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„Die Maschinen erhoben sich aus der Asche des nuklearen Feuers!“

Nachdem der kanadische Ex-Roger-Corman-Schüler James Cameron sich im Zuge seines Spielfilm-Debüts „Piranha II – Fliegende Killer“ mit Produzent Ovidio G. Assonitis überworfen und einen herben Flop erlitten hatte, verfasste er im Jahre 1982 das Drehbuch für „Terminator“ und verkaufte es an die Produzentin Gale Anne Hurd für einen symbolischen Dollar unter der Bedingung, selbst Regie führen zu dürfen. 1984 schließlich war es dann endlich soweit und die Dreharbeiten zum Endzeit-Science-Fiction-Actioner konnten beginnen. Gedreht für nur 6,4 Millionen Dollar, wurde „Terminator“ ein Überraschungserfolg und zum Kult-B-Movie, der den Durchbruch für Cameron bedeutete und Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger („Conan – Der Barbar“) zu einem weiteren Sprung auf der Karriereleiter verhalf.

Im Jahre 2029 ist die Menschheit fast vollständig von einem Atomkrieg ausgelöscht worden und die Maschinen haben die Herrschaft erlangt. Diese wurden einst selbst von den Menschen entwickelt, richteten sich jedoch irgendwann gegen ihre Schöpfer. Die übriggebliebenen Menschen wurden von den Maschinen versklavt – abgesehen von einer Widerstandsgruppe unter Führung John Connors, die kurz vor einem entscheidenden Schlag gegen die Allmacht der Maschinen steht. Aus diesem Grunde entsenden die Maschinen eine Killermaschine, den Terminator T-800, in das Jahr 1984, wo der Android im menschlichen Antlitz John Connors Mutter Sarah (Linda Hamilton, „Kinder des Zorns“) töten soll, damit sie niemals ihren Sohn zur Welt wird bringen können. Doch auch die Rebellen sind in der Lage, jemanden zum Schutze Sarahs in die Vergangenheit zu schicken: Der Soldat Kyle Reese (Michael Biehn, „Aliens – Die Rückkehr“) versucht, den Terminator aufzuhalten…

Camerons „Terminator“ wurde zum Kultobjekt nicht nur der 1980er und zum Startschuss eines erfolgreichen Franchises, das sich bis heute gut vermarkten lässt. Dabei hebt sich dieses Original stilistisch noch deutlich vom zigmillionenschweren Nachfolger ab und präsentiert sich als grimmige, düstere Dystopie, beginnend mit einem in beeindruckende Bilder getauchten Einblick in die postapokalyptische Zukunft im Prolog. Danach jedoch spielt der Film im Los Angeles des Jahres 1984 in Genrefilm-typischer Ästhetik jener Dekade, ungeschönt, mit Blick auf Hinterhöfe, dunkle Straßen und zwielichtige Etablissements, von Hochglanzoptik dankenswerterweise keine Spur. Irgendwo dort fällt Muskelprotz Schwarzenegger aus der Zukunft unter blauen Blitzen auf der Erde, vollkommen nackt. Ein freches Punk-Trio fügt sich in die beschriebene Ästhetik des Films ein und wird prompt seiner Kleidung beraubt, in die sich fortan der Terminator hüllt. Das besorgt ein wenig augenzwinkernden Humor und komplettiert gleichzeitig das bekannte martialische Erscheinungsbild des fälschlicherweise im Film als Cyborg bezeichneten Androiden. Seine Grundausstattung an Schießwerk findet er beim lokalen Waffenhändler, der übrigens von niemand Geringerem als Dick Miller („Gremlins – Kleine Monster“) gespielt wird.

Nachdem man nun also den Terminator soweit ausgestattet hat, wagt Cameron einen weiteren Blick in die Zukunft – diesmal widmet er sich den Freiheitskämpfern und zeigt technisch begeisternde und inhaltlich beunruhigende Bilder wahrer Hightech-Action. Zurück in den ‘80ern erweist sich Schwarzenegger tatsächlich als gute Wahl für die Rolle, für die es vor allem um ein möglichst unemotionales Auftreten bei fast schon unmenschlicher Statur geht. Beides beherrscht der anabolikagestählte Österreicher, dem die Rolle nur wenige gesprochene Worte abverlangt, dessen hölzernes Spiel hier quasi Voraussetzung ist und dessen Mimik sich schlicht aufs Stoische zu beschränken hat. Manch einwandfrei umgesetzte Actionszene wird in Zeitlupe ausgekostet, Verfolgungsjagden im Straßenverkehr fordern Blechschäden, deftige Schießereien viele Tote. Nach einer in ihrer Konsequenz durchaus erschreckenden Disco-Schießerei wird dem Zuschauer per Point-of-View-Perspektive erstmals konkret gezeigt, dass es sich beim Terminator um eine Maschine handelt, was nur der Beginn einer Reihe faszinierender Spezialeffekte von Stan Winstons Team ist, die mit zunehmender Lädierung des dennoch beinahe unbesiegbaren Terminators zum Zuge kommen: Da ist der „offene Arm“ ebenso zu nennen wie das elektronische Auge, natürlich die allgemein großartige Maskenarbeit, ganz zu schweigen vom wandelnden Endoskelett im in den Horrorbereich tendierenden, starken Finale.

