Review

Das Original zu übertreffen gelingt dem Großteil aller Sequels nicht, auch Romanautor Stieg Larsson ist es nicht gelungen "Verblendung" noch einmal zu toppen. Wer die Millenium Trilogie gelesen hat, wird mir vielleicht zustimmen, dass "Vergebung" noch einen Tick schwächer als "Verdammnis" ausfällt, hier stören vor allem die Nebensächlichkeiten mit Erika Berger (Lena Endre), die man hier fast komplett weglässt. Auch Lisbeth Salanders (Noomie Rapace) überlanger Krankenhausaufenthalt wurde auf ein Minimum reduziert, um mehr Fahrt in die Chose zu bringen. Drehbuchautor Ulf Ryberg (Deep Water, Die falsche Fährte) weicht teilweise stark vom Roman ab und macht aus "Vergebung" einen spannenden Mix zwischen Gerichts- und Verschwörungsfilm. An Komplexität mangelt es "Vergebung" natürlich, denn der Großteil der Fakten wurde schon in den beiden Vorgängern zusammengetragen. Eigentlich gilt es nur noch die Unschuld von Lisbeth zu belegen, wofür sich Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) und die gesamte Millenium Gruppe auf gefährliches Terrain wagen. Denn innerhalb der schwedischen Regierung existiert eine kleine aber eigenmächtig handelnde Gruppe, die Lisbeth schon damals mit Hilfe von Dr. Peter Teleborian (Anders Ahlbom) nach dem Anschlag auf ihren Vater Alexander Zalachenko (Georgi Staykov) in die psychatrische Klinik St. Stefan einweisen ließ. Nun soll Teleborian erneut ein Gutachten über Lisbeth verfassen und sie damit für immer aus dem Verkehr ziehen.

Eigentlich schade, dass man in "Verdammnis" die Geschichte mit dem russisch schwedischen Mädchenhandel unter den Tisch gekehrt hat, denn auch in "Vergebung" wäre diese Geschichte nochmal zum Tragen gekommen. Somit darf wieder Mikael Blomkvist in den Vordergrund rücken, denn schließlich versucht er mit allen Mitteln Lisbeths Unschuld zu beweisen. Als Zuschauer weiß man leider schon, wie der Hase rennt, was "Vergebung" schon ein wenig Spannung kostet. Auch bin ich der Meinung, dass man die privaten Momente zwischen Mikael und Erika hätte noch mehr reduzieren können, da sie gelegentlich für etwas Leerlauf sorgen. Dennoch erzählt Regisseur Daniel Alfredson (Verdammnis, Wolf) sehr flüssig, wobei mir hier etwas der düstere Grundton der Vorgänger fehlt. Dennoch packt die Geschichte von Anfang an, denn schließlich scheinen Teleborian und Konsorten vorerst Erfolg mit ihrem teuflischen Konzept zu haben. Mikael und besonders Erika versucht man derweil einzuschüchtern, selbst vor Mordanschlägen schreckt man nicht zurück. Auch Lisbeth ist im Krankenhaus nicht sicher, denn ihr Halbbruder Ronald Niedermann (Micke Spreitz) treibt immer noch sein Umwesen und ist auf Rache für Zalachenko aus.

Leider ist dabei gerade die interessanteste Hauptfigur, nämlich Lisbeth Salander, kaum gefragt. Erst ihre Genesung, dann der Knast und schließlich die Gerichtsverhandlung, welche spannungstechnisch den Höhepunkt bildet, da man einfach mit dem Charakteren mitfiebert. Nebenbei wird auch Wert auf kleinere, aber harte Actioneinlagen gelegt. So darf Niedermann ein paar Morde begehen, auch auf Mikael und Erika wird ein Anschlag verübt. Nicht zu vergessen das spannende Finale in der alten Ziegelei. Vom Schluss allerdings hätte man sich etwas mehr erhofft, besonders was die Beziehung zwischen Lisbeth und Mikael betrifft. Gut hinbekommen hat man die Eindbindung von Mikaels Schwester Annika (Annika Giannini) die Lisbeth auch veim Gerichtsverfahren verteidigt. So sind alle Figuren gut untergebracht, um ein würdiges Ende zu servieren.
Noomi Rapace (Sherlock Holmes - Spiel im Schatten, Bessere Zeiten) ist diesmal nicht so gefordert, wie in den beiden Vorgängern, dafür Michael Nyqvist (Atemlos, Mission: Impossible - Phantom Protokoll) um so mehr. Jedoch war es eigentlich Rapace, die den restlichen Cast locker an die Wand spielte, aber aufgrund ihrer begrenzten Screentime hier nicht so auftrumpfen kann.

Die Krönung ist dieser Abschluss nicht geworden, denn weder "Vergebung" noch "Verdammnis" können es mit dem Erstling "Verblendung" aufnehmen. Die Millenium Trilogie findet hier den versöhnlichen Abschluss, erneut mit großartigen Darstellern und bedrückender Atmosphäre. Nicht sonderlich komplex, aber dennoch flüssig und spannend erzählt.

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