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Der neueste Streifen von Bruce Willis schickt ihn als FBI Agent Greer in einer nicht allzuweit entfernten Zukunft durch eine Metropole, die nicht mehr von Menschen, sondern von Surrogates bewohnt ist. Diese sind im Prinzip robotisierte Avatare für einen Menschen, welche das Leben vereinfachen sollen. Nach der Verbreitung der Surrogates scheint auch alles wunderbar zu laufen, doch dann kommt eine Waffe zum Einsatz, die nicht nur die Surrogates, sondern auch die dahinter lebenden Menschen auszulöschen. Klingt alles irgendwie ganz spannend und innovativ, ist es leider aber nicht.

Ich denke die größte Werbung wird der Film mit Hauptdarsteller Bruce Willis machen. Wer nun allerdings einen weißes Oberhemd Tragenden, gepeinigten Cop a la McLane erwartet, der sei gewarnt. Der Charakter Greer ist ein sehr bodenständiger Agent, der sich nur selten außerhalb der Richtlinen aufhält. Es ist allerdings trotzdem interessant, eine solche Figur von einem Actionstar gespielt zu sehen. Während dies damals beispielsweise bei The Sixth Sense wunderbar funktioniert hat, wünscht man sich in Surrogates eher einen räudigeren, ruchloseren Protagonisten. Willis kann zwar hier und da vorallem mimisch überzeugen, aber trotzdem will der Funken zu seiner Rolle nicht ganz rüberspringen. Auch andere Schauspieler können in ihren Rollen nicht aufgehen. An vorderster Front steht da James Cromwell, der den Erfinder der Surrogates mimt. Nach einem Unfall verliert er seinen Sohn und macht sich dafür verantwortlich. Allerdings nimmt man ihm zu keiner Zeit diesen Schmerz ab. Zu schwach wirkt sein emotionales Spiel und zu aufgesetzt seine Pein. Eine weitere Fehlbesetzung ist Ving Rhames, der den Anführer der "Anti-Surrogates", also der Menschen, die gegen den vollständigen Ersatz der Menschen durch die "Surries" sind (übrigens ein schrecklicher Spitzname für die Dinger).

Doch leider ist nicht nur die Wahl der Schauspieler beziehungsweise die Idee hinter den Charakteren sehr schwach geraten, Hauptübel ist leider die völlig vorhersehbare und wenig unterhaltsame Geschichte. Wenn man I, Robot gesehen hat, so ist der Film mit einer Prise von Gamer leider schon völlig erzählt, nur dass die Gefahr, die im Film dargestellt wird dem Zuschauer nicht wirklich nahe geht und so wenig Motivation liefert. Warum geschieht alles so wie es passiert? Wieso zerstört man nicht einfach die Waffe? Viele solcher Fragen wird sich der Zuschauer immer und immer wieder fragen. Zudem kommen noch einige Logiklöcher, die allerdings hauptsächlich dadurch entstehen, dass sich zuwenig Zeit mit der Erklärung gelassen wurde. Der Zuschauer bleibt so durchgängig im Dunkeln, sei es durch mangelnde Zufuhr von Informationen oder durch fehlendes Interesse des Publikums, über manche Dinge nachzudenken. Leider schafft es der Film auch zu keiner Zeit eine Wendung in der Geschichte aufkommen zu lassen. Gerade solche Twists regen den Verstand immer wieder an und lenken den Zuschauer selbst von der simpelsten Grundstory ab (man betrachte beispielsweise den Film SAW) und lassen ihn im Gefühl, einen sehr anspruchsvollen Film zu sehen.

Ein zweischneidiges Schwert sind die Spezialeffekte. Während ich es erstaunlich finde, wie detailgetreu ein jüngerer Bruce Willis erzeugt wird oder generell die Darstellung der Gesichter der Surrogates ist, begreife ich immer noch nicht, wie man solche Szenen durch total übertriebene und (meiner Meinung nach) schlecht gemachte CGI-Effekte zerstären kann. Sei es das Springen eines Surrogates über mehrere Container oder ein CGI-Auto, was durch die Gegend katapultiert wird, alles wirkt irgendwie deplaziert, sozusagen viel zu auffällig und überdimensioniert. Ich warte immer noch auf einen Film, der es schafft, Effekte und Animationed, die über einen Computer geschrieben wurden in einen Film mit richtigen Schauspielern einzubinden. Bisher sehe ich da allerdings kein Land.

Ein Letzes Manko, was ich ansprechen möchte ist die desaströse deutsche Synchro. Während man bei Bruce Willis den altbekannten Sprecher Manfred Lehmann sehr gut anzuhören ist, wirkt gerade bei seinem Vorgesetzen die Stimme gänzlich deplaziert. Ich beschwere mich selten über Stimmen, die einem nicht das Gefühl der passenden Rolle geben, aber wenn die Sprecher über den gesamten Film dem Zuschauer die Nackenhaare zu Berge stehen lassen, dann sollte man es wenigstens anmerken. Vielleicht sehe ich das aber auch etwas zu extrem, denn ich meine eine Spur von "Gangster" in seiner Stimme erkannt zu haben und ich persönlich muss dies nicht im Film haben.

Was man Surrogates zu Gute heißen kann, ist der Fakt, dass der Film nie wirkliche Langeweile zulässt. Sieht man von dem Punkt aus, dass die Story sehr belanglos ist und man keine Interesse am Nachdenken während des Filmes zeigt, so motiviert der Film zumindest die 90 Minuten im Kinosaal zu bleiben und nicht vorher schon das Kino zu verlassen. Daher kann man nicht sagen, dass der Film alles falsch macht, nur haben es leider schon andere vorher deutlich besser hinbekommen.

Letztlich lässt sich Surrogates wie folgt zusammenfassen: Wenn man Filme im Stil von I,Robot und eine kritische Meinung zu Second Life oder ähnlichen Programmen hat, so darf man sich Surrogates gerne anschauen. Ist man allerdings schon mit dem zufrieden gewesen, was I, Robot bot und nicht umbedingt das ganze System nocheinmal durchkauen will, der darf den Film auch gerne passieren lassen. Man verpasst im Großen und Ganzen nichts, was bermerkenswert wäre. In dem Sinne gibts von mir:

3 von 10 Robotern mit einer Schwäche für Blitze

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