Am amerikanischen Filmemacher Mike Mendez scheiden sich die Geister. Die einen halten den Regisseur von Filmen wie Killers (1996), The Convent (2000), The Gravedancers (2006), Big Ass Spider! (2013) oder Lavalantula (2015) für einen schwer erträglichen Dilettanten, der alle paar Jahre ein pseudocooles Machwerk zusammenstümpert und sich dafür auch noch feiern läßt, die anderen sehen in ihm einen sympathischen Horrorfreak, der rasante, bewußt trashig gehaltene Partyfilme auf den Markt wirft, die niemandem weh tun, dafür ausgesprochen gut unterhalten. Mich erinnert der Mann stark an Robert Rodriguez (From Dusk Till Dawn), nur daß sich Mendez noch wesentlich schamloser und ausgelassener im Trash suhlt und gar nicht erst versucht, einen "guten" Film abzuliefern. Ergo wird man in seinen eher niedrigbudgetierten Arbeiten gut charakterisierte Figuren, zu denen man eine emotionale Bindung herstellen kann, ebenso wenig finden wie einen spannenden Szenenaufbau oder eine mitreißende Handlungsdramaturgie. In seinen B-Filmen geht üblicherweise die Post ab, aber berühren tun die Camp-Spektakel kein bißchen.
The Convent wirkt wie eine überdrehte Version von Lamberto Bavas Dèmoni (1985), ein hemmungslos wilder, hirnloser Dämonenschlocker, zur Hälfte saftiger Gore-Kracher, zur Hälfte alberne Horrorkomödie. Der Streifen beginnt mit einem im Jahre 1960 angesiedelten Prolog. Die sonnenbebrillte Schülerin Christine (Oakley Stevenson) betritt entschlossen die von Nonnen geführte St. Francis Boarding School, in der einen Hand einen vollen Benzinkanister, in der anderen eine gefüllte Sporttasche, im Mundwinkel eine Kippe. Wer jetzt denkt, daß sich hier wohl ein astreines Massaker anbahnt, der denkt richtig. Christine verdrischt die Nonnen mit einem Baseball-Schläger, verschüttet das Benzin, entzündet es mit der Zigarette, und den Rest erledigen schließlich ein paar Geschosse aus der verläßlichen Pumpgun. Vierzig Jahre später brechen ein paar strunzdoofe Studenten in die ehemalige Klosterschule ein, um dort ungestört abzuhängen, rumzumachen und Drogen zu konsumieren. Als ein paar ebenfalls anwesende Satanisten im Rahmen einer schwarzen Messe ein Mädel opfern (*), bricht schlagartig die Hölle los.
Bereits die auf ultracool getrimmte Eröffnungsszene, bei der Christine zu Lesley Gores You Don't Own Me ein Blutbad anrichtet, ist ein zweischneidiges Schwert. Klar ist die Sequenz schick in Szene gesetzt und erfreut den Gorehound mit ihren ausufernden Gewaltdarstellungen, aber der bittere Beigeschmack läßt sich auch mit Whisky nicht wegspülen, zumal eines der verheerendsten Schulmassaker der US-Geschichte, der Amoklauf an der Columbine High School, gerade einmal etwa ein Jahr zurückliegt. Auch wenn dieser Prolog im weiteren Verlauf relativiert wird, ändert das nichts daran, daß der Einstieg in The Convent recht zwiespältig geraten ist. Die erwachsene Christine kehrt dann im letzten Drittel zurück (und mischt gehörig mit), und da ist Mendez ein kleiner Besetzungscoup gelungen, wird sie doch gespielt von niemand geringerer als Adrienne Barbeau! Die Aktrice erarbeitete sich vor allem in den 1980er-Jahren einen gewissen Kultstatus, wo sie in Filmen von John Carpenter (The Fog, Escape from New York), Wes Craven (Swamp Thing) und George A. Romero (Creepshow) eine extrem gute Figur machte.
Und ja, ich gebe es gerne zu: Ich habe es genossen, Frau Barbeau beim Abschlachten von Dämonen(-Nonnen) zuzusehen, da brach wohl der Nerd in mir durch. Egal ob sie die anrückenden Kreaturen mit Kugeln aus ihrer Wumme löchert, Köpfe mit einer Machete absäbelt (und das aus dem Halsstumpf sprudelnde Blut von der Kamera liebevoll eingefangen wird) oder einen Dämonenschädel zwischen Tür und Rahmen zerdrückt, das macht schon mächtig Laune. Die Dame ist einfach eine coole Socke, der man bei ihren Aktivitäten gerne zusieht. Überhaupt steht der Fun-Faktor bei Mendez hoch im Kurs, und ab dem Moment, ab dem die Dämonen los sind, gibt es sowieso kein Halten mehr. Da regiert der Schabernack, tatkräftig unterstützt von der schrillen, hektischen MTV-Ästhetik, welche dem Geschehen einen unwirklichen und comichaften Touch verleiht. Wenn die Dämonen mit ruckartigen Bewegungen durch die Gänge torkeln, dann ist das eher komisch als furchteinflößend. Weniger komisch sind da schon die beabsichtigten Humoreinschübe, die selten lustig sind, hin und wieder allerdings zum Kopfschütteln oder Fremdschämen einladen.
An abgefahrenen Ideen herrscht in The Convent jedenfalls kein Mangel. Leider hat man all die Einfälle recht beliebig in den Horror-Standard-Plot integriert, so nach dem Motto "gut für einen Lacher, danke, und tschüss". Die Blutduschszene etwa ist völlig selbstzweckhaft und erfüllt nicht einmal im Rahmen der trashigen Handlung einen Sinn oder Zweck. Aber wer hier nach Sinn oder Verstand sucht, ist bei dieser anspruchslosen Dämonenschlachtplatte sowieso im falschen Film. The Convent ist laut und bunt und schrill, ein flotter, blutiger Spaß, der (gewollt) durch alle Klischeefettnäpfchen stapft und der nicht mal davor zurückschreckt, Rapper Coolio (Gangsta's Paradise) zwei so dämliche wie überflüssige Cameo-Auftritte als kiffender, cholerischer Cop zu spendieren. Teuer war der Streifen bestimmt nicht, und beim enttäuschenden Finale hat man sogar den Eindruck, als ob auch das wenige Geld plötzlich futsch war. Im Gegensatz zu all den seelenlosen Machwerken aus dem Hause The Asylum wirken die Filme von Mike Mendez jedenfalls glatt sympathisch und charmant. Ja, doch, mir hat dieser cartooneske Low-Budget-Splatter-Schlock einigen Spaß bereitet.
(*) Die unerhört dilettantischen Satanisten wirken mit ihrem gestelzten Gehabe und der dick aufgetragenen Schminke übrigens, als wären sie einer parodistischen Schultheateraufführung entfleucht. Und die Ähnlichkeit zum Anführer der Hippie-Theatergruppe in Bob Clarks und Alan Ormsbys Children Shouldn't Play with Dead Things (1972) ist bestimmt nicht zufällig.