In den wilden 70ern ist Grace Bontempo die Königin der Love Ranch. Nevadas erstes legales Bordell ist für die Kundschaft das Paradies und für die sittenfesten Gegner ein moralischer Tiefpunkt. Für Grace und ihren Mann Charlie ist es vor allem eine ausgezeichnete Einnahmequelle, die die Tochter einer Prostituierten mit viel Verständnis für ihre Damen und hartem Geschäftssinn managt. Ihre geordnete Herrschaft über die Ranch gerät schwer aus dem Tritt, als Charlie den Boxer Armando Bruza einlädt. Denn statt sich für das reichhaltige professionelle Angebot zu begeistern, fliegt Bruza sofort auf die deutlich ältere Grace und bringt mit seinem animalischen Charme die kühle Hoheit ins Wanken. Was bei Ehemann Charlie eine Explosion von gekränkter Männlichkeit auslöst...
Dieses auf einer wahren Begebenheit basierende Drama erzählt die Geschichte des Ehepaares Bontempo, das in den 70er Jahren das erste legale Bordell im Bundesstaat Nevada, die sogenannte "Love Ranch" betrieben hat. Dabei eröffnet sich von Beginn an eine äusserst interessante Geschichte, die zwar nicht unbedingt sehr temporeich erzählt wird, von der allerdings eine kaum zu beschreibende Faszination ausgeht, die sich auf den Betrachter überträgt. Im Focus des Geschehens stehen dabei ganz eindeutig die drei Haupt-Charaktere, nämlich das Ehepaar Bontempo (Helen Mirren, Joe Pesci) und und der Boxer Armando Bruza (Sergio Peris-Mencheta), die dem Film ganz eindeutig ihren persönlichen Stempel aufdrücken. Gerade durch die eher bedächtige Erzählweise der Ereignisse wird einem eine recht intensive Charakterzeichnung der drei Figuren geboten, deren Darsteller durch ihr erstklassiges Schauspiel der absolute Höhepunkt der Geschichte sind. Insbesondere die beiden Oscar-Preisträger Mirren und Pesci geben dabei eine Kostprobe ihres Könnens preis und beweisen sich einmal mehr als Meister ihres Faches. So bekommt man einen tiefen Einblick in die Ehe von Grace und Charlie, die schon längst keine Liebesbeziehung mehr ist, sondern vielmehr als Zweckgemeinschaft anzusehen ist, wobei allerdings der gegenseitige Respekt sehr gut zum Ausdruck kommt.
Während Charlie seine sexuellen Gelüste schon lange bei den jungen Prostituierten befriedigt, fühlt Grace sich als Frau nicht mehr von ihm wahrgenommen, was ihr allerdings erst so richtig bewust wird, als der junge Boxer Bruza in ihr Leben tritt. Von nun an verändert sich Graces Leben immer mehr und mit der Zeit setzt sie immer mehr andere Prioritäten, als es bisher der Fall war. Das liegt auch in der Tatsache begründet, das sie an Krebs erkrankt ist und wahrscheinlich nur noch wenige Monate zu leben hat. Und so entwickelt sich zwischen ihr und dem Boxer nach anfänglicher Ablehnung eine Liebesgeschichte, die letztendlich in einer absoluten tragödie endet, da Charlie sich in seinem Stolz gekränkt fühlt und Grace um keinen Preis freigeben will. Nun mag die vorhandene Thematik vielleicht nicht jeden Geschmack treffen und manch einem mag das alles sogar etwas schmalzig vorkommen, doch von übertriebenen Emotionen ist weit und breit keine Spur, das Geschehen entpuppt sich viel eher als absolut glaubwürdig und authentisch, was selbstverständlich den exzellent agierenden Darstellern zu verdanken ist. Gibt schon Joe Pesci in der Rolle des Kleinkriminellen eine hervorragende Figur ab, so wird er von Helen Mirren noch um Einiges überstrahlt, denn ihre Interpretation einer alternden Frau, die im hohen Alter ihren zweiten Frühling erlebt ist ganz einfach alles überragend.
Hierbei kommt insbesondere der Übergang von der kühlen Geschäftsfrau zur Geliebten eines weitaus jüngeren Mannes dem Zuschauer wie das Erblühen einer Blume vor und hinterlässt dabei einen sehr emotionalen Eindruck, ohne dabei zu dick aufzutrahen. Regisseur Taylor Hackford hat in seiner Geschichte genau die richtige Mixtur aus Drama-und Liebesgeschichte gefunden, wobei sich die Anteile sehr gleichmäßig verteilen. Zudem hat er der Geschichte das ideale 70er Jahre Ambiente verliehen, man fühlt sich ganz automatisch in diese bunte-und grelle Zeit zurückversetzt, was die Authenzität der Ereignisse noch zusätzlich unterstützt. Ausserdem dreht sich nicht alles nur um die beziehung der drei Hauptfiguren in der Story, denn man wird auch mit den zur damaligen Zeit üblichen Machenschaften Kleinkrimineller konfrontiert. Erpressund, Korruption und illegale Machenschaften gehen dabei von Charlie aus, der sich selbst als eine Art Visionär ansieht und seinen persönlichen Lebenstraum mit allen Mitteln ermöglichen will. Bei diesem speziellen Aspekt des Szenarios kann "Love Ranch" allerdings nicht annähernd die Intensität eines Werkes wie beispielsweise "Casino" erzielen, wird dieser Teil doch eher nur recht oberflächlich angeschnitten und wird zumeist lediglich als Randerscheinung wahrgenommen.
Das ändert aber letztendlich nichts am insgesamt sehr guten Gesamteindruck, den dieser Film beim Zuschauer hinterlässt, erfreut man sich doch hauptsächlich an den wirklich hervorragenden Darstellern, die das Werk zu einem absolut sehenswerten Filmerlebnis machen, das zum Ende hin sogar noch einiges an tempo aufnimmt und mit einem absolut tragischen Ende aufwartet. Und so kann man im Endeffekt von einem absolut sehenswerten Drama sprechen, das zwar hauptsächlich von seinen starken Darstellern lebt, aber auch eine durchaus interessante Geschichte erzählt, deren Sichtung sehr lohnenswert ist, da hier kurzweilige und gute Unterhaltung gewährleistet ist.
Fazit:
Insbesondere Freunde von gut erzählten Dramen sollten sich diesen Film nicht entgehen lassen, der einen tiefen Einblick in die damalige Zeit gewährt und durch die kraftvollen Darstellungen seiner Protagonisten zu einem echten Erlebnis wird. Ein glänzend aufgelegter Joe Pesci und eine alles überstrahlende Helen Mirren drücken der Story ihren persönlichen Stempel auf und sorgen durch ihr glänzendes Schauspiel für beste Unterhaltung.
7,5/10