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So griffig und stimmig die Trilogie "Verblendung - Verdammnis - Vergebung" klingt, so ist sie doch nur die Erfindung deutscher Marketingstrategen, die damit eine Art Handlungsbogen vortäuschen wollten. Nicht nur mit Stieg Larssons Originaltiteln hat das nichts zu tun, auch inhaltlich werden diese Bezeichnungen den sehr unterschiedlichen Filmen nicht gerecht, deren Romanvorlage bekanntlich auf einem wesentlich länger anhaltenden Handlungsrahmen basierte, den Larsson leider nicht einmal zur Hälfte vor seinem Tod fertigstellte.

Darin wird auch die Freiheit deutlich, mit der er hier die unmittelbare Fortsetzung des zweiten Romans gestaltete, die nur noch wenig mit den beiden deutlich actionlastigeren Vorgängern gemein hat. Was äußerlich wie ein Bruch wirkt, ist inhaltlich nur konsequent, denn wie schon in "Verdammnis" ist die Handlung stark an Lisbeth Lasanders (Noomie Rapace) Bewegungskreis angelehnt und der ist in Teil 3 stark eingeschränkt. Nachdem sie am Ende des Vorgängers fast zu Tode kam, wird die Schwerverletzte ins Gefängniskrankenhaus gebracht, wo sie erst einmal in einen Zustand gebracht werden soll, um sie verhören zu können. Dann soll ihr der Prozess gemacht werden.

Die Mordanklagen, denen sie sich ausgesetzt sieht, spiegeln die Machenschaften der Verschwörer wider, für die auch Lisbeths Vater arbeitete, der im selben Krankenhaus liegt. Stieg Larsson hatte in "Verdammnis" ein weit verzweigtes Netz an Machenschaften bis in höchste politische Kreise aufgebaut, dass auch mit der Zwangsprostitution in Berührung kam, mit der sich die Reporter von "Millenium" im zweiten Teil beschäftigten. Doch obwohl die Handlung am Ende von "Verdammnis" abrupt endete, scheint dabei die staatsübergreifende und finstere Bedeutung der Verschwörergruppe verloren gegangen zu sein. Wie eine Gruppe alter Männer, die sich nicht mehr bei einer vor Jahrzehnten begangenen Missetat erwischen lassen wollen, agieren die Beteiligten, die zwar diverse Killer auf die Zeugen loslassen, dabei aber nur selten echte Gefahr ausstrahlen.

Diese entsteht vor allem durch einen alten Peiniger Lisbeth Lasanders, den Leiter der psychiatrischen Klinik Dr. Peter Teleborian (Anders Ahlborn), der die Minderjährige nach ihrem Brandanschlag auf ihren Vater behandelte und auch missbrauchte. Ausgerechnet dieser wird durch die Verschwörer, unter Beeinflussung eines ehrgeizigen Staatsanwalts, als Gutachter auf Lisbeth Salander losgelassen, was deren alten Kumpanen Michel Blomkvist ( Michael Nyqvist) wieder auf den Plan ruft. Während seine Zeitung "Millenium" die Hintergründe der damaligen Verschwörung aufzudecken versucht, vermittelt er seine Schwester als Verteidigerin an Lisbeth, und beginnt gemeinsam mit der Beschuldigten, die vom Krankenbett aus mit einem eingeschmuggelten Computer agiert, eine Gegenoffensive.

Trotz diverser Attentate und anonymer Drohgebärden, fehlt dem dritten Teil der Charakter ständiger Bedrohlichkeit, weil überall Menschen auftauchen, die überraschend viel Zivilcourage zeigen. Ob es der Arzt ist, der dafür sorgt, dass Lisbeth nicht belästigt wird, ob die Polizei unabhängig die Verschwörer überwacht - niemals entsteht mehr der Eindruck eines maroden, von Innen zerfressenen Staates, der den Charakter der ersten zwei Teile bestimmte. Zwar widmet sich "Vergebung" ausführlich den akribischen Ermittlungen Blomkvists und Salanders, lebt dabei aber mehr von den sperrigen Charakteren, als von seiner Spannung.

Allein deren konsequenter Haltung ist es zu verdanken, dass "Vergebung" nicht in der Beliebigkeit detailversessener Krimis verschwindet. Salander bleibt ihrer Haltung immer treu und verliert sie auch nicht im Augenblick eines möglichen Triumpfes, und Blomkvist kann nicht aus der Haut eines Journalisten, dessen Aufklärungswille immer über persönlichen Befindlichkeiten steht. Wie weit der Film in seiner Harmlosigkeit in der Betrachtung des schwedischen Staates, die Meinung Stieg Larssons widerspiegelt, muss Spekulation bleiben. Angesichts der ersten beiden Teile, bekommt der Begriff "Vergebung" damit fast eine Bedeutung. Mit Lisbeth Salanders Haltung hat er nichts zu tun (6/10).

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