kurz angerissen*
"Baron Blood" ist als schludrige Rückkehr in den Kernbereich des gotischen Horrors für Mario Bava eine eher unverbindliche Angelegenheit. In vielen Disziplinen genügt sie nicht den hohen Ansprüchen, die zu stellen man sich bei ihm längst gewöhnt hat. Denkt man an den unheimlichen Maskenball zurück, aus dem sich etwa die Fratzen in "Drei Gesichter der Furcht" schöpfen, ist das an Italo-Horror der Marke Fulci erinnernde Antlitz des Blutbarons eine mittelschwere Enttäuschung. Und wo die meisten seiner hauptsächlich aus Form und Farbe bestehenden Bewegtgemälde durch verwinkelte Handlungsbögen überhaupt erst ihren Sog erzeugen konnten, tummeln sich nun Szenen inhaltlicher Belanglosigkeit, die lediglich dazu taugen, alberne Experimente mit Cuts und Zooms zu führen.
Immerhin, in der Burg Kreuzenstein in Österreich hat Bava einmal mehr ein überaus stimmungsvolles Set gefunden, das mit seiner Vielseitigkeit und seinem Detailreichtum alleine schon so sehr bei Laune hält, dass man das Theaterspiel im Vordergrund eigentlich kaum bräuchte. An den verzierten Interieurs, den Holzkonstrukten und Treppen, die auf immer neue Ebenen führen, kann man sich kaum satt sehen, auch wenn man sich fragt, wie der an den Rollstuhl gebundene Käufer des Schlosses es wohl schaffen sollte, sich über die Etagen zu bewegen. Der stete Wechsel aus Tag und Nacht sorgt für zusätzliche Eindrücke, die der Regisseur nach wie vor mit sicherer Hand einzufangen weiß.
Wer neu ist im Oeuvre des Meisters, sollte sich allerdings erst tiefer in den Fundus graben, bevor er sich auf diesen Film einlässt. Einerseits ist das eine Regel, die sich auf das gesamte Spätwerk anwenden lässt, andererseits gilt sie in diesem Fall im besonderen Maße, liest sich "Baron Blood" doch vor allem wie ein Fest aus Selbstzitaten; vom Gesichtslocher aus "Black Sunday" bis zum springenden Ball aus "Operazione Paura" lässt Bava sein auf den Gothic-Horror bezogenes Schaffen noch einmal Revue passieren, und das, wo er gerade erst die Blaupause für spätere Slasher-Filme erschaffen hat.
Definitiv eines der schwächeren Werke Bavas, das aufgrund seiner ungezwungenen Machart und der wunderschönen Location allerdings immer noch einen gewissen Charme versprüht.
*weitere Informationen: siehe Profil