Review

(Blut)Egelerregend


„Attack of the Giant Leeches“ ist vielleicht kein großer Klassiker des erweiterten Monsterkinos und Tierhorrorgenres, aber in seiner liebevollen, unspektakulären Art und Weise ohne Zweifel ein Sympathieträger und Autokinoerfolg. Zumindest unter Leuten wie uns/Gleichgesinnten, Genrefans mit dem Hang zur Klassik, zur Unschuld, zu den Anfängen des Kinos und einer liebevollen Leidenschaft für Abseitiges. Heute bezeichnet das zurecht keiner mehr als Horror. Selbst damals hatte davor sicher kaum einer Angst, wurde das wohl schon deutlich gen Trash angelegt oder zumindest rezeptiert. Und doch sind diese Riesenegel im Moor stattlich, unersättlich, stumpf. Gigantische Gummistiefel mit Gebiss. Und im Endeffekt irgendwie schön und sinnbildlich für seine Sci-Fi-Grusel-Epoche. Obwohl natürlich jede „Twilight Zone“-Episode höherwertiger und spannender ist als dieser saugend-sparsame Angriff aus dem Sumpf. 

Mittlerweile frei zugänglich per Public Domain, ist „Attack of the Giant Leeches“ billiger, geschwätziger und recht niedlicher Monstertrash, ganz seiner Zeit und der seichten Unterhaltung verpflichtet. Und das macht er solide. Wer auch nur den Hauch eines Hangs zu dieser Art von alten, schwarz-weissen Creature Features hat, kann nicht zustimmen wenn das Teil in Listen der schlechtesten Filme aller Zeiten auftaucht. „Attack of the Giant Leeches“ zeigt seine Monster kaum und redet zu viel, er geht nur eine Stunde lang und es gibt etliche wesentlich wertigere und bessere Alternativen. Ihm fehlt auch jegliche Message oder tieferer Sinn. Etwa in Richtung Umwelt oder gesellschaftlich-politischen Ängsten jener Zeit. Aber im Endeffekt erreicht er sein niedrighängendes Ziel mit Charme, Atmosphäre, Naivität und gierigen Gummimatratzen aka Monsteregeln. Das ist noch immer besser als plattes CGI-Gefleuch ohne Seele oder Leidenschaft. Selbst wenn auch sowas natürlich damals schon viel eher auf den schnellen Dollar als auf eine längerfristige Daseinsberechtigung ausgelegt war. Dass er dennoch nie verschollen ist und sogar seine Fans gefunden hat, stimmt mich fröhlich. Das Remake kam mir noch nicht unter. Ist wohl auch nicht schlimm. 

Fazit: wer auf charmant-naiv-trashige Monstermadness aus den 50ern steht, sollte sich diese Blutegelbambule nicht entgehen lassen. Nicht gut - aber süß. Es passiert kaum was - aber er langweilt dennoch nie. 

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