Mark (Colin Ferrell) und David (Jamie Sives) sind Fotografen und die besten Freunde. Zusammen halten sie sich im Jahre 1988 in Kurdistan auf um den Freiheitskampf der Kurden gegen die Irakis zu dokumentieren.
David ist den Kriegsgreueln psychisch nicht mehr gewachsen und reist ab. Kurz darauf wird Mark schwer verletzt und kehrt in die Heimat zurück. Da David zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht heimgekehrt ist und Mark traumatisiert und psychotisch wirkt, schaltet seine Frau Elena (Paz Vega) ihren Großvater (Christopher Lee), einen angesehenen Psychologen ein. Dieser fördert langsam die Gründe für Marks Verhalten zutage.
Eines gleich vorweg, „Triage“ ist kein Action-Film, wie dies das DVD-Cover vielleicht vermuten lässt, sondern vielmehr ein Drama, das mit einigen wenigen für die Handlung notwendigen Action-Szenen angereichert wurde.
Regisseur Tanovic, fährt speziell in den Szenen, die im Kampfgebiet spielen, einige Härten auf. „Exekutionen“, schwer verwundete Menschen, Blut und abgerissene Beine sind die nötigen dramaturgischen Maßnahmen um den Zustand der beiden Fotografen zu erklären.
Da Tanovic zwei Jahre lang die Geschehnisse an der Front bei Sarajewo für die bosnische Armee filmte, kann man davon ausgehen, dass der Mann diese Szenen durchaus authentisch darstellt.
Dieselbe Authenzität unterstelle ich auch mal in Bezug auf die Situation des traumatisierten Rückkehrers Mark. Auch Tanovic dürfte ähnliche Erfahrungen in seinen Kriegsjahren gemacht haben. Dennoch hat „Triage“ eine ganze Menge an Schwächen, die alles in allem zu einer eher schwächeren Bewertung meinerseits geführt haben.
Eine der größten davon ist die Tatsache, dass man während der ganzen Spieldauer immer nur Zuschauer bleibt. Damit meine ich, dass es Script und Regie nie vermögen eine ernsthafte Bindung zwischen dem Geschehen, den Charakteren und dem Zuschauer herzustellen. Man kann die Situation zwar gedanklich nachvollziehen, emotional bleibt man aber außen vor.
Außerdem ist die ganze Machart des Films durch ihre nicht linear verlaufende Handlung wenig zuschauerfreundlich, da immer wieder Dinge ausgespart werden und später erst enthüllt werden um eine gewisse Spannung beim Zuschauer aufzubauen. Dramaturgisch ist dies legitim, ja sogar gängige Praxis. Was Drehbuchautor Tanovic dabei nicht in Betracht zog ist die Tatsache, dass 90% der Handlung aber bereits von A-Z vorhersehbar sind, bevor sein Script die letzten Brotkrumen, die dorthin führen sollen, überhaupt ausgelegt hat.
Kurz zusammengefasst, haben wir es bis jetzt mit einem wenig fesselnden, mutmaßlich sehr nah an der Realität orientierten Drama zu tun, dass seine Betrachter aber relativ kalt lässt. Eigentlich genügt dies um meine Bewertung zu verstehen. Ein Drama, das den Zuschauer nicht berührt ist wie ein Einser im Lotto!
Ganz so trostlos ist „Triage“ aber dann doch nicht, denn es gibt auch Lichtblicke in Form einiger mitwirkender Akteure. Damit meine ich die Herren Ferrell und Lee. Zwei total unterschiedliche Schauspielgenerationen treffen hier aufeinander.
Christopher „Dracula“ Lee, der hier den spanischen Psychiater spielt hat dabei die sicherlich interessantere Rolle abbekommen. Sein Charakter wird von seiner Enkelin verachtet, weil er seinerzeit den Verbrechern des Franco-Regimes psychologische Absolution erteilt hat, was Lee auch in einem Dialog aufgreift. Gerade diese Erklärung ist einerseits hochinteressant und wird von Christopher Lee andererseits sehr gut transportiert. Wie es das Drehbuch aber leider will, geht es auf diese Thematik leider nicht weiter ein.
Der andere, jüngere Darsteller, Colin Ferrell, agiert ebenfalls sehr engagiert und glaubwürdig, hat aber leider fast nie eine ernsthafte Beziehung/Bindung zum Zuschauer, was ihn oftmals etwas im freien Raum agierend wirken lässt.
Der Titel „Triage“ ist ein Fachbegriff aus der Militärmedizin, der eine Situation beschreibt, in der knappen medizinischen Vorräten eine große Menge an behandlungsbedürftigen Menschen gegenüberstehen. Ein Arzt entscheiden muss, wer behandelt wird und wer nicht. Also wer stirbt und wer leben darf. Genau dies ist eines der Traumata von Mark, als er sieht wie ein kurdischer Arzt verletzte Kämpfer mit blauen Täfelchen markiert und diese dann eigenhändig exekutiert, weil sich deren Behandlung nicht gelohnt hätte.
Fazit: „Triage“ ist ein etwas unterdurchschnittliches Drama geworden, dessen Thema Zuschauer mangels eigener Kriegserfahrung wohl bestenfalls gedanklich nachvollziehen können. Auf emotionaler Ebene gibt es hier keinen Einstieg! Einige gute Ansätze im Script und ordentlich bis gute Darsteller können die Qualität des Films leider nicht entscheidend heben.