Surrogates - Mein zweites Ich (2009)
Ohne große Vorankündigung kam für mich total überraschend Anfang 2010 "Surrogates" in die Kinos. Ein Film mit Sci-Fi Hintergrund und mit Bruce Willis in der Hauptrolle und da kamen bei mir gleich Erinnerungen an den genialen "Das fünfte Element" hoch. Leider war der Film kommerziell nicht so erfolgreich und auch die Kritiken eher mittelmäßig. Regie führte Jonathan Mostow der mit dem drehbuchschwachen "Terminator 3" schon eine recht undankbare Aufgabe hatte. Nachdem ich "Surrogates" nun zweimal gesehen habe, kann ich ihn auch richtig einordnen und mein Fazit lautet: besser als sein Ruf, leider zu oberflächlich.
Zur Story: In der Zukunft liegen die Menschen nur noch Zuhause rum und sind mit Ihrem "Surrogate", einem menschlich aussehenden Roboter, vernetzt. Es gibt zwar kaum noch Verbrechen aber die Menschen entfremden sich auch immer mehr von einander. So geht es auch FBI Agent Tom Greer (Bruce Willis) der seine richtige Frau vermisst. Als bei einem Anschlag mit einer neuartigen Waffe zwei Surrogates inklusive ihrer vernetzten User getötet werden, nimmt er die Spur auf ....
Also erst einmal ist die Grundidee mit den "Surrogates" richtig richtig gut. Ähnliche Ideen in Sci-Fi Blockbustern gabs sicher schon, aber diese Variante einer Zukunftsvision ist mir neu und wirkt unheimlich realistisch bzw. möglich. Der Verlauf des Filmes an sich ist spannend und das Ende gelungen, aber alles wirkt extrem gehetzt. Das liegt ganz klar an der viel zu kurzen Lauflänge von 88 Minuten. Dieser Umstand verhindert nicht nur eine ausführlichere Einleitung und eine aufwendigere Story sondern fast jeglichen Tiefgang.
Bruce Willis ist dann auch derjenige der dem Film dann ein Gesicht und etwas Tiefe verpasst. Sein Charakter ist der einzige der menschliche Züge aufweist und das macht ihn sofort sympathisch. Ohne Willis würde "Surrogates" nicht funktionieren und wäre vermutlich abgestürzt. Die anderen Darsteller machen auch einen guten Job, denn sie spielen fast ausnahmslos die Surri Variante ihrer Besitzer und das ist sicherlich auch nicht ganz leicht gewesen.
Auch wenn Bruce Willis einige bewegende Momente kreiert, fehlt es "Surrogates" generell an Tiefe bei den Figuren. Die wenigen z.T. auch bedrückenden Szenen mit Willis hatten fast schon "The sixth sense" Niveau, aber eben viel zu selten. Der größte Minuspunkt ist klar die viel zu kurze Laufzeit. Diese verhindert dass sich die Story an sich und auch die Hintergründe zur Entwicklung der Gesellschaft nicht richtig entfalten können. Wie gesagt die Idee ist richtig gut, wird hier aber in Konzentratform so runtergehechelt, dass es echt nicht mehr lustig ist. Tendieren die meisten neueren Filme gerne mal zur unnötigen Überlänge, ist hier genau das Gegenteil der Fall. Bei 88 Minuten muss ich mich wirklich fragen was das soll? Gab es keine Testvorführungen wo das aufgefallen ist? Ist vielleicht das Geld ausgegangen?
Handwerklich gibt es an "Surrogates" nichts zu meckern und auch die Effekte sind ok, lediglich die übertriebene Rumhüpferei sieht nicht ganz so geschmeidig aus - aber sind halt auch Maschinen. Etwas Action ist auch mit dabei, meistens in Form von Verfolgungsjagden oder Schiessereien. Das Ende hat mir persönlich sehr gut gefallen und bleibt in Erinnerung.
Zusammenfassend ist "Surrogates" ein guter Sci-Fi Vertreter, nur leider mit extrem viel verschenktem Potenzial. Die gute Grundidee und ein hervorragender Bruce Willis verhindern schlimmeres und liefern schlussendlich solide Unterhaltung ab. Für Sci-Fi Verschlinger wie mich trotz aller Kritik ein absolutes Pflichtprogramm.
Selten wurde soviel Potenzial verschenkt 7/10