Eine echte Perle...04.03.2010
Belgien hat so einges vorzuweisen. leckere Pralinen, unzählige äußerst unterschiedliche Biere - ich rate hier zu einem frisch gezapften "Jan van Gent", am besten direkt an der kleinen Schleuse in Gent getrunken - Pommes Frites, die Europabürokratie...und Jean-Claude van Damme. Belgien ist mir bisher aber nicht durch vorzügliche Filme aufgefallen, denn der famose In Bruges spielt zwar in Brügge, kommt aber aus England. Daher war ich um so überraschter, als ich nur Gutes über den hier zu besprechenden Film gelesen hatte - also mußte an dem Film was dran sein. Und in der Tat, der Film über ein Appartment ist tatsächlich äußerst spannend, gut gespielt, mit sicherer Hand inszeniert, stimmig, logisch und mit einer intelligenten Geschichte hinterlegt. Das zeigt: man braucht nicht immer Stars, hohe Gagen und teure Effekte, denn Begeisterung entsteht, wenn die Filmschaffenden den Zuseher ernst nehmen - und ihn nicht für dumm verkaufen, so wie es bei vielen Filmen aus dem aktuellen Horrorbereich in meinen Augen der Fall ist.
Hier nun ist leider eine gute Idee schiefgegangen. Das ist halt so, auch wenn ein Plan noch so ausgefeilt ist, der menschliche Faktor läßt sich eben nicht zu einhundert Prozent berücksichtigen. Wir sehen hier fünf Freunde, beruflich erfolgreich, verheiratet, die sich ein geheimes Loft teilen, um dort, jeder für sich, neben der Ehe gewissen Vergnügungen nachzugehen. Es gibt nur fünf Schlüssel, es gibt Regeln - und eines morgens gibt es dazu noch eine tote Frau, nackt, mit Handschellen am Bett festgebunden. Kein Auslösen der Alarmanlage, kein Einbruch - wer also war der Täter? Das versuchen die fünf Freunde nun unter Zeitdruck herauszufinden, während wir als Zuseher stets genau so viel wissen wie die Polizei, deren Verhöre zusammen mit der "Gründungsgeschichte" des Lofts den Rahmen für das Geschehen bilden. Mehr darf hier nicht verraten werden, denn der Film lebt von seiner intelligenten Storykonstruktion.
Diese ist insofern lobend zu erwähnen, als man ständig neue Fährten vorgesetzt bekommt, allerdings niemals zu aufdringlich auf ein Detail hingewiesen wird. Die Geschichte ist von der ersten Minute an logisch aufgebaut und erinnert in der Erzählweise an den ebenfalls großartigen Die üblichen Verdächtigen, nur ohne desses Actionsequenzen. Man setzt hier auf die psychologische Instrumentierung, zeigt uns das vermeintlich tolle Leben der Herren, zeigt uns aber auch die Frauen, die nicht so ahnungslos sind, wie die Herren glauben möchten. Darstellerisch ist das auch im grünen Bereich, lediglich das typische "Ein-Jahr-später" - Ende sorgt für leichte Abzüge. Doch wenn man sich mal wieder auf klassische Weise gut unterhalten lassen will, eher auf Gespräche und Details als auf große Actionszenen setzt und Spannung mal wieder spüren möchte, dann ist man mit diesem belgischen Beitrag bestens bedient - welch Alliteration...8/10.