Du liebe Güte! Was für eine schwer verpasste Chance für den preisgekrönten Regisseur Fatih Akin, was für eine Enttäuschung für den von wohlwollenden bis enthusiastischen Kritiken in den Kinosaal gelockten Filmfreund!!! Das also soll's dann gewesen sein: die vielerorts gepriesene tempo- und gagreiche, flippige, multikulturell aufgeladene Komödie im zeitgemäßen = angesagten Lokolkolorit der Boom-Town Hamburg?!
Um es kurz & schmerzlos zu machen: Das beste an diesem arg überschätzten und mit üppigen öffentlichen Filmsubventionen gefütterten Kunstwerk sind noch der griffige Beginn, dann der stellenweise originelle bis schräge Soundtrack und schlußendlich der liebevoll gestaltete Abspann im Posterformat. Alles dazwischen aber ist zu schade für's Archiv - und erst recht für die anderthalb Stunden Lebenszeit des Rezensenten, die hier, man darf es ruhig so schreiben, verschwendet worden sind: an überwiegend hohle, gestammelte, genuschelte und gegröhlte Dialogzeilen; an völlig überzeichnete, grobmotorig-stereotyp daher kommende und deshalb unglaubwürdige Figuren, deren weiteres Schicksal dem Betrachter spätestens zur Filmmitte vollkommen schnurzpiepe ist; an einen zwar ambitionierten, aber gescheiterten, weil unausgegorenen und auch lieblos gestrickten Plot, welcher im Zweifelsfall sich stets für den nächsten tumben Gag entscheidet anstatt für Stringenz im Handlungsablauf.
Mal ehrlich, liebe Leute: wenn da ein Haufen hochdotierter und prominenter Mitwirkender aus dem Akin-Clan respektive der hamburger Filmszene mit am Werkeln war (zum Teil mit grottigen Cameos), so dürfen doch nicht ein über 90 Minuten ausgewalzter Bandscheibenvorfall der Hauptperson oder eine auf bloße Pennäler-Phantasien zielende Fick-Party die Handlung derart dominieren, daß man sich eher in einem Atze-Schröder-Programm wähnt denn in der Leinwandpremiere eines ruhmreichen Kulturschaffenden mit deutsch-türkischen Wurzeln. Ist denn dies der von Gutmenschen ausgestellte Dispens für den cineastischen Flachwitz als solchen?? Nee, bei allem Respekt vor der bisherigen Leistung von Akin und vielen seiner Mitstreiter (die ich sehr schätze), das war nix, sorry.
Aber vielleicht liegt hier ja auch ein Mißverständnis vor, und Soul Kitchen ist nicht etwa ein autonomer Beitrag zum diesjährigen Filmdiskurs sondern ein bloßer abendfüllender PR-Streifen, initiiert von und finanziert aus den Schatullen des schwarz-grünen Senats der freien Hansestadt Hamburg. Wie auch immer, in beiden Fällen gibt's von mir, der personifizierten Partybremse, nicht mehr als 3/10.