Kameliendame 2000 (1969)

Nach all meinen Trash-Eskapaden wollte ich mir mal wieder was komplett anderes anschauen - und wurde bei Regisseur Radley Metzger fündig, der immer ein Garant für stilvolle Erotik ist. Mit der Romanadaption "Kameliendame 2000" legte er sein teuerstes Werk vor, blieb aber als treuer Schuster bei seinen Leisten, sprich: auf Hochglanz polierten Sex, verknüpft mit einer tiefgreifenden Rahmenhandlung.

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas lieferte die literarische Vorlage zu diesem Film, der - im Gegensatz zum Buch - nicht im 19. Jahrhundert, sondern im Jahr 2000 spielt. Die Hauptfigur ist und bleibt jedoch die reiche, männermordende Marguerite, die alte Herren ausnimmt und in ihrer Villa ausschweifende Partys feiert. Als sie sich zum ersten Mal richtig verliebt, nimmt eine Verkettung von schicksalhaften Ereignissen ihren Gang...

"Exotic! Decadent!", titelte das Herrenmagazin Playboy nach erscheinen des Filmes. Und in der Tat treffen diese beiden Attribute den Nagel auf den Kopf, denn Metzger ist in "Kameliendame 2000" in erster Linie darum bemüht, viele schöne Menschen in geschmackvollen Sets beim Ausführen ihrer Liebensbeschäftigung zu zeigen. Dabei gelingt ihm das Kunststück, nicht ins Ordinäre-Vulgäre abzudriften, sondern zur Erotik ein Gros an Handlung zu präsentieren, so dass sich Sleaze und Drama perfekt ergänzen.

Das Werk ansich hält sich sehr eng an die Dumas´sche Romanvorlage, verknüpft aber Metzger´s Zukunftsvision mit dem Spirit der Swining Sixties. Besonders gelungen sind dabei die stylischen Sets von Enrico Sabbatini, wobei das geile Interieur fast schon der heimliche Star des Filmes ist. Als äußerst gelungen kann man auch die Fotographie des Streifens bezeichen, die vielerlei anmutige, ja, traumhaft schöne Bilder liefert. Perfekt dazu passen die Darsteller, die allesamt ausschauen, als wären sie aus einem Mode-Katalog entsprungen. Einzig und allein der starke italienische Akzent bei den englischen Dialogen sorgt (im Original) für etwas unfreiwillige Komik.

Nun ist "Kameliendame 2000" keine Unterhaltung im herkömmlichen Sinne. Ursprünglich sollte das Werk sogar drei Stunden dauern, wurde aber dann auf 120 Minuten heruntergekürzt, wobei einem selbst diese mitunter ziemlich lange vorkommen können. So räumt Metzger seinen Dialogen und der Handlung viel Spielraum ein, was mitunter schon mal das Sitzfleisch strapaziert. Andererseits hingegen gibt es eine Fülle an ästhetischen Erotikszenen, wobei die Sequenz auf einer Party mit leichtem Sado-Maso-Touch wohl eindeutig der visuelle Höhepunkt von "Kameliendame 2000" ist.

Fazit: Nix fürs Mainstream-Publikum oder Leute, die nur auf spekulative Schauwerte aus sind. Wer jedoch auf anspruchsvolle, atmosphärische Erotik mit Stil steht, der liegt hier genau richtig. 8 von 10 Punkten, wobei spätere Metzger-Werke wie "Score" oder "The Lickerish Quartet" sogar noch besser werden sollten...