Das in letzter Zeit nahezu jede bekannte Horrorfilmreihe der letzten 30 Jahre ihr Remake bekommt dürfte bekannt sein. Michael und Jason haben es schon und Freddy muss nun auch nicht mehr allzu lange warten, bis sein "Nightmare on ElmStreet" von Michael Bay verwurstet wird. Doch nicht nur die großen Slasher-Ikonen werden rebootet, auch Stephen Kings Meisterstücke, deren Verfilmungen schon bei ihren ersten Versuchen meist nicht auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen, sollen nun dem Zuschauer erneut ins Gedächtnis geholt werden. "Kinder des Zorns" gehört dazu, dessen Verfilmung von den Kritikern zwar verrissen wurde, aber trotzdem 6 Sequels nach sich zog. Hier nun also das TV-Remake, welches teils recht solide, aber auch ziemlich billig ausgefallen ist.
Zu Beginn sei gleich gesagt, wer mit der Originalverfilmung der zornigen Kinder schon nichts anfangen konnte, wird auch mit der Neuverfilmung kaum Spaß haben. Diese hält sich nämlich in größten Teilen erst einmal eng an das Original, sprich auch hier ist das Ehepaar Stanton unterwegs und überfährt aus versehen einen Jungen, welcher jedoch, wie sich später herausstellt, schon zuvor ermordet worden ist, in dem ihm die Kehle durchgeschnitten wurde. Sie packen den Jungen in den Kofferraum und suchen den nächstgelegenen Ort auf: Gatlin. Das Kaff wirkt zunächst verlassen, bis die Beiden auf eine blutgierige Schaar von Kindern trifft, die einem noch blutgierigeren Gott huldigen, der keine Erwachsenen duldet. Der blutige Kampf ums überleben beginnt... und damit erneut der Kampf zweier Erwachsener, gegen eine Schar verblendeter, gottesfürchtiger Kids. Das die Geschichte dabei auf einer Kurzgeschichte basiert merkt man auch dieser Verfilmung an, was aber nicht weiter stört. Für solide Horror-Unterhaltung reicht das Gerüst jedenfalls aus.
Wie schon erwähnt, hält sich die Verfilmung dabei Langezeit an die Vorlage, bis auf eine Sache: Während das Ehepaar, sowohl im Buch als auch im Film, frisch verliebt ist, stehen die beiden hier schon wieder kurz vor der Trennung, da sie bereits kurz nach der Hochzeit gemerkt haben, dass sie doch nicht zusammenpassen und sich hier nun somit durchgehend bekriegen. Diese Änderung mag dabei zunächst erst einmal etwas befremdlich wirken, doch man kann sich schnell damit abfinden, auch wenn man sich irgendwie die ganze Zeit fragt, warum die beiden dann eigentlich noch stundenlang durch die Gegend kutschen. Aber die Zwistigkeiten der Beiden passen hier und da einfach recht gut in das Gesamtbild.
Zudem ist auch der Schluss völlig anders, als noch in der vorhergehenden Verfilmung. Die beiden "lieben" Kinder aus dem Original gibt es hier nicht, nur einer der Jüngeren stellt sich später als ein etwas braverer Knabe heraus. Doch während im Original Burt alles daran setzt um seine Frau zu retten und dies dann auch irgendwie schafft, hat Vicki in diesem Fall keine Chance und das letzte Drittel des Films befasst sich hauptsächlich damit, wie der Mann seine Flucht durch den nicht enden wollenden Mais macht.
Sowieso ist diese Verfilmung, obwohl sie fürs TV gemacht wurde, im Endeffekt weit düsterer als Original. Nicht nur, dass das Maß an vergossenem Blut höher ist (schon bei der Szene mit dem toten Jungen zu Beginn fließt mehr Blut als im kompletten Original), so ist auch die Grundstimmung dunkler und das Ende weit untröstlicher ausgefallen. Und auch die Gottesfürchtigkeit der Kinder ist hier irgendwie erschreckend stärker ausgefallen, als noch in der 80er-Verfilmung. Zudem ein Schuss Erotik.
Daher könnte man nun meinen, das diese Verfilmung die Bessere ist, doch leider ist dem dennoch nicht so. Denn die TV-Herkunft des ganzen Treibens drückt sich hier durch alle Poren und der Eindruck des Billigen lässt sich kaum leugnen. So sind die Effekte teils von extrem unterirdischer Sorte, die Kameraarbeit und der Schnitt muten mitunter merkwürdig gewollt an und vor allem die Schauspieler bilden einen ganz großen Stolperstein. Wo im Original John Franklin den erschreckenden kleinen Bastards Isaac abgibt, ist der Winzling hier einfach nur lächerlich geraten. Malachai kann zudem zwar ein schön böses Gesicht machen, hat aber sonst auch nichts weiter drauf. Und wo im Original Linda Hamilton und Peter Horton sehr glaubwürdig ein frisch verliebtes Ehepaar abgaben, sind David Anders und Kandyse McClure hier einfach nur nervtötend. Vor allem McClure wünscht man wirklich sehr schnell den Filmtod herbei. Einzig die originalgetreue Musik kann überzeugen. Dennoch, wäre das Ganze wenigstens mit ein bisschen mehr Elan umgesetzt und mit besseren Schauspielern besetzt worden, dann hätte hieraus vielleicht wirklich was werden können.
Fazit: Düstere und blutige Neuverfilmung der bekannten Geschichte von Stephen King, welche sich Langezeit einigermaßen an das Original hält und mit einem verstrittenen, statt liebenden Pärchen, welches in Gatlin auf eine Horde blutgieriger Kinder trifft, auch mit manch guter neuer Idee bestückt ist. Schade nur, dass das Budget dieser TV-Verfilmung anscheinend so gering war, dass alles trotzdem äußerst billig inszeniert wirkt und zudem mit Schauspielern besetzt wurde, die ihren Vorgängern im Original nicht einmal im Ansatz das Wasser reichen können. Wer die Geschichte und den Vorgängerfilm mag, darf aber trotzdem mal einen Blick riskieren. Alle anderen lassen lieber die Hände davon!
Wertung: 6/10 Punkte