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1972 ließ sich Regisseur Mario Bava vom Produzenten des Films überreden, für „Baron Blood“ ausnahmsweise einmal Italien zu verlassen und im benachbarten Österreich zu drehen, wo sich die passenden Örtlichkeiten mit alten Schlössern etc. befinden. Der mit Elke Sommer als „Scream Queen“ und Joseph Cotton besetzte Streifen kann zu den in den 1970ern kurzzeitig populären Gothic-/Gegenwart-Crossover-Filmen gezählt werden, denn im Heute des Jahres 1972 wird ein blutrünstiger Baron in seinem alten Schloss zum Leben wiedererweckt und hinterlässt eine blutige Spur. Außerdem erinnert er über weite Strecken von seiner Machart her stark an einen Slasher, ein Genre, für das Bava nur ein Jahr zuvor mit „Bay Of Blood“ einen wichtigen Grundstein legte. Wie auch dort hat etwas Humor Einzug in Bavas Werk erhalten, „Baron Blood“ nimmt sich offensichtlich nicht ganz bierernst. Eine alberne Komödie wurde dieser Film aber keinesfalls, denn die Maske des verbrannten Baronen wirkt angenehm gruselig und die Morde sind zwar grafisch nicht immer sonderlich explizit ausgefallen, haben es aber trotzdem in sich. Stellenweise scheint Bava sich selbst zu zitieren, beispielsweise beim von Innen spitzgezackten Sargdeckel, der einem Delinquenten durch den Körper gejagt wird und unweigerlich an „Die Hexe des Grafen Dracula“ erinnert. Auch die kleine Nicoletta Elmi trägt mit ihrer Nebenrolle zum Gruselfaktor bei und hat ein paar starke Szenen. Bavas Kameraarbeit erscheint mir diesmal weniger poetisch und künstlerisch als in seinen reinrassigen Gothic-Filmen, erfreut das Auge des Betrachters aber wieder mit einigen ausgefallenen Perspektiven und schön-unheimlichen Bildern. Kurioserweise machen sich die Protagonisten zunächst einmal Sorgen um den Gesundheitszustands des Barons, doch irgendwann erkennen auch sie endlich die Gefahr und ziehen gar ein Medium hinzu, dessen Auftritte wohl ebenfalls zu den stärksten Momenten des Films zählen dürften. Atmosphärisch hätte man aus „Baron Blood“ sicherlich mehr herausholen können, der phasenweise wenig zielgerichtet wirkt und zugunsten der Zeitepoche, in der er spielt sowie der bereits angesprochenen leicht parodistischen Züge etwas unter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, nichtsdestotrotz aber zweifelsfrei zu den interessanten Vertretern des europäischen Horrorfilms gezählt werden muss. Leider ist die nachträglich angefertigte deutsche Synchronisation offensichtlich eher kostengünstiger Natur und nicht jeder Sprecher sorgfältig und passend ausgewählt worden, aber sei’s drum.

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