Eine Frage, die man sich wohl eher seltener stellt, ist, ab wann und ob überhaupt Kannibalismus in einer Extremsituation gerechtfertigt werden kann.
Dabei fallen einem möglicherweise zwei Beispiele ein: „Der Flug der Phoenix“, welcher die Problematik nach einem Flugzeugabsturz in einer Wüste schildert und der Streifen „Überleben“, der den wahren Fall eines Flugzeugabsturzes in den Anden schildert, wonach die Überlebenden auf die Körper der Toten zurückgreifen mussten.
Bei vorliegendem Streifen leuchtet dieser wesentliche Punkt nicht ein: Warum tötet und verspeist man seinesgleichen, obgleich Flora und Fauna im tasmanischen Dschungel genügend hergeben müssten?
Vielleicht weil es sich um britische Strafgefangene auf der grünen Gefängnisinsel Van- Diemens-Land handelt, die anno 1822 während ihrer spontan eingelegten Flucht keinerlei Werkzeuge außer zwei Äxten mitnehmen können.
Die sieben Kerle um den Iren Pearce werden jedoch zunehmend zerknirschter, denn Kälte und Hunger treiben sie zum ersten Mord aus Hungersnot, der die Gruppe immer stärker aus dem Gleichgewicht bringen wird…
Regisseur und Co-Autor Jonathan auf der Heide legt von vornherein einen sehr gemächlichen Gang ein, der zu keiner Zeit hoch, wohl aber runter geschaltet wird.
Das Wildnis-Drama bindet weder Gefahren, noch sonstige Faktoren von außen ein, außer vielleicht einigem Dauerregen, damit verbundene Kälte und eben dem gnadenlosen Hunger, dem man aufgrund der üppigen Vegetation und einiger Gewässer problemlos entgegenwirken könnte.
Doch sei´s drum, eines Nachts, da ist bereits knapp die Hälfte der Laufzeit ereignislos verstrichen, wird der erste mit einer Axt um die Ecke gebracht, man lässt ihn ausbluten und anschließend werden Fleischstücke über dem Lagerfeuer gegrillt.
Dabei wird man natürlich zu keiner Zeit explizit, - die reine Imagination richtet bei dem Gedanken allerdings auch deutlich drastischere Szenarien an.
Dennoch verhält man sich recht distanziert zu den Figuren, von denen kaum einer etwas Tiefgang erhält. Zudem sticht kein markantes Gesicht hervor, denn obgleich das Make-up saubere Arbeit leistet, sehen sich die Kerle aufgrund wilden Bartwuchses teilweise doch sehr ähnlich, vor allem in nächtlicher Kulisse.
Folgerichtig wird man mit niemandem warm und ein Mitfiebern findet nur sehr bedingt statt, da der Verlauf dem üblichen Dezimierungsprinzip folgt, ohne dass es dabei auch nur ansatzweise zu spannenden Konfrontationen käme.
Reihum werden es fast allabendlich weniger, die am Lagerfeuer der Kälte zu entfliehen versuchen oder bemüht sind, bei Dauerregen unter freiem Himmel überhaupt ein Auge zuzubekommen.
Jene Momente, die mit lang anhaltenden Einstellungen einher gehen, ziehen noch am ehesten und folgen einem nüchtern erscheinenden Realismus, der die Unbarmherzigkeit der Situation treffend auf den Punkt bringt.
Dazu erklingen im Hintergrund vereinzelte Streicher, die phasenweise wie kleine Hilfeschreie in trostloser Einsamkeit klingen und die Gesamtstimmung effizient untermalen.
Dennoch ist das zu wenig, um auf Dauer zu unterhalten, sondern allenfalls tauglich, um die damalige Situation, die hier zeitlos mit ausgeblichenen Farben in Szene gesetzt ist, adäquat zu transportieren.
Ordentlich performt, handwerklich sauber eingefangen, verpasst der Regisseur die Möglichkeit, aus einzelnen Individuen interessante Charaktere mit Hintergrundbasis zu formen, darüber hinaus mangelt es ihm an überzeugenden Dialogen.
Als kleine Studie mit historischem Hintergrund okay, als reines Survival-Drama allerdings reichlich lahm und in Bezug auf das bedrückende Kernthema ziemlich unspektakulär und emotionslos.
Knapp
5 von 10