Adam Bousdoukos spielt den Besitzer eines eher schleppend laufenden Lokals, in dem vorwiegend Fischstäbchen und Schnitzel serviert werden, der unter seinem jüngst aufgetretenen Bandscheibenvorfall leidet, während seine Freundin nun getrennt von ihm in China lebt. Als sein Laden zunehmend besser läuft, beschließt er, ebenfalls nach China zu reisen, macht jedoch den Fehler, seinen kriminellen Bruder, gespielt von Moritz Bleibtreu, mit sämtlichen Vollmachten über sein Lokal auszustatten.
Fatih Akin hat mit seinen Sozial-Komödien das deutsch-türkische Kino weitergebracht als kaum ein anderer Regisseur, weswegen er als einer der besten Vertreter seiner Zunft angesehen wird. Mit "Soul Kitchen", der zunächst wie eine ähnlich geartete Komödie von Akin wirkt, im Grunde aber eine reine Unterhaltungs-Komödie ohne ernstere Zwischentöne ist, gelingt Akin erneut ein guter Film, der gerade für deutsche Verhältnisse überraschend amüsant ist.
"Soul Kitchen" ist in seiner Konstruktion für eine Komödie mitunter recht einfallsreich und ist von Anfang an sehr ansprechend gestaltet. So sind die Charaktere zwar durchaus recht skurril gestrickt, aber nicht vollkommen abgehoben und jenseits aller Realität konstruiert, sodass sie nicht zur Karikatur verkommen. Das Schicksal der Hauptfigur, bei der sich die Rückschläge häufen, ist sehr menschlich und recht feinfühlig erzählt, sodass die Geschichte durchaus fesselt, zudem sind die Wendungen zumindest in der ersten Filmhälfte recht überraschend. Zum Ende hin wird das Geschehen dann zunehmend kalkulierbar, was recht ärgerlich ist, da Akin sich den Konventionen des Genres nicht zwangsläufig hätte unterordnen müssen, so entstehen jedoch zum Ende hin vermeidbare Längen, die dem Film ein wenig die Fahrt nehmen.
Unterhaltsam ist die Komödie aber nicht nur, weil die Handlung punktuell mitreißt, sondern auch aufgrund der erfreulich großen Gagdichte. Dabei sind es besonders die bizarren Nebenfiguren, etwa der messerwerfende Koch oder der Kapitän, die einige Lacher auf ihrem Konto verbuchen können, aber auch ansonsten sind einige amüsante Stellen vorhanden, die ohne Fäkalhumor und peinlichen Klamauk erzeugt werden. Darüber hinaus zeigt sich Akin stilsicher, leistet narrativ routinierte Arbeit, sodass durchweg ein ordentlicher Unterhaltungswert gegeben ist, auch wenn kein regelrechtes Gag-Gewitter zustande kommt. Da die musikalische Unterlegung, auch jenseits der schon im Titel erwähnten Soulmusik auf ganzer Linie zu überzeugen weiß, kann man Akin, der hier einen überdurchschnittlich guten Film abliefert, keine groben Fehler anlasten.
Und auch darstellerisch wird ausgezeichnete Arbeit geleistet, so ist Adam Bousdoukos als Hauptdarsteller hervorragend besetzt. Der deutsche Darsteller griechischer Herkunft spielt seine Figur sehr menschlich und authentisch, womit er sich die Sympathien sichert, seine Figur gelungen erdet und zwischen den skurrilen Nebenfiguren einen ruhenden Pol darstellt, was nicht heißt, dass er keine Gags einbringen würde. Daneben zeigt sich Moritz Bleibtreu in bester Spiellaune, was auch für Wotan Wilke Möhring gilt, der eine gewohnt routinierte und präsente Vorstellung zeigt. Auch der restliche Cast lässt dabei keinen Grund zur Beschwerde und rundet den Film gelungen ab.
Fazit:
"Soul Kitchen" unterhält mit einer relativ hohen Gagdichte und der routinierten Inszenierung von Fatih Akin über die volle Laufzeit, was auch dem spielfreudigen Cast zu verdanken ist. Dabei überzeugt die empfehlenswerte Komödie auch auf der menschlichen Ebene, obwohl sie sich dann doch noch den Stereotypen des Genres fügt und kein echtes Gag-Gewitter vom Stapel gelassen wird.
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