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Im Jahre 2008 ist der zweite Tschetschenienkrieg fester Bestandteil der Nachrichtenportale, und so beschäftigt sich auch eine größere norwegische Talkshow zur besten Sendezeit mit dem Thema. Die bekannte Moderatorin Kristin Bye (Anneke von der Lippe) hat dazu neben einigen Prominenten u.a. den norwegischen Außenminister eingeladen, weiters eine Gruppe tschetschenischer Flüchtlinge, die in Norwegen Asyl erhalten haben. Doch als diese dann die Situation aus ihrer Sicht kommentieren sollen, zückt das halbe Dutzend Männer (und eine Frau) versteckte Waffen und nimmt alle Anwesenden im Studio in Geiselhaft.
Zunächst brüllen sie Parolen, verteidigen die Anschläge auf das Moskauer Theater und in Beslan und behandeln vor allem die Moderatorin äußerst unsanft, bis ihr Anführer und Sprachrohr Ramzan Jevlojev (Dejan Cukic) dann mit der Forderung herausrückt, einen tschetschenischen Freiheitskämpfer freizupressen, der sich ebenfalls in Norwegen aufhält. Um dieser und der Forderung nach einer Fortführung der Liveübertragung (diese war von der Studioregie zunächst abgebrochen worden) Nachdruck zu verleihen, erschießt Ramzan eiskalt einen Dolmetscher. Trotzdem inzwischen ein Spezialkommando der Polizei eingetroffen ist, entscheidet man sich vorerst, die Livesendung weiterzuführen, denn der aggressiv auftretende Ramzan verfolgt diese am (manipulationssicheren eigenen) Handy. Ein Gruppenleiter der Polizei versucht vergeblich zu verhandeln, doch als einer seiner Männer über einen Lüftungsschacht ins Studio vordringen will, wird auch dieser erschossen.
Während das Geiseldrama weltweit live übertragen wird, gelingt es dem gesuchten Freiheitskämpfer nach Vortäuschung eines Schwächeanfalls in Freiheit zu gelangen - er macht sich auf eigene Faust auf in Richtung Studio, wo er schließlich auf die Geiselnehmer trifft. Doch sein Auftritt dort verläuft gänzlich anders, als man es erwartet hätte...

Das Thema Geiselnahme vor laufender Kamera ist zwar nicht neu, wohl aber der politische Hintergrund des Tschetschenienkrieges - und so hat sich Regisseur Kjell Sundvall basierend auf der Romanvorlage von Tom Egeland des Stoffs angenommen. Eines Stoffs, der im Buch wohl wesentlich umfangreicher abgehandelt wurde als in den 80 Minuten, die das Drama Ulvenatten dann letzendlich in der TV-Fassung dauert. Leider steigt der Film ohne weitere Einführung oder Aufbereitung des Kriegsgeschehens unvermittelt in die Geiselnahme ein, die nach Schema F verläuft und einen wild entschlossenen Kidnapper zeigt (intensiv und charismatisch: Dejan Cukic), der für seine Geiseln wie auch die Polizei nur Spott und Zynismus übrig hat. Doch während das Publikum noch grübeln mag, daß die Terroristen ihrem Land mit dieser Aktion einen Bärendienst erweisen, ändert sich mit dem Auftauchen des undurchsichtigen, bärtigen Freiheitshelden dann Einiges.

Bedauerlicherweise wird die eigentliche Motivation der Geiselnehmer erst sehr spät und dann viel zu wenig beleuchtet, auch die unergründlichen Aktivitäten währenddessen in der russischen Botschaft ergeben lange Zeit keinen rechten Sinn und das Kriegsgeschehen an sich spielt sowieso keine Rolle mehr. Am Ende des Films, der sich im Finale auf (bekannte) Thriller-Effekte beschränkt, bleiben dann einige Fragen offen - vor allem jene, was Roman- und Drehbuchautor Egeland mit der filmischen Variante seines Stoffs Ulvenatten für eine Aussage treffen will.
Dennoch vermag der norwegische Streifen mit der exotisch anmutenden Thematik - derzeit im Original mit deutschen Untertiteln bei Netflix im Programm - zumindest als Kriminalfilm ganz leidlich zu unterhalten: 6 Punkte.

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