Man wird unweigerlich an "Gamer, I-Robot" oder James Camerons Blockbuster "Avatar" erinnert, denn auch bei "Surrogates - Mein zweites Ich" spielt der eigentliche Mensch kaum noch eine Rolle. Regisseur Jonathan Mostow (U-571, Them) und Drehbuchautor Michael Ferris (Terminator: Salvation, Catwoman) bildeten schon bei "Terminator 3" ein Team.
Es ist tatsächlich gelungen eine friedliche Welt zu schaffen, mit Hilfe der Surrogates. Diese Cyborgs kann man nach eigenem Wunsch gestalten und sie natürlich steuern. So geht der Surrogate arbeiten, während man selbst daheim bleibt. Doch plötzlich geschieht ein Mord, bei dem nicht nur der Surrogate zerstört wird, sondern auch sein Operator. Bei dem Opfer handelt es sich um den Sohn von Dr. Canter (James Cromwell), den Erfinder der Surrogates. Die beiden FBI-Agenten Tom Greer (Bruce Willis) und Peters (Radha Mitchell) werden mit dem Fall betraut. Es scheint eine tödliche Waffe im Umlauf zu sein, welche sich nun in den Händen der Rebellen unter dem Propheten (Ving Rhames) befindet. Greer und Peters müssen die gefährliche Waffe schnellstens finden, doch es steckt weit mehr dahinter.
Eigentlich präsentiert "Surrogates" eine Zukunftsversion, vor der man Angst haben muss. Zwar wurde die Kriminalität minimiert, doch es gibt keine Menschen mehr. Die verkriechen sich in ihren Wohnungen, der Surrogate geht für sie zur Arbeit, einkaufen, ins Kino oder die Disko. Wenn man ein wenig weiter denkt, wie sieht es da mit der Fortpflanzung aus? Dies können die Surrogates nicht bewerkstelligen und irgendwann ist der Mensch ausgestorben. Dr. Canter erfand den Surrogate, seine Firma VSI ist heute schon ein Weltkonzern. Aber es gibt auch Gegner der Surrogates. Der Prophet hat sich dafür einen eigenen Stadtteil unter den Nagel gerissen, wo sich nur echte Menschen befinden, Surrogates haben keinen Zutritt. Und mit seiner Botschaft hat er durchaus recht, mit einem Surrogate lebt man eine Lüge. Denn die Roboter mit menschlichem Anglitz kann man individuell gestalten. Ein witziges Beispiel sind die beiden knapp bekleideten Frauen bei VSI, welche sich als Anwälte entpuppen. Der Surrogate muss nicht unbedingt wie man selbst aussehen, die meisten gestalten ihn jünger, besser aussehend, daher nicht erschrecken wenn Bruce Willis plötzlich mit blonder Matte dasteht. Das ist gewöhnungsbedürftig, während er mit seiner Rolle als Mensch erneut Mut zur Hässlichkeit beweist.
Genauso Rosamund Pike (Stirb an einem anderen Tag, Doom - Der Film), welche Toms Frau Maggie verkörpert. Ihr Surrogate sieht aus wie ein Top-Model und ihr menschliches Anglitz erschreckend ungepflegt. So übt Mostow auch gleichzeitig gesellschaftliche Kritik, denn würde dies Wirklichkeit werden mit den Robotern, würde es wahrscheinlich genauso ablaufen, da sich der Mensch gerne hinter einer glänzenden Fassade versteckt. Man ist gerne mehr, als man in Wirklichkeit ist und das lässt sich mit den Surrogates verwirklichen. Man liegt zu Hause in einem Liegestuhl, hat eine Art Brille auf und steuert den Surrogate. Sollte der Surrogate zerstört werden, passiert dem Operator nichts, doch nun taucht diese Waffe auf. Sie feuert ein grelles und bläuliches Licht ab, welches nicht nur den Surrogate, sondern auch den Menschen tötet. Mostow inszeniert die Krimistory recht temporeich und hält einige Überraschungen parat. So wird dieser Mord bald zur Nebensache, denn es droht eine weitaus größere Gefahr, bei der Millarden von Menschen auf einmal sterben könnten. Und auch Greer erkennt schnell, dass er in diesem Fall nicht mit seinem Surrogate weiterkommt.
So legt Bruce Willis die blonde Perücke zur Seite und ermittelt als Mensch weiter. Den toughen Einzelkämpfer lässt er nur selten raushängen und sonderlich viele Actionszenen hat "Surrogates" dann nicht zu bieten. Da wären ein paar Verfolgungsjagden in denen einiges zu Bruch gehen darf, CGI ist deutlich erkennbar man achte mal auf die Szene, als Greer mit dem Hubschrauber im Camp der Rebellen abstürzt. Trotzdem sind die Effekte auf hohem Niveau, für satte 80 Millionen Dollar Produktionskosten darf man das auch erwarten. Aber es fehlen mir echte Höhepunkte und das Finale fällt enttäuschend actionarm aus. Immerhin zieht Mostow das Geschehen nicht künstlich in die Länge, doch mit seinen knappen 90 Minuten Lauflänge wirkt "Surrogates" fast ein wenig zu bepackt.
"Surrogates" präsentiert eine fast erschreckende Zukunftsversion und übt gleichzeitig fleissig Kritik an uns Menschen. Auch die Story ist wesentlich mehr, als nur ein einfacher Mord, nur die Geschichte mit der Herkunft der Waffe kann sich der Filmkenner schon denken. Die Darsteller füllen ihre zwei Rollen (einmal Mensch, zweitens Surrogate) sehr gut aus, doch der Film bleibt über die gesamte Distanz zu brav. Die wenigen Actionszenen dürfen nie ausarten auch dank des PG-13 Ratings. Dennoch fasziniert dieser Sci-Fi-Krimi auf eine gewisse und ist allein wegen Bruce Willis schon das Ansehen wert.