Doch der Film ist kein Technokrat, sondern hat auch seine menschliche Seite. Ein dritter Blick in die Zukunft offenbart schlimme Ghettos, Elend und Leid unter den letzten Menschen, während sich in der Gegenwart nach anfänglichem Misstrauen und Konfusionen Sarah und Kyle näherkommen und eine Sexszene miteinander haben dürfen, die Linda Hamilton oben ohne zeigt. Dabei sind diese Szenen kein unvermeidlicher Kitsch oder selbstzweckhafter Erotik-Faktor, sondern gehören ganz im Gegenteil unverzichtbar sowohl zur Dramaturgie als auch zur Handlung, wobei ich nicht weiter verraten möchte, was ohnehin jeder ahnt. Tatsächlich macht diese Szene den Film „rund“, was letztlich für das Drehbuch spricht. Ohnehin ist „Terminator“ fast so etwas wie Werbung für den Autoren-Genrefilm, denn zu kaum einem Zeitpunkt scheint es problematisch, dass Cameron Autor und Regisseur in Personalunion ist. Auch aus heutiger Sicht gibt es kaum Längen, aber auch keine Hektik trotz hohem Tempo, woran sicherlich auch Schnitter Mark Goldblatt seinen Anteil gehabt haben wird. Der von Hamilton & Co. kompetent geschauspielerte Film fiel mir, natürlich ohne in das sog. Großvaterparadoxon oder sonstige nerdige Hirnverknotungen einsteigen zu wollen, in mindestens einem Moment dennoch mit Logikproblemen auf, denn warum die Polizei bei Stürmung ihrer Wache lediglich auf den Körper des Terminators zielt, obwohl sie kurz zuvor erst Sarah erklärten, dass er wahrscheinlich eine schusssichere Weste trage, dürfte Camerons Geheimnis bleiben.

Obwohl mir als Schwarzenegger- und Cameron-Skeptiker „Terminator“ häufig überbewertet erscheint, beförderte meine jüngste Sichtung nach Jahrzehnten der Abstinenz einen wahrlich herausragend gemachten und zweifelsohne enorm einflussreichen Film zutage, der in aufwändiger Weise aus seinem zwar nicht mehr nach Low-Budget-Definition niedrigen, aber schon gar nicht in verschwenderischen Blockbuster-Dimensionen anzusiedelndem Budget das Maximum herausgeholt hat, den Zeitgeist der ‘80er sowohl aufgriff als auch mitprägte und ein betont ernsthaftes, aufsehenerregendes Spektakel in einer wohldosierten Mischung aus gängigen Science-Fiction-, düsteren Endzeitfilm-, explosiven Action- und sogar einigen Horror-Elementen bot. Brad Fiedels atmosphärische Synthesizer-Titelmelodie erkennt jeder Filmfreund sofort und in der richtigen Stimmung besitzt sie durchaus Gänsehaut-Potential. Doch wenngleich „Terminator“ den verantwortungsvollen Umgang mit technischen Innovationen mahnt und die Angst vor einem Atomkrieg – ein denk- und für Kunstschaffende dankbares Szenario zu Zeiten des Kalten Kriegs – nicht nur aufgreift, sondern regelrecht schürt, ist er dann doch auch ein Film für simple Gemüter, die gern muskulöse Männer mit dicken Wummen ballern sehen oder einem Waffenfetisch aufsitzen. Doch da Schwarzeneggers Gestalt hier in erster Linie noch Mittel zu Zweck ist und nicht der ganze Film um ihn herum konstruiert wurde, das Verhalten seiner Rolle zudem in keiner Weise als nachahmenswert verkauft werden soll, hat sich diese gelungene Alptraumvision um Objektivität bemühte 7,5 von 10 Telefonbucheinträgen zweifelsfrei verdient.

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