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Das Geld und seine Verlockung dringt verschieden tief in unsere Poren ein, aber dass wir aus der Zeit entwachsen sind, als man noch mit einer Handvoll bunter Glasmurmeln den Markt betrat, um sich das nur das Nötigste und vielleicht noch eine kleine Freude für daheim mitzubringen, wird in Overheard in genau der entscheidenden Szene eindeutig auch ohne Worte zum Ausdruck erweckt. Von einem Moment tiefster Niedergeschlagenheit bis hin zum scheinbar höchsten aller Gefühle, einem wundersamen Naturschauspiel gleich, in dem der Mensch zusammen mit ihm eigentlich Fremden nur Sekunden später tanzend und feiernd auf den Tischen steht, obwohl sich nur einige Zahlen auf dem Computermonitor nach oben hin verändert haben. Der Markt hat wieder geöffnet, der Kurs ist gestiegen, die Welt ist wieder rosig und liebenswert.

Doch da ist der Augenblick der Entscheidung zum Negativen hin schon längst passiert, steckt man bereits unweigerlich und unaufhörlich und schon zutief im Schlamassel drin. Ist man wie die Ratte blindlings in die Falle gegangen,[eine Metapher, mit dem die Eröffnungsszene ebenso spielt wie das ursprüngliche Teaser-Motiv], war der Reiz des großen und vor allem schnellen Geldes und seine Versprechen von unbegrenzter Freiheit zu groß. Aus Anlage und sozialen Umständen heraus wird ein Mensch zum Verbrecher. Aus einem Überwachungsstaat, der in scheinbar glatter Hingabe und Eye in the Sky gleich die All- und auch die Ohnmacht der stetigen Observanz und die damit verbundene Technikaffinität zelebriert, wird ein Strudel an viel zu mächtigen Strömungen, die den Menschen erst aufreibt und danach fallen lässt. Dazwischen, davor und danach liegt die Umwelt in feinster Gesellschaftsfotographie. Ein gruppierter Umgang, die Versuchung und die Aufspaltung:

Unter Führung von Kelvin Lee [ Alex Fong ] soll sich das Criminal Investigation Bureau an die drei Hauptaktionäre der E&T, Ringo Low [ Waise Lee ], Kenny Fai [ Geoffrey Wong ] und Raymond Tsui [ Ben Yuen ] wegen Verdachts des Insidergeschäftes heranpirschen, zu deren Zweck die entsprechenden Geschäftsstellen heimlich komplett verwanzt werden. Während ihrer Schicht hören die beiden Polizisten Gene Yeung [ Louis Koo ] und Max Lam [ Daniel Wu ] von einem geplanten Aktiencoup und nutzen diese eilig von den Aufnahmen gelöschte Information zum eigenen Vorteil und dem Kauf entsprechender Papiere aus. Zwar deckt ihnen ihr alsbald dahinter kommende Kollege Johnny Leung [ Lau Ching-wan ] den Rücken, wird aber auch ihr Vorgesetzter Frankie Wong [ Dominic Lam ] rasch misstrauisch und schickt der die Fäden ziehenden Willie Ma [ Michael Wong ], offiziell chairman of Yan Hau Tong charity foundation, seinen Killer Weber [ Stephen Au ] auf die zunehmend in Bedrängnis geratenen Gesetzeshüter los.

Ähnlich wie in Infernal Affairs, der immer noch im Hintergrund scheinenden, durch diesen erstmalig eigenständigen Erfolg der dortigen Autoren Alan Mak und Felix Chong aber langsam auch als Referenz verblassenden Saga werden die Figuren im Fertigwerdenmüssen mit all den bedrängenden Tatsachen hauptsächlich durch ihr Milieumerkmal definiert. Interessant auch, dass die Identitäten hier ähnlich unsicher gehalten und die Fragen der Sympathien durchaus nicht denen der Moral entsprechen, wandelt sich das Cop - Trio hier auch über die Laufzeit vom scheinbar Bösen hin zum ebenso scheinbar, mit dunklen Flecken versehenen Guten, um dann doch wieder an der Gabelung zwischen Recht und Unrecht, zwischen Pflichterfüllung, Rettung des nackten Überlebens, Gier und Korruption zu stehen, aber nunmehr nur den steinigen Mittelweg wählen zu können.

Der Beruf der Polizisten gibt dabei sicherlich die technischen und fachlichen Möglichkeit für ihr Tun, liegen die Angriffspunkte für ihr Vorhaben und auch ihre Entschuldigung dafür aber in den Wegstrecken ihres privaten Bereiches. Grund genug für die bereits 2007 während des historischen Hochs des Hang Sang Index entwickelte und so vor der Finanzkrise fertiggestellte Handlung, sich auch dort zu recken und zu strecken und vielleicht nicht auf den ersten Blick fesselnde, aber für die Motivation zwingende Kapitel zu entfalten. Wird die Arbeit als stetig wiederholende Routine zudem auch nur während der meist eh totenstillen Nachtstunden gezeigt, kommt das Persönliche in der freien Zeit mehr zu leibhaftig dichterischer Gestaltung [, ohne dort aber zum völligen Effekt zu gelangen, sondern nur das Grundgerüst stiften zu wollen.] Erst die Verbindung zwischen beiden löst aus dem schleichenden Wachstumsprozess der Vorstellung der Figuren die für viele Beteiligten tödliche Epidemie aus, schickt sie an vorderster Linie des Kampfes und den Film aus dem Stehen über der Sache inmitten in sie hinein.

Dabei wissen Mak und Chong ähnlich wie bei ihrem vorhergehend gleichfalls viel versprechenden, aber auch durch die Zensur, nachträglichen Eingriffen in das Drehbuch und einer fälschlichen dramaturgischen Anlage leider noch halbwegs missglückten Lady Cop & Papa Crook vor allem mit der formalem Kunst der Inszenierung umzugehen. Die Kraftquellen aufwändig erscheinender Darstellung schaffen hier ein Reich materieller und damit verbunden auch ästhetischer Werte, welche ein Gefühl des Angefasst- und Durchdrungensein in eine höhere Ebene und so ein Wohlgefallen an Vollkommenheit vorgaukeln vermag, einige knappe zur Vermehrung der Annehmlichkeit beigefügte Actionszenen inklusive. Maß- und Millimeterarbeit in der von Vitalität durchstrafften Ausstattung, der Anwesenheit auffällig hochkarätiger Besetzung, der arithmetisch nüchtern erscheinenden Kamera- und Schnittarbeit sind Vorteile dieses problemlos an internationale Verhältnisse heran reichenden, im manipulierenden Stil von Michael Manns The Insider gehaltenen Übertragungsapparates, dem man die Schwierigkeiten beim Finden eines Investor niemals anmerkt und der vielmehr visuell genauso verlockend aussieht wie das Geld, von dem er spricht.

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