Lahmes Treiben trotz großer Möglichkeiten...25.11.2012
Meine Güte, was für ein verschenktes Szenario! ich beklage ja, wie der treue Leser meiner Kritiken weiß, schon seit geraumer Zeit die Innovationsfeindlichkeit des amerikanischen Kinos samt seine Sequels, Prequels und Remakes, aber wenn dann ein innovativer Drehbuchstoff des Weges kommt, ist es um so schlimmer, daß daraus ein derartiger Rohrkrepierer geworden ist. An sich stimmt hier nämlich auf dem Papier zumindest alles...historisches Szenario, Mordgeschichte, Spionage, gute Darsteller...doch in der Umsetzung hapert es dermaßen, es ist ein Graus. Das mag auch daran liegen, daß wir Herrn Cusack in der Titelrolle sehen, einen Schauspieler, der uns schon einige sehr gute Filme beschert hat - hier aber völlig farblos und ohne jegliches Charisma einfach seine Rolle herunterspielt.
Cusack spielt im Shanghai des Jahres 1941 den amerikanischen Agenten Soames, der den Mord an seinem Kollegen Coonor aufklären soll. Schnell ist klar, daß es sich hier nicht um einen einfachen Mordfall handelt, sondern alles und jeder damit zu tun hat...der chinesische Widerstand, die Triaden, die japanischen Besatzer, die Nazis, Frauen, Gangster, Offiziere...und so bunt und abenteuerlich das klingt, so lahm und undramatisch ist es umgesetzt. Spannung ist ein Fremdwort, es gibt viel zu viele Nebenfiguren, die kurz ins Bild gerückt werden, um dann lieblos fallengelassen zu werden, bestes Beispiel die ganz und gar überflüssige Franka Potente.
Wie man es viel besser im gleichen Szenario macht, zeigte vor nicht allzu langer Zeit Donnie Yen in Legend of the Fist. Dort wie hier lehnt man sich an den leider vergriffenen Brettspielklassiker Shanghai Trader an, in dem die Ereignisse der Besatzerzeit nachgespielt werden können. Während das Spiel und der Film mit Donnie Yen spannend bis zum Schluß sind, kann dieses Prädikat dem aktuellen Streifen ganz und gar nicht zugesprochen werden. Der Film plätschert vor sich hin, man verliert schnell die Lust am Zusehen, alles wirkt ein wenig beliebig...wirklich schade, denn wie zu Beginn gesagt, freue ich mich über Innovationen im Kino - und auch darüber, Chwo-Yun Fat mal wiederzusehen...aber demnächst bitte in einem besseren Film als diesem Zeitverschwender - 5/10.