauer? Ihn erwartet Behind-the-Scenes-Material, doch was auf den ersten Blick relativ nüchtern klingt, soll keineswegs allzu negativ betrachtet werden, denn das Material, was Ortega hier in einen zweistündigen Film zusammengefasst hat, hat es durchaus in sich. Man sieht Michael und seine Crew wie sie sich auf das kommende Megaevent vorbereiten, kurz wie er seine Tänzer castet und wie seine Bühnenshow immer Gestalt annimmt, welche vielleicht die größte Bühnenshow geworden wäre, die es bis jetzt auf Erden gegeben hätte. Denn das Michael ein perfekter Entertainer ist, der ganz genau weiß, wie er sein Publikum in höchsten Maße begeistern kann, dürften ihm selbst seine Kritiker ohne große Einwände zugestehen. Und so hätte es u.a. eine 3D-Neufassung vom weltberühmten "Thriller"-Video gegeben, Michael hätte sich bei "Smooth Criminal" in den Film "Gilda" zu Rita Hayworth gesellt, eine beeindruckende Bühnen-Performance von "Earth Song", "Black & White" oder "Beat it" hätte es gegeben und bei "They don't care about us" wären zu den 11 Tänzern auf der Bühne noch mehr als 1000 virtuelle Tänzer erschienen, so das der Eindruck erweckt wird, dass die Bühne über und über mit Tänzern gefüllt wäre, die ihre Choreographie bis zum letzten Schliff drauf haben. Dazu Feuershows, Feuerwerk und jede Menge weiterer pompöser Showacts. Kurzum, alleine der Eindruck, den dieser Film von der geplanten Tour abgibt, ist schlichtweg überwältigend und egal was man sonst von Michael hält, die Bühnenshow selbst wäre von nahezu jedem in den höchsten Tönen gelobt worden.
Doch was es sonst noch so über Michael zu sagen gibt, dass findet man hier nicht. Denn "This is It" ist nichts anderes als ein etwas anderer Konzertfilm, der anstatt ein Konzert abzufilmen hier nun mal die Proben dazu abfilmt. Streng genommen sogar nicht einmal wirklich dass, denn die gezeigten Probe-Performances von Michael und seiner Crew sind teilweise schon so perfekt, dass man von der enormem Übung und den langen Proben dahinter eigentlich gar nichts mitbekommt. Nur ab und an scheint es mal ein Problemchen zu geben, z. Bsp. als Michael das erste Mal mit Ohrstöpseln performen muss, dies aber anscheinend nicht wirklich sein Ding ist. Oder ab und an mal eine kleine Kritik an die Tänzer und restlichen Performer, welche aber auch immer schnell mit einem "I Love You" oder "God bless You" von Michaels Seite wieder abgemildert wird. Kurzum, der Perfektionist Michael Jackson wird definitiv ein wenig zu perfekt wiedergegeben, die Probleme hinter der Bühne bleiben auch hier ein Geheimnis.
Und auch sonst gibt es außerhalb der perfekt inszeniert wirkenden Proben nicht wirklich viel von Michael und den Machern hinter der Show zu sehen. Die eingestreuten Interview-Schnipsel beschränken sich auf ein absolutes Minimum, die Idee zur Show und dessen Ausarbeitung vor den Proben wird nicht einmal im Ansatz durchleuchtet. Sprich, die Bezeichnung "Behind-the-Scenes"-Material ist streng genommen auch nicht wirklich richtig, zumal zum "King of Pop" ansich natürlich auch absolut nichts zu finden ist, geschweige denn auch nur ein kritisches Wort in seine Richtung und zu seiner Person fällt. Unterm Strich also ein rundum sauberer, fein geleckter und völlig kantenfreier Konzertfilm für die Fans, so wie ihn wohl die meisten Zuschauer haben wollen.
Aber genug gemeckert, denn trotz allem muss ich dennoch zugeben, meine Freude daran gehabt zu haben. Auch wenn ich eigentlich kein Fan von Michael Jackson bin, nicht einmal eine CD von ihm im Schrank habe, so muss ich doch zugeben, dass ich seine Musik mag und vor allem seine Musikvideos als Meilensteine der Musikvideo-Geschichte ansehe. Und so war es doch schön, all die großen Jackson-Hits noch einmal mitzuerleben und auch eine Show erleben zu dürfen, die ich in ihrer Perfektion wohl sonst nie hätte miterleben können, selbst wenn es sich hierbei noch um Probeaufnahmen handelt. Und wer das Glück hat, den Film in einem Kino mit perfektem Sound erleben zu können, der sollte nicht lange überlegen. Denn die Filmemacher haben viel Wert darauf gelegt, dass Michaels Songs wirklich mit Wucht und perfekt abgemischt aus den Kinolautsprechern ertönen und das prägt das Kinoerlebnis dann doch ungemein. Zumindest in Sachen Sound hätte es nicht besser sein können.
Fazit: Ist "This is It" Michael Jacksons filmisches Vermächtnis? Ich denke schon! Dafür wird das Spektakel, welches im Juli eigentlich in der O2-Arena in London hätte stattfinden sollen, so gut wie nur irgend möglich auf die Leinwand projizieret, selbst wenn es sich hier nur um Probeaufnahmen handelt. "This is It" läßt einen mächtigen Eindruck davon zurück, was für ein perfekter Entertainer Michael doch war, der mit seiner Show auch dieses Mal wieder alles in den Schatten gestellt hätte, was es an Bühnenshows zu erleben gibt. Wer aber einen wirklichen Blick hinter die Kulissen erwartet oder gar hofft mehr über Michael zu erfahren, der wird enttäuscht. Doch als reiner Konzertfilm der etwas anderen Art und als Erinnerung an einen Menschen, der zumindest als Bühnengigant alles richtig gemacht, was man nur richtig machen kann, funktioniert "This is It" hervorragend und wird alle Fans rund um den Globus glücklich machen und auch alle anderen nur in einzelnen Hinsichten wirklich enttäuschen, sieht man vielleicht mal von emsigen Jackson-Hassern ab. Aber die schauen sich "This is It" ja sowieso nicht an.
Wertung: 6,5/10 Punkte