kurz angerissen*
Ein kontrastreich geführter Pop-Art-Strich lässt diesen Erotik-Kunstfilm unnötig prätentiös wirken, zumal er ein intellektuelles Selbstverständnis verströmt, wie es für die aufblühenden 70er Jahre charakteristisch werden würde. Dem Bauchgefühl der sexuellen Revolution setzt Radley Metzger eine analytische Note entgegen: Ein aus der Form gewachsenes Familienkonstrukt um ein älteres Ehepaar und einen erwachsenen Sohn, dessen ursprüngliche Funktion längst zu einer toten Zweckgemeinschaft pervertiert ist, schaut sich in einem großen Schlosssaal über einen Projektor einen erotischen Film an; nicht etwa der Erregung wegen, sondern um den Film und die Drehumstände mechanisch zu zerlegen.
Zeitgleich beginnt die Handlung, effektiv mit der Mediendialektik zu verschmelzen, die sich im Metakontext zu entfalten beginnt. In einer Folgeszene auf einem Jahrmarkt wird das Dreigespann zufällig mit der augenscheinlichen Hauptdarstellerin des Films-im-Film konfrontiert. Ab diesem Augenblick wird das bis dahin mit scharfem Trennstrich markierte Realitätsverständnis in feine Schichten verlagert und somit einer Veränderung ausgesetzt.
Den elitären Gestus der Schlossbewohner versucht Metzger damit offensichtlich aufzubrechen, tatsächlich gelingt es ihm aber allenfalls, ihn auf sich selbst umzuleiten: Während die unbekannte Besucherin aus einer anfangs noch defensiv erscheinenden, ja situativ fast der Silhouette eines Entführungsopfers aus einem Horrorfilm gleichenden, später aber klar dominanten Situation heraus die drei Gastgeber voneinander zu isolieren beginnt und deren emotionalen Kern freizlegt, projiziert sich der gesamte Elitarismus im Regiestil.
„The Lickerish Quartet“ kann mit geschmackvollen mise-en-scènes, einfallsreichen Dekors (diese Bibliothek...) und seiner prachtvollen Kulisse jeden Cineasten problemlos um den Finger wickeln, erst recht durch seine anregende narrative Struktur. Der Chic jedoch, der aus diesen Reizen spricht, hat sein Jahrzehnt nicht überdauert.
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