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Der Gedanke hat etwas für sich und ist letztlich nur die konsequente Weiterentwicklung vieler gefakter Persönlichkeiten, die es heute schon im Internet gibt. Anstatt sich vor dem Treffen mit "Blond21" zu drücken, weil man leider nicht - wie behauptet - der gutangezogene Typ mit dem Sportlerkörper ist, der gerade seinen Abschluss mit "summa cum laude" machte, ist das in naher Zukunft kein Problem mehr. Man sucht sich einen Roboter seiner Wahl aus, verdrahtet sich zu Hause mit dem Surrogate und erlebt die Wonnen ewiger Jugend, Schönheit und Erfolg. Und das völlig gefahrlos, denn während man draussen den Draufgänger mimt, liegt man beschützt zu Hause im Bettchen.

Entwickelt wurden diese lebensechten Roboter von Dr. Canter (James Cromwell), der damit seine Behinderung, die ihn an den Rollstuhl fesselte, überwinden wollte. Allerdings führte das daraus entstandene Geschäft dazu, das inzwischen 98% der Menschheit das eigene Heim nicht mehr verlässt, sondern sich nur noch von seinem Surrogate im wahren Leben vertreten lässt. Mit geradezu atemberaubenden Folgen für die Kriminalitätsstatistik - wie uns der Film glauben machen will. Irgendetwas muss "Surrogates" schliesslich ins Feld führen, um zu begründen, warum sich die gesamte Menschheit vor lauter Sucht nach Jugendwahn und Fun aus dem Leben verabschiedet hat. Und die wenigen, die es nicht taten, in heruntergekommenen Freizonen in den Städten leben, einem Guru (Ving Rhames) lauschen und ein primitives Dasein führen.

Denkt man diese Situation nur einen Moment zu Ende, ist die Menschheit akut vom Aussterben bedroht. Denn auch wenn die Surrogates nichts anbrennen lassen, wird dadurch kein Kind gezeugt, und angesichts der verwahrlosten, sich nicht mehr bewegenden Menschen, die in ihren Wohnungen dahin vegetieren, kann es nicht mehr lange dauern, bis sie von Krankheiten dahin gerafft werden. Auch wenn sich der Film vor solchen Fragen drückt, macht er vom ersten Moment kein Geheimnis daraus, dass er selbst die "Surrogates" verabscheut. Positive Bilder zeigen immer nur nach einem gängigen Schonheitsideal genormte Menschen, die ihren hedonistischen Vergnügungen nachgehen. Und spätestens wenn nach wenigen Minuten der echte, bärtige und kahlköpfige Bruce Willis auf der Leinwand auftaucht, können einem die geleckten Affen, die sonst die Leinwand bevölkern, gestohlen bleiben - ganz besonders der blondgelockte Bruce - Verschnitt.

Der Grundgedanke, der die gegenwärtige Zunahme des virtuellen Lebensraumes aufnimmt, wird hier leider an ein Extrem verschenkt, dass nur als plakativer Hintergrund für einen Thriller dienen soll, aber zu unrealistisch bleibt, um echte Dramatik zu vermitteln. Allein die Vorstellung, dass auch in Peking und Moskau ähnliche Verhältnisse herrschen sollen - wie in einem Nebensatz behauptet wird - , wirkt geradezu lächerlich, denn hier geht es um einen Mann, der gegen ein System kämpft und auf der Suche nach dem Drahtzieher im Hintergrund einige Hindernisse überwinden muss - also ein klassischer Bruce-Willis-Stoff.

Und als solcher funktioniert der Film. Tom Greer ist FBI-Agent und wird gerufen, als ein totes Paar am Hintereingang einer angesagten Discothek gefunden wird. Das Surrogates kaputt gehen, ist keine Überraschung, aber in diesem Fall sind auch die mit diesen vernetzten Menschen tot. Bei den Leichen handelt es sich zum Einen um einen männlichen Fettsack (womit die hübsche Blondine sehr relativiert wird), zum Anderen um den Sohn des berüchtigten Dr.Canter, der aber schon vor vielen Jahren aus seiner Firma geschmissen wurde, die für die Herstellung der Roboter verantwortlich ist. Schnell erkennt Greer, dass nicht der Sohn, sondern der Vater Ziel des Anschlags war, aber noch mehr verwundert es ihn, um was für eine Waffe es sich handelt, die in der Lage ist, auch die realen Menschen hinter den Surrogates zu töten.

Glücklicherweise verliert Greer schnell sein Surrogate und es kommt zu der üblichen Konstellation, dass Bruce Willis wieder allein gegen einen übermächtigen Feind antritt. Der Film bleibt dabei angenehm zurückhaltend, auch weil Greer als einziger unter lauter Surrogates operierender "Realmensch" naturgemäss Schwächen hat. Seine letztliche Überlegenheit entspringt keiner physischen Fähigkeit, sondern dass er in der Lage war, sein Ruhebett zu verlassen, welches ihm Sicherheit vorgaukelte. In diesem Zusammenhang kommt es dem Film auch zugute, dass er erstaunlich kurz ist und über die gesamte Laufzeit gut unterhält, so lange man die Story nur als Hintergrund betrachtet und den Film als das begreift, was er ist - ein Bruce-Willis-Film (6/10).

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