Das Regiedebüt von Nathaniel Gutman (Das Geheimnis um Linda, Wenn der schwarze Mann dich holt) entstand eindeutig im Fahrwasser von Oliver Stones "Salvador", denn auch hier gerät ein amerikanischer Reporter in einen Strudel aus Gewalt. Dabei bleibt der bis heute völlig unbekannte "War Zone" erfreulicherweise auf dem Boden der Tatsachen und beschäftigt sich intensiv mit dem libanesischen Bürgerkrieg, der Libanons Hauptstadt Beirut in ein Schlachtfeld verwandelte. Und hiervon liefert Gutman gerade zu beängstigende Bilder und die Sets sehen tatsächlich wie ein Kriegsschauplatz aus. Im Hintergrund explodiert ständig etwas, es wird geschossen und man hört Schreie.
In diese Hölle hat es den US-Reporter Don Stevens (Christopher Walken) verschlagen. Doch er macht sich schnell einen Namen, da er die Chance erhält einen PLO-Führer zu interviewen, der aber unerkannt bleiben will. Jedoch merkt Don bald am eigenen Körper, dass er reingelegt wurde und somit zwischen die Fronten geraten ist. Trotz aller Gefahren bleibt Don in Beirut und trifft dort auf die Krankenschwester Linda Larsen (Marita Marschall), die angeblich für den israelischen Geheimdienst tätig sein soll. Als sie aus Beirut fliehen muss, will er ihr helfen und stellt dabei fest, dass er nun selbst auf der Todesliste steht.
Die Geschichte, in der ein unerfahrener Reporter zum Spielball verschiedener Parteien wird ist ganz nett erdacht. Man kann sich zwar recht früh denken, dass Don mit dem Interview reingelegt wurde, doch wer steckt dahinter und wem ist dies von Nutzen? Im libanesischen Bürgerkrieg mischten nicht nur die Geheimdienste, syrische Truppen, die israelische Armee oder die südlibanesische Armee mit, sondern auch Gruppen wie die PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation). Es ist teilweise ein wenig schwer da durchzublicken und gerade von einem eher kriegsunerfahrenen Reporter wie Don hätte man mehr Emotionen erwartet. Jedoch wird ihm gerade diese Unerfahrenheit zum Verhängnis, denn er ist für alles empfänglich und dies macht sich schnell jemand zu Nutzen. So wird er nach dem Interview von allen Seiten bedroht, einmal sogar mit Waffengewalt gekidnappt. Dennoch entpuppt sich der sensationsgierige Reporter bald als guter Mensch, als er merkt wozu er eigentlich benutzt wurde, nämlich nur um einen wichtigen Führer der PLO auszuschalten. Mit der Bekanntschaft zu Linda kommen neue Schwierigkeiten auf ihn zu und nur mit viel Glück entgeht er einem Anschlag.
Das größte Problem von "War Zone" ist, dass er teilweise etwas verwirrend erzählt ist und man einfach seine Zeit braucht um die vielen Charaktere einordnen zu können. Auch artet der Film gerne mal in Geschwätzigkeit aus und hat somit die ein- oder andere Länge. Jedoch gelingt Gutmann trotzdem eine stets präsente Bedrohung, wenn man sieht wie kaltblütig Zivilisten über den Haufen geschossen werden und man nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden kann. Wenn Don seinen gerade angereisten Kollegen in einer Art Leichensammelstelle identifizieren muss, löst das schon ein ungutes Gefühl aus, genauso wenn Don gegen Ende durch die von leichengepflasterten Straßen geht und seine Reportage dreht. Der Ausgang der Geschichte ist leider sehr offen und wirkt wie gekonnt aber nicht gewollt. Urplötzlich friert das Bild ein, dabei hätte der Film ruhig noch weitergehen können.
Christopher Walken (Die durch die Hölle gehen, Im Angesicht des Todes) macht seine Sache wirklich gut und spielt den kompletten Cast locker an die Wand. Ebenfalls zugegen die deutsche Schauspielerin Marita Marschall (Fußball ist unser Leben, Der Ruf der Berge) als Linda Larsen.
Warum "War Zone" so in der Versenkung verschwand und dort bis heute verweilt, ist mir etwas unklar, da er eigentlich gar nicht übel ist. Natürlich sollte man keinen zweiten "Salvador" erwarten, aber Gutmann gelingt es auch sehr authentisch das grausame Kriegsgeschehen aufzuzeigen. Hinzu kommt eine leicht verwirrende Story, die aber durchaus ein paar Überraschungen zu bieten hat. Handwerklich ist "War Zone" gut gemacht und kommt auch ohne ausufernde Schießereien und Brutalitäten klar. Jedoch ist der Film einfach zu geschwätzig und tritt bisweilen auf der Stelle